Das KinoFest ist das jährliche Festival des Goethe-Instituts in Südostasien und Neuseeland für zeitgenössisches deutsches Kino. Das diesjährige kuratierte Programm findet vom 2. bis 10. November im Vic Devonport in Auckland statt.
Kuratiert von der Filmexpertin Lisabona Rahman, zielt das Kinofest-Programm 2024 darauf ab, die Rolle des Kinos bei der Überbrückung kultureller Unterschiede hervorzuheben, einen gemeinsamen Raum für Empathie und Unterhaltung zu schaffen und die Vielfalt der deutschen Gesellschaft widerzuspiegeln.
Kuratorischer Ansatz: Global Ties, Personal Journeys
Wir schreiben das Jahr 2024, fast ein Viertel des 21 Jahrhunderts. Deutschland ist ein Land, dessen Gesellschaft immer vielfältiger und komplexer wird und das sich bemüht, dieser Realität gerecht zu werden, indem es sich darauf vorbereitet, viele Stimmen zu repräsentieren, insbesondere durch seine junge Bevölkerung.
Das Programm des Filmfestivals 2024 stellt die Jugend in den Mittelpunkt, um die Gesellschaft durch fiktionale und dokumentarische Figuren darzustellen. Durch ihre Augen sind wir eingeladen, die Reise der Selbstfindung zu entdecken, die Veränderungen der Länder und Kulturen zu erkennen, während die Jugendlichen ihre Identitäten formen und immer unabhängiger werden. Die Welt knüpft weiterhin verschiedene Bande, die sie zusammenhalten, wobei jede Reise eine persönliche Erfahrung ist und in stark kontrastierenden Realitäten stattfindet, die von täglich immer stärker werden. Das Kino bietet die Möglichkeit, sich zu vernetzen und Stimmen aus unterschiedlichen Positionen zu hören. Genau diesen Raum wollen wir der Zuschauerschaft mit diesem Festival bieten.
Die deutsche Filmbranche blickt auf eine lange Geschichte zurück, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts eine Vielzahl von Talenten hervorgebracht hat und reich an Experimenten mit Genres, Stilen und Sprachen ist. Die vorhandene Infrastruktur für das Filmemachen - von Filmstudios über Fördersysteme bis hin zu Filmschulen und Festivals - hat es einer Vielzahl von Talenten ermöglicht, ihre Ideen zu entwickeln und als filmisches Talent sowie Visionen umzusetzen. Filmemacher unterschiedlicher Herkunft und Lebenserfahrung finden im Kino ihren persönlichen Ausdruck und erfinden bestehende Erzählarten neu. Sie erzählen nicht nur anders, sie erzählen auch andere Geschichten. Um dies zu tun, erkunden sie verschiedene Möglichkeiten: Was wäre, wenn wir die Vergangenheit kreativ fabulieren könnten, indem wir Computergraphik-Tools oder bewegte Gemälde verwenden?
Diese filmischen Experimente bieten dem Publikum Abenteuer in den unendlichen Weiten der Fantasie. Das Kinofest zeigt Filme, die reale Geschichten erzählen, die von kollektivem Verlust und Schmerz handeln, aber auch vom Erwachsenwerden, von der Suche nach dem eigenen Lebenssinn und der Bildung einer Familie bzw. einer Gemeinschaft. Diese Form des Kinos ermöglicht es uns, über die Herausforderungen der heutigen deutschen Gesellschaft nachzudenken, die mit den Spuren einer traumatischen Vergangenheit und der Geschichte gewalttätiger Reaktionen auf Migrantengemeinschaften konfrontiert ist. Das Programm zeigt auch gut gemachte Geschichten über unglückliche Romanzen, Geheimnisse, moralische Dilemmas und wachsende Freundschaften. Neben den Dokumentarfilmen bietet das Programm einen umfassenden Einblick in aktuelle Produktionen, die erfolgreich in Kinos oder auf Festivals im In- und Ausland gelaufen sind. Alle Filme zeigen eine starke Verbindung auf globaler Ebene, wobei jede persönliche Reise eine einzigartige Erfahrung bietet, um aus den Herausforderungen von Migration, Behinderung oder Genderfragen zu lernen.
