2017
Eins, zwei, – und los! „Umwelt macht Schule“ startete mit viel Power in Berlin

Konferenz
Foto: © Goethe-Institut

Schüler und Lehrer aus insgesamt 14 Ländern der Region Osteuropa und Zentralasien, Westeuropa und sogar Argentinien sitzen aufgeregt in der großen Aula der Jugendherberge Ostkreuz in Berlin. Es geht gleich los: Die Konferenz „Umwelt macht Schule: Denken, Forschen, Handeln!“ startet zum dritten Mal. Das Goethe-Institut Moskau hat es möglich gemacht, 60 Schülerinnen und Schüler sowie 30 Lehrkräfte für diesen Austausch einzuladen.
 
Über 200 Projekte waren es, die eingereicht wurden. Davon wurden 18 von fünf Jurymitgliedern aus der deutschen Wissenschaft und Politik ausgewählt. Ja, und nun geht’s gleich los. Es wird still. Feierlich werden die Grußworte des Generalsekretärs des Goethe-Instituts Johannes Ebert vorgelesen: „Es sind nicht die großen Gesten in diesem Projekt, die zählen, sondern das, was wir täglich tun und entscheiden. Und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollen nicht wegschauen, sondern setzten sich dafür ein, dass die Welt ein Stück besser wird – und jedes Projekt tut dies auf seine Art.“ An der Reaktion auf diese Worte merkt man, dass dies genau das ist, was diese jungen Leute auch spüren und vor allem wollen. An Stellwänden links und rechts im Raum sind die Plakate der Schülerinnen und Schüler ausgehängt. Sie sind mit viel Liebe gemacht: bunt, kreativ, ehrlich. Man sieht, die Schülerinnen und Schüler nehmen ihre Mission wirklich ernst. Und ihre Mission ist es – so pathetisch das jetzt klingen mag – die Welt besser zu machen. Mit Sicherheit ist das auch nicht dem Experten für Nachhaltigkeit und Vertreter des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. Bernhard Felmberg, entgangen. „Wir alle leben hier auf diesem Planeten. Wir teilen uns diesen Planeten. Und wir müssen ihn gemeinsam schützen!“, sagte er bei seiner Begrüßung. Das lässt sich hier niemand zwei Mal sagen. Was es hier nicht alles für Initiativen gibt! Schülerinnen und Schüler aus Kotowka zum Beispiel, einem Dorf in Russland mit 950 Einwohnern, kämpfen für den Erhalt des durch verschmutzte Gewässer bedrohten Flussotters. Zu nennen sei auch das Projekt der Mädchen aus dem schönen Odessa am Schwarzen Meer in der Ukraine: Sie versuchen in ihrer Stadt auf Trinkwasserprobleme aufmerksam zu machen. Es gäbe nicht genug, vor allem nichts qualitativ Gutes. Schülerinnen und Schüler aus der Berufsschule Ishewsk in Russland, einer Stadt, die für ihre Industrie und unter anderem Kalaschnikow bekannt ist, haben sich ausgedacht, wie man Holzreste am besten verarbeitet. Sie erzählen, wie sie drei Holzpressen gebaut haben, um aus Holzmehl Briketts herzustellen, die sehr gut und lange brennen. Ein Brikett geben sie sogar durch die Reihen. Es ist wirklich bemerkenswert, was die Schüler mit ihren eigenen Kräften geschafft haben.
 
Die Schülerinenn und Schüler aus Puschkin bei St. Petersburg säubern Teiche im berühmten Archangelspark. Hier ist einst Zarin Ekaterina die Große spazieren gegangen, denn Puschkin ist für die Winterresidenz der Zarin mit dem Bernsteinzimmer berühmt. Die Gewässer sind hier allerdings mittlerweile in einem bedenklichen Zustand. Alexej (17) gehört auch zum Puschkin-Team. Er sagt, die Geschichte der Teiche, der Wasserkanäle und der Parkanlage der Stadt hätte ihn an dem Projekt genauso gereizt wie der Nutzen für die Umwelt und die eigene Stadt. „Wenn wir so weiter machen wie bisher überall auf der Welt, dann gehen wir bald alle kaputt, deswegen ist ‚Umwelt macht Schule‘ so wichtig“, ergänzt er schüchtern.
 
Arusiak (15) aus Armenien kümmert sich schon seit fast zwei Jahren um den wunderschönen und größten See Armeniens – den Sevan. Sie hat Tränen in den Augen, wenn sie über den See und die zunehmende Umweltverschmutzung dort spricht. Einige einzigartige Fischsorten gibt es kaum noch und man findet viel Müll an den Ufern. „Ich will einfach, dass unser See wieder sauber ist, wir müssen ihm diese Chance geben. Er soll der sauberste See der Welt sein!“, erzählt sie und von ihr geht eine solche Energie aus, dass man sofort weiß: Sie und ihre Freunde schaffen das.
 
Überhaupt geht hier ein helles Licht von allen Teilnehmenden aus, aber auch die Augen der Jurymitglieder leuchten. Und die hatten keinen einfachen Job, sondern die Qual der Wahl. Sie mussten entscheiden, wer nach Berlin kommen kann.
 
Dr. Georg Heiss von der FU Berlin, Institut für Geologische Wissenschaften, sagt ganz offen: „Es ist uns total schwer gefallen, die Projekte auszuwählen. Es wäre schön, einfach ein paar Raketen weniger zu bauen und das Geld stattdessen in solche Initiativen zu stecken, um mehr jungen Menschen zu ermöglichen hierherzukommen!“
 

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