Verbindungen
Wellington
Der Umzug in eine neue Stadt bedeutet auch, dass man sich neue soziale Netzwerke aufbauen muss. Als ich Anfang 2013 in Wellington ankam, um an der Victoria Universität zu promovieren, kannte ich nur eine Hand voll Leute, die ich einige Jahre zuvor während meines Studentenaustauschs kennengelernt hatte.
Leider waren die meisten Bekanntschaften, die ich damals gemacht habe, Austauschstudenten so wie ich, die früher oder später wieder in ihre Heimatländer zurückkehren mussten. In einer kleinen Stadt wie Wellington, in der so gut wie jeder jeden kennt, sind ein paar wenige Kontakte jedoch schon sehr viel wert.
Schneeball Netzwerke
Eine meiner Strategien mit Wellingtons Musikern in Kontakt zu treten wird in den Sozialwissenschaften als „Schneeball Sampling“ bezeichnet. Beim Schneeballsystem wird ein erster Fall oder eine kleine Anzahl von Personen einer bestimmten Gruppe identifiziert, die dann wiederum andere potenzielle Probanden vorschlagen, um die Stichprobe zu erweitern. Somit soll sich die Gruppe wie ein rollender Schneeball vergrößern. In den ersten Wochen an der Victoria University habe ich Nick kennengelernt, ein bekannter, gut vernetzter Musiker und Doktorand der Musikwissenschaften. Wir haben uns über seine Forschung und die neuseeländische Jazzszene unterhalten und über mein Forschungsvorhaben, mich mit Wellingtons lokaler Musikszene auseinander zu setzen. Über Facebook hat er mich einigen seiner Musikerfreunden vorgestellt und sie gefragt, ob sie Interesse hätten, an meinem Projekt teilzunehmen – und der (Schnee-) Ball fing an zu rollen...Musikalische Netzwerke
The Moorings Ballsaal vor einem Konzert | © Katie Rochow Eine weitere Möglichkeit, mein soziales Netzwerk zu erweitern bestand darin, die Musiker direkt während oder nach einer Show anzusprechen. Auf diese Art und Weise habe ich den Musiker Mike kennengelernt, der mir meine erste eigene Bühnenerfahrung in Neuseeland ermöglichte. Vor einigen Wochen war ich auf einer Hausparty in Newtown, auf der ich Mike nach dem Auftritt seiner Band Cumbia Blazera angesprochen habe. Wir haben uns über Musik und das Leben unterhalten. Ich erzählte ihm von meinem Forschungsprojekt und erwähnte, dass ich selbst auch Musik mache, mich jedoch nicht oft auf die Bühne traue, sondern eher im stillen Kämmerlein musiziere.Nach dem Auftritt – Von the Moorings zurück nach Hause | © Katie Rochow Obwohl ich Mike noch nie zuvor getroffen hatte, war er fest davon überzeugt dass ich auf die Bühne gehen und meine Musik spielen sollte, bevor ich Neuseeland irgendwann verlassen würde. Bei dem Gedanken auf einer Bühne zu stehen, Gitarre zu spielen und zu singen wurde mir etwas mulmig und ich war viel zu nervös, um selbst ein Konzert zu organisieren. Ein paar Tage nachdem ich Mike getroffen hatte, meldete er sich bei mir und ließ mich wissen, dass mein erster Gig im Hinterhof von The Moorings stattfinden würde – einem histo-rischen Wohnhaus, das häufig auch als Veranstaltungsort genutzt wird.
Katie’s erster Auftritt | © Katie Rochow Während des Auftrittes war ich zwar ziemlich nervös aber gleichzeitig auch glücklich und fasziniert auf welche magischen Art und Weise ich schließlich meinen Weg auf die Bühne gefunden hatte. Es war ein großartiges Gefühl meine Musik für meine Freunde, Freunde von Freunden und die größere „musikalische Familie“, die ich in den letzten Jahren in Neuseeland gemacht habe, spielen zu können.