Schnelleinstieg:

Direkt zum Inhalt springen (Alt 1) Direkt zur Hauptnavigation springen (Alt 2)

Wie viel Deutsch soll in einer Unterrichtsstunde gesprochen werden?

DU
© Getty Images

Eine Frage, auf die es immer noch keine eindeutige Antwort gibt und die unter Kolleg*innen mit unterschiedlichem Hintergrund heftig diskutiert wird, ist die Frage nach dem Verhältnis von Muttersprache und Zielsprache in der Rede des Lehrers im Klassenzimmer. Soll die Grammatik in der Muttersprache erklärt werden? Genaue Übersetzungen neuer Wörter geben? Den gelesenen Text wortwörtlich übersetzen? Oder sollten wir versuchen, bei der Einführung neuer Themen möglichst viel von der Sprache zu verwenden, die der Schüler gelernt hat? Die Muttersprache unseres Schülers ist eine Komfortzone. Und neues Lernmaterial ist etwas, das noch unverständlich und unerforscht ist, was Stress erzeugt. Daher ist es nur natürlich, dass man sich beim Verstehen einer Fremdsprache auf die Muttersprache verlassen möchte. Aber jede Lehrkraft weiß, dass der Schüler in der Zukunft in der Kommunikation mit einem Muttersprachler nicht die Möglichkeit haben wird, die Muttersprache zu verwenden. Daher steht die Lehrkraft ständig vor der Wahl: Wie viel Deutsch oder Muttersprache ist im Unterricht genug? Wo liegt die goldene Mitte, wenn die Sprache ihren Zweck erfüllt - die Kommunikation aufrechtzuerhalten, ein Wegweiser der Kultur zu sein - und in welcher Situation die Fremdsprache zu einer Ursache für Missverständnisse und Fehlerbildung werden kann.
Und lohnt es sich, den Gebrauch der Muttersprache im Deutschunterricht zu verteufeln?
Wir haben die Meinungen von Lehrerinnen und Lehrern mit langjähriger Unterrichtserfahrung zum Verhältnis von Muttersprache und Deutsch im Unterricht gesammelt und stellen sie Ihnen zur Verfügung.

Argumente für den aktiven Gebrauch der deutschen Sprache im Unterricht:

1. Erfüllung der internationalen Qualitätsstandards für kommunikativen Unterricht.
2. Zuhören und Hörverstehen.
3. Schaffung einer authentischen Atmosphäre im Klassenzimmer.
4. Die Sprache des Lehrbuchs "lebendig" machen und helfen, die Problemstellung im Lehrbuch oder an der Tafel zu verstehen.
5. Die Schülerinnen und Schüler motivieren, die Sprache, die sie lernen, aktiver zu verwenden und die Angst, Fehler zu machen, zu "verhindern" und die Sprachbarriere zu überwinden.
6. Eine große Chance (in manchen Momenten sogar eine berufliche Herausforderung) für Lehrkräfte, ihre Sprache für die Kommunikation mit den Schülern zu verbessern: Varianten zu finden, um verschiedene Konzepte und Themen zu erklären und die Fähigkeit zu trainieren, zwischen verschiedenen Ebenen der unterrichteten Sprache zu wechseln. 
7. Verbesserung der Metasprache, die besonders auf der Grundstufe A1-A2 wichtig ist.

Argumente dagegen:

1. Komplexe grammatikalische Fälle, die nicht ohne muttersprachliche Elemente oder nur durch Beispiele aus dem deutschen Sprachgebrauch erklärt werden können. Es besteht die Gefahr, dass die Einführung der neuen Struktur weiter erschwert wird.
2. Fehlende Erklärung abstrakter Wörter im Deutschen, wodurch die Gefahr eines Missverständnisses oder einer Fehlinterpretation des Wortes besteht. 3.
3. Fehlinterpretation der Problemstellung (hier kann man von einer Lösung in Form einer vereinfachten Problemstellung ausgehen, die "entlastet" und in kleine Schritte unterteilt ist).
4. Ausgleich von Defiziten im Unterricht: Die Verwendung von muttersprachlichen Elementen erleichtert die Kommunikation im Unterricht und stellt die Schüler auf Augenhöhe.
5. Humor im Unterricht macht die Atmosphäre leichter und angenehmer, entschärft die Situation. Es ist unmöglich, die Merkmale von Witzen