Mit diesen unterschiedlichen Geschichten möchte das Kinofest 2024 die Rolle des Kinos hervorheben, kulturelle Unterschiede zu überbrücken, nationale Zusammenhänge zu veranschaulichen und einen gemeinsamen Raum der Empathie und des Vergnügens zu schaffen, der die sich ständig verändernde Vielfalt der deutschen Gesellschaft und darüber hinaus widerspiegelt.
Fünf Reisende teilen sich eine nächtliche Taxifahrt von München nach Hamburg. Unfreiwillig geführte Gespräche legen Lebensgeschichten frei und entfalten ein das die heutige deutsche Gesellschaft prägende Gewebe der Vielfalt.
Die Theorie von Allem
Eine spannungsreiche Geschichte – in schwarzweiß - entfaltet sich während eines internationalen Physikerkongresses in den Schweizer Bergen. Bizarre Wolkengebilde und Geheimnisse der Bergwelt bilden den Rahmen für wissenschaftliches Gerangel und eine mysteriöse Romanze.
Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen
Tobi erhält eine Schatztruhe und will ihr Rätsel lösen. Dafür muss er Marina, seine Kindergartenfreundin finden. Die Suche ist ein Abenteuer durch Vietnam, die Mongolei und den Amazonas-Regenwald.
Das Lehrerzimmer
Die junge Lehrerin Carla wird an ihrer neuen Schule mit einem Fall von Diebstahl konfrontiert. Sie gerät in ein Dilemma aus Druck der Lehrergemeinschaft, Regeln der Schule und ihr Gerechtigkeitsgefühl.
Landrauschen
Anna ist Sicherheitsbeauftragte und lebt zusammen mit ihrer Tochter Iris in einem luxuriösen Hochhaus am Waldrand. Hier zu leben, abgeschirmt von der bedrohlichen Umwelt, ist das Ziel vieler Menschen. Als der Hund des Hausmeisters jedoch verschwindet, kriecht die Angst unter der Türschwelle ins Gebäude.
Die Odyssee
Das Leben der Geschwister Kyona und Adriel ändert sich, als ihr Dorf überfallen wird. Ihre Suche nach Frieden entfaltet sich auf ölbemaltem Glas. Ein Wechselspiel zwischen Phantasie und Realität.
She Chef
Agnes gewinnt einen Kochwettbewerb, macht ihre Ausbildung als Köchin und reist durch Europa, von einem Luxusrestaurant zum nächsten. Nur 6% der Frauen führen ihren Beruf als Köchin fort. Agnes stört das.
Liebe Angst
Als Kind muss Lore die Deportation ihrer Mutter in ein Konzentrationslager miterleben. Sie verschweigt viel, kopiert und archiviert Nachrichten. Lores Tochter Kim versucht, Gespräche anzustoßen und die Familiengeschichte nachzuzeichnen.
Im Toten Winkel
Einer der Protagonist*innen eines Dokumentarfilms verschwindet während der Dreharbeiten. Ein kleines Mädchen besitzt einen durchdringenden Blick. Über Generationen hinweg prägen Angst und Bedrohung den Alltag und dahinter steckt eine Spionageorganisation.
Sieger Sein
Mona, kurdisch-syrische Schülerin in Berlin, nutzt ihre Fußballkünste, um sich an ihrer neuen Schule einzuleben. Sie vermisst ihre Tante, eine Freiheitskämpferin für ein Land, das ihre Familie verlassen musste.
Herzsprung
Der Niedergang der DDR ließ viele junge Menschen arbeitslos werden. Liebe war Lebensantrieb, und Wut und Frustration schlugen in Aggression und Rassismus um. Der Film dehnt den Ostalgie-Begriff mit scharfer Sozialkritik.
Abschlussfilm: Shahid
Was verbirgt sich hinter einem Namen? Die Lebenslast, sagt Narges Kalhor. Sie setzt sich mit ihrer persönlichen Geschichte und ihren Erfahrungen als Geflüchtete mit einer humorvollen und eindringlichen Filmsprache auseinander.