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Dossier Deutsch unterrichten
Schule, Schüler*innen, Eltern – Wie kommuniziert man miteinander?

Wenn die Kommunikation zwischen Familie und Schule funktioniert, sind die Leistungen und das Verhalten der Schüler*innen mit hoher Wahrscheinlichkeit besser und die Fortschritte leichter vorhersehbar. Die Aufgabe von Lehrkräften und Schulleitung besteht darin, einen sicheren Raum für die Entwicklung der Schüler*innen zu schaffen, in dem sie keine Angst haben, sich zu äußern, in dem sie Unterstützung bekommen und in dem der Umgang von gegenseitigem Respekt geprägt ist. Auch die Eltern sind ein wichtiges Bindeglied im Bildungsprozess, denn ihr Engagement und ihre Kommunikation mit der Schule und dem Kind haben direkten Einfluss auf dessen Lernerfolg. Alle vier Gruppen – Schulverwaltung, Lehrkräfte, Schüler*innen und Eltern – sind also Beteiligte am Bildungsprozess. Dies bedeutet, dass ein Kontakt zwischen allen Beteiligten hergestellt werden muss, und zwar sowohl unter allen gemeinsam als auch zwischen den einzelnen Gruppen.

Mangelnde Interaktion oder ein unzureichender Kontakt zwischen diesen Gruppen kann dazu führen, dass jede*r am Bildungsprozess Beteiligte (Lehrkräfte, Schüler*innen, Eltern und Schulleitung) seine/ihre eigene, oft verzerrte Sicht der Dinge entwickelt – und es dadurch schwierig wird, eine gemeinsame Sprache zu finden.
Lassen Sie uns Probleme der Kontaktpflege und Kommunikation am Beispiel der Beziehungen zwischen Eltern und Lehrkräften betrachten. Beide Parteien sind an der Heranbildung des betreffenden Kindes interessiert, doch oftmals haben die Eltern nicht die Möglichkeit, die Arbeit des Lehrers oder der Lehrerin wirklich zu beurteilen. Der Lehrkraft wiederum fehlen vielleicht bestimmte Informationen über das Kind, die sie bräuchte, um die Situation richtig einzuschätzen, und sie ist gezwungen, ihre Schlüsse allein auf der Grundlage des Dialogs mit dem Kind zu ziehen. Eltern erfahren etwas über Lehrer*innen und das Schulgeschehen meist nur von den Kindern und sehen daher nicht das ganze Bild. Oft ist ihnen nicht bewusst, welche Aufgaben eine Lehrkraft neben dem Unterrichten sonst noch hat und dass die Schulleitung den Lehrkräften zusätzliche Ziele setzt. Der Kontakt zwischen diesen beiden Gruppen sollte in Chaträumen und auf Elternversammlungen gepflegt werden. Letztere sind jedoch meist mit organisatorischen Fragen und Berichten über die Fortschritte der Kinder gefüllt. Zudem finden solche Elternversammlungen nicht sehr häufig statt. Auch Chaträume sind nicht für ein offenes Gespräch geeignet. Es ist also für beide Seiten kaum möglich, sich besser kennen zu lernen. Daher ist es für die Eltern oft schwierig, das Schulleben ihres Kindes zu verstehen. Außerdem projizieren Eltern in der Regel ihre eigenen Schulerfahrungen auf die moderne Schule. Es ist zwar schön, wenn diese Erfahrungen positiv waren, aber oft sieht die heutige Realität anders aus. 

Wenn wir darüber nachdenken, wie die Kommunikation zwischen Schulleitung und Eltern strukturiert ist, und uns an unsere eigenen Erfahrungen als Eltern oder in der Kindheit erinnern, werden die meisten von uns feststellen, dass es über weite Strecken praktisch keinen solchen Kontakt gibt, es sei denn, das Kind zeigt Verhaltensauffälligkeiten oder schlechte Leistungen. Die Schulleitung schaltet sich oft nur in Problemsituationen ein, wenn die Lehrerinnen und Lehrer damit nicht allein fertig werden. 

