Schüleraustausch
Lindau

Alpenpanorama in Bregenz, Österreich © Aneesa Delpachitra

​Mein neues Leben in Lindau

Die Oberstufenschülerin Anessa Delpachitra tauschte den neuseeländischen Sommer gegen den bayerischen Winter: In Deutschland fand sie eine Gastfamilie, eine Gastschwester und lernte Schule und Schnee in Bayern kennen.

In diesem Jahr wollte ich einmal die Sommerferien nutzen, um eine ganz andere Kultur am anderen Ende der Welt kennenzulernen. Im Rahmen eines Kulturaustauschs lebte ich in einer deutschen Gastfamilie, ging mit meiner Gastschwester zur Schule und lernte das Leben in Deutschland kennen. Ich bin jetzt seit einem Monat hier und habe schon mehr erlebt als ich mir jemals erträumt hätte.

Winterwunderland

Als Neuseeländerin habe ich noch nie so viel Schnee gesehen wie die Alpen diesen Winter zu bieten hatten. Von den Berggipfeln aus sieht die Landschaft aus wie auf einer Postkarte: Die Bäume sind mit glitzerndem Schnee bedeckt und die kleinen Holzhäuschen sind mit Eiszapfen verziert. Für mich bedeutet Dezember eigentlich Sommer. Als ich mit meiner Familie und mit Freunden hier über die Weihnachtsmärkte geschlendert bin, wo an jeder Ecke Lichter leuchten, Lachen zu hören ist und überall pure Lebensfreude herrscht, wurde es mir allerdings auch hier ganz schön warm ums Herz!

Ein Weihnachtsmarkt in Friedrichshafen © Aneesa Delpachitra Die vielen alten und romantischen Burgen, Kirchen und historischen Altstädte zu entdecken, war ebenfalls eine neue und wahnsinnig aufregende Erfahrung. Jetzt verstehe ich, warum Deutschland die Heimat vieler Märchen ist. Die Landschaft hier ist wirklich zauberhaft schön, angefangen von tiefgrünen schneebedeckten Wäldern über erhabene von Seen umgebene Burgen bis hin zu scheinbar in weißen Zuckerguss getauchten Bergregionen.

Sonnenunternang am Schloss Neuschwanstein  © Aneesa Delpachitra Kulturaustausch

Wie könnte man die deutsche Kultur besser kennenlernen, als in einer deutschen Familie wie ein ganz normaler deutscher Teenager zu leben? Ich esse alles, was die anderen auch essen, darunter viele bayerische und schwäbische Spezialitäten. Um die Weihnachtszeit ging der Vorrat an den hier für die Jahreszeit typischen Plätzchen nie zu Ende. Neu war für mich auch, dass quasi auf allen Lebensmitteln ein „Bio“-Aufkleber prangte!

Plätzchenbacken mit meiner Gastschwester © Aneesa Delpachitra In der deutschen Schule habe ich auch das ganze Programm an Weihnachtsfeierlichkeiten kennengelernt: Ich habe mit der Schulband Weihnachtslieder gesungen, auf den Fluren bildeten sich zu weihnachtlichen Klängen Flashmobs, ein Wirtschaftslehrer hat sich als Nikolaus verkleidet und der Schuldirektor hat Mandarinen verteilt.

Und an Silvester stand buchstäblich der ganze Himmel in Flammen, als wir vom Bodensee aus das Feuerwerksspektakel in vier Ländern beobachten konnten.

Blick auf den Bodensee aus Voralberg, Österreich © Aneesa Delpachitra Deutsch als Crash-Kurs

Ich lerne hier viel mehr als bei einem normalen Familienurlaub oder als Touristin. Mein Deutsch wird jeden Tag besser; kein Wunder, ob in der Schule, im Radio, in der Zeitung oder in Filmen, die Sprache umgibt einen ständig. Am Anfang habe ich mich ein bisschen wie ein Goldfisch gefühlt, den man ins Meer geworfen hat, aber nach nur einem Monat spreche ich ständig Deutsch. Mit der Grammatik hapert’s zwar noch ordentlich, aber ich plaudere genauso viel wie zuhause auf Englisch. Manches fällt mir allerdings noch schwer, etwa, den derben bayerischen oder schwäbischen Dialekt zu verstehen oder mit meinem begrenzten Repertoire an deutschen Adjektiven zu beschreiben, wie toll ich es hier finde.

Hafenimpressionen in Lindau © Aneesa Delpachitra Außerdem weiß ich jetzt genau, wie der deutsche Alltag funktioniert: Sehr organisiert und durchstrukturiert! Die Deutschen sind außerdem sehr umweltbewusst, und wenn es irgendetwas zu feiern gibt, sind sie stets mit ganzem Herzen bei der Sache.

Faschingsumzug in Neuravensburg © Aneesa Delpachitra Erfahrungen fürs Leben

Meine Zeit hier war viel mehr als nur eine Sprachreise: Für mich war es die Chance, das Leben in Deutschland kennen und lieben zu lernen. Ich habe tolle Freunde und eine sehr liebenswerte neue Familie gefunden, die mir beim Lernen der Sprache viel geholfen und mir sehr viel gezeigt haben. Alle waren wirklich nett und wir haben viel gelacht. Die Menschen, die ich hier kennengelernt habe, was ich hier gelernt und erfahren habe, all das werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Kurz, der Kulturaustausch war der perfekte Weg, dieses faszinierende Land hautnah zu erleben.

Wandering through the streets of Konstanz © Aneesa Delpachitra