Auch die Schüler*innen interagieren gewöhnlich kaum mit der Schulleitung. Der Kontakt wird in diesem Fall indirekt, über die Lehrkräfte, hergestellt. 
Alle zusammen treffen sich diese Gruppen in einer durchschnittlichen Schule überhaupt nicht. Sie kommunizieren nicht in Form eines offenen Gesprächs, in dem alle Seiten Sensibilität, Geduld und Respekt füreinander zeigen könnten. Dabei haben alle Beteiligten im Wesentlichen das gleiche Ziel: den Kindern eine hochwertige Ausbildung zu bieten, ihre Kompetenzen und Fähigkeiten zu entwickeln und einen Raum für ihre persönliche Entwicklung zu schaffen.

Die Kommunikation zwischen Schule und Elternhaus kann z.B. darin bestehen, dass Erstere die Eltern über Fortschritte oder Schwierigkeiten ihres Kindes informiert und sie zu Schulveranstaltungen, Versammlungen und Beratungsgesprächen einlädt. Die Eltern wiederum können der Schule wertvolle Informationen über ihr Kind, seine Bedürfnisse und Erwartungen liefern, die den Lehrkräften helfen, diese Bedürfnisse besser zu verstehen und zu befriedigen.

Der erste Schritt zum Aufbau einer wirksamen Kommunikation besteht darin, dass alle Beteiligten erkennen, wie wichtig es ist, ein gutes Verhältnis zueinander zu entwickeln. Die Lehrkraft kann die treibende Kraft sein, die diesen Prozess in Gang setzt und allen Beteiligten hilft, eine Verbindung zueinander herzustellen. Wir möchten Ihnen an dieser Stelle verschiedene Möglichkeiten der Kontaktpflege in Erinnerung rufen und Ihnen einige Projekte vorstellen, die neue Formen der Kommunikation und Kooperation zwischen Schule, Schüler*innen und Eltern ermöglichen. 

  • Organisieren Sie regelmäßig Treffen und Versammlungen für Eltern. Vernachlässigen Sie dieses Instrument nicht zu Gunsten von Chatgruppen. Präsenzveranstaltungen bieten immer ein Mehr an Kommunikation und ermöglichen den persönlichen Kontakt zu den Eltern. Es kann durchaus wichtig sein, unter vier Augen mit ihnen zu sprechen. Die möglichen Formate und Themen solcher Treffen sind vielfältig. Laden Sie die Eltern zu Konferenzen, anderen Veranstaltungen und offenem Unterricht ein. Organisieren Sie auch direkte Treffen zwischen Schulleitung und Eltern, damit Letztere mehr über Pläne und Projekte der Schulleitung erfahren können, an denen aktuell gearbeitet wird, aber auch darüber, was bereits erreicht worden ist.
  • Nutzen Sie moderne Technologien, um zwischen solchen Präsenz-Treffen in Kontakt zu bleiben und sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten: Messengerdienste, andere soziale Medien, E-Mail. Wir empfehlen Ihnen, all diese Instrumente sowohl den Eltern als auch den Kindern zugänglich zu machen. Manchmal ist es für die Schüler*innen einfacher, Ihnen eine Nachricht zu schreiben und Ihnen per Messenger eine Frage zu stellen oder ein Ereignis oder Problem mitzuteilen, als mühsam einen Zeitpunkt für ein persönliches Gespräch zu erfragen, an dem Sie als Lehrkraft zur Verfügung stehen.
  • Nutzen Sie Kommunikationskanäle, über die die Schule bereits verfügt, sei es die Schul-Website, seien es Gruppen in sozialen Medien oder Rundbriefe. Alternativ können Sie anbieten, solche Kanäle einzurichten. Weisen Sie sowohl Eltern als auch Kinder und vielleicht auch andere Lehrkräfte auf die bestehenden Kanäle hin. Achten Sie darauf, dass die über diese Kanäle verbreiteten Informationen stets auf dem neuesten Stand sind.
  • Erhöhen Sie Ihre Qualifikationen nicht nur in Ihrem Fach, sondern auch im Bereich der Kommunikation. Laden Sie die Schulleitung ein, eine allgemeine Schulung oder einen Workshop zu diesem Thema zu organisieren. Ein stärkerer Zusammenhalt des Teams und ein gemeinsames Verständnis der Grundlagen der Kommunikationsorganisation tragen zu einer effektiveren Kommunikation zwischen der Schule und den Familien bei.
  • Vergegenwärtigen Sie sich aktuelle Trends im Bildungswesen, wie zum Beispiel den Trend einer verstärkten Partizipation. Informieren Sie Eltern und Schüler*innen über diesen Ansatz und leben Sie ihn in Ihrer eigenen Praxis und in der Schule als Ganzes vor. Die partizipative Gestaltung des Schullebens ist eng mit einer Förderung des Verantwortungsbewusstseins der Schüler*innen verbunden. Indem sie die Schule (das Gebäude, die Klassenzimmer, die Flure, die Menschen, die sie bevölkern) als etwas betrachten, für das jeder und jede mitverantwortlich ist, entwickeln die Schüler*innen neue Ideen zur Verbesserung des Schulumfelds. Und wenn dann noch manche Vorschläge in die Praxis umgesetzt werden können, so stärkt dies die Bereitschaft der Schüler*innen zum Mitwirken und ihre Lernmotivation. Es gibt auf der Welt viele Beispiele dieser Art: Höfe, die im Rahmen von Schülerprojekten verschönert werden, Veranstaltungen, die von Schülerinnen und Schülern organisiert werden, Flurwände, die von Kindern bemalt werden, verschiedenste Veränderungen in den Schulräumen, die Schüler*innen sich ausdenken und selber umsetzen, gemeinsame Schüler-Eltern-Projekte etc.
Zu letzterem Aspekt hat das Goethe-Institut mehrere Projekte entwickelt, die Ihnen und Ihren Schülerinnen und Schülern dabei helfen, den Geist der Partizipation zu wecken und nicht zuletzt auch die Kommunikation mit den Eltern und der Schulleitungauf eine neue Ebene zu heben. Die Spiele „Bau!Schule“ und „Klasse mit Klasse“ eignen sich hervorragend, um Schüler*innen in ein neues Format der Interaktion mit Erwachsenen einzuführen. Und wenn dann die Zeit für eine „Zusammen KLASSE“-Veranstaltung gekommen ist, werden sie sich sicherer fühlen und in der Lage sein, ihren Eltern bei der Kommunikation mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu helfen. Lesen Sie unten mehr über die einzelnen Projekte.

Klasse mit Klasse

„Klasse mit Klasse“ ist ein Simulationsspiel. Es kann online oder von Angesicht zu Angesicht, mit gedruckten Rollenkarten, Arbeitsblättern und Hinweisen, gespielt werden. Auf einer speziellen Plattform kann sich jede Lehrkraft registrieren, das Spiel für einen bestimmten Tag und eine bestimmte Uhrzeit ansetzen und ihre Schüler*innen zur Teilnahme einladen. Sogar Schüler*innen aus verschiedenen Städten können für das Spiel zusammengebracht werden. Der Kern des Spiels besteht darin: Die Schule schließt die Cafeteria, einen kleinen Laden, der bisher alle an der Schule mit Essen und Getränken versorgt hat. Die Schüler*innen bieten an, ihr eigenes Café zu organisieren. Die Schulleitung, Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern beteiligen sich an der Lösung des Problems. Ziel des Spiels ist es, in Arbeitsgruppen nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen, diese anschließend in einer Vollversammlung vorzustellen und sich auf Lösungsvorschläge und deren Umsetzung zu einigen. Neben dem Trainieren der deutschen Sprache ist dies eine gute Gelegenheit für die Schüler*innen, sich in neuen Rollen auszuprobieren und ein besseres Verständnis für Lehrer*innen, Eltern und vielleicht auch die Schulleitung oder beispielsweise den/die Hausmeister*in zu entwickeln. Das Spiel richtet sich an Kinder ab 11 Jahren, ist aber auch für Erwachsene interessant.

Bau!Schule

„Bau!Schule“ ist ein Browserspiel für Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren. Im Mittelpunkt stehen die Schule, ihre Räumlichkeiten und die Menschen, die jeden Tag in die Schule kommen: Lehrkräfte, Schüler*innen, Schulleitung, Hausmeister und Sicherheitspersonal. Der/Die Spieler*in schlüpft in die Rolle eines Zehntklässlers bzw. einer Zehntklässlerin, der/die versucht, mit klassischen Problemen, die es an Schulen gibt, fertig zu werden und dafür unkonventionelle Lösungen zu finden. Indem er/sie den Raum verändert, technische Innovationen zum Einsatz bringt oder einfach die Anordnung von Möbeln und Lichtquellen verändert, verwandelt er/sie die Schule und hilft gleichzeitig seinen/ihren Freund*innen. Die Schule verändert sich und wird idealerweise individueller, kreativer, technologischer, futuristischer, integrativer und/oder nachhaltiger. Die Auswahl der Kriterien basiert auf Studien zur Verbesserung von Schulen und deren Umfeld, kurz zur Schule der Zukunft. Die Entwickler*innen haben Spielregeln, reale architektonisch-technische Lösungen und 3D-Modelle kombiniert und das Spiel mit interessanten Fakten und Hinweisen versehen, die den Spielenden helfen, die Beziehung zwischen dem Raum und unseren Reaktionen darauf zu verstehen. Das Spiel regt dazu an, über Möglichkeiten nachzudenken, den Raum, also die eigene Schule, zu verändern, fördert einen kritischen Blick und Kreativität und motiviert zur Entwicklung neuer Ideen. Das Spiel ist auf Deutsch und Russisch erhältlich. Andere Sprachversionen sind in der Entwicklung. Das Spiel „Bau!Schule“ können Sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern aber problemlos auch auf Deutsch spielen, denn die Zeichnungen und generell die gesamte Oberfläche sind so gestaltet, dass die Dinge leicht verständlich sind. Das Spiel fördert Soft Skills wie vernetztes Denken, Team- und Kommunikationsfähigkeit, emotionale Intelligenz und Eigeninitiative. Ergänzend bietet das Goethe-Institut ein fertiges Set verschiedener didaktischer Materialien an, bestehend aus Spielen, Arbeitsblättern, Zusatzinformationen und einem fächerübergreifenden Projekt.

Zusammen KLASSE!

„Zusammen KLASSE“ ist ein spezielles Veranstaltungskonzept für die Schule, das darauf abzielt, einen Dialog zwischen allen am Bildungsprozess Beteiligten herzustellen. Es handelt sich nicht um eine klassische Versammlung. “Zusammen KLASSE!” kann sowohl für eine kleine Gruppe als auch für die ganze Schule organisiert werden. Das Wichtigste dabei ist, dass alle Akteure gleichberechtigt sind und jede*r mit seiner/ihrer Meinung gehört wird. Das Goethe-Institut hat ein Handbuch mit detaillierten Anweisungen und Erläuterungen entwickelt, das auf der Projektwebsite zur Verfügung steht. 
Die Veranstaltung ist für etwa 90 Minuten konzipiert, also so kurz, dass die meisten Eltern, Schüler*innen und Lehrkräfte problemlos an der gemeinsamen Aktion teilnehmen können. Während der „Zusammen KLASSE“-Veranstaltung sind die Teilnehmer*innen aufgefordert, eine Reihe interessanter Aufgaben zu lösen, im Team ein Brainstorming durchzuführen; den Abschluss bilden eine Networking-Phase und eine kurze Reflexion mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse. Die gesamte Veranstaltung dreht sich um die eigene Schule, und so wird es wohl niemanden unter den Teilnehmenden geben, der keine Gedanken und Ideen dazu entwickelt. Und am Ende kommt mit Sicherheit für jede*n etwas Nützliches heraus. Das Projekt stärkt das Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler. Sie merken, dass ihnen zugehört wird und dass sie akzeptiert werden. Zugleich werden sie sich bewusst, dass die Schule ein Ort ist, an dem sie sich sicher fühlen können. Die Schulleitung und die Lehrkräfte wiederum erhalten Informationen darüber, was die Kinder und das Personal an ihrer Schule mögen und was ihnen möglicherweise nicht gefällt. Und die Eltern werden durch die Veranstaltung besser verstehen, was mit ihren Kindern in der Schule geschieht, wo die Ursachen für bestimmte Verhaltensweisen und für gute und weniger gute Leistungen ihrer Kinder liegen und mit welchen Problemen sich die verschiedenen am Lernprozess Beteiligten konfrontiert sehen Auch können sie sich selbst dazu äußern.
 

autorin

Diana Morinowa
Expertin für Projekte im Bildungsbereich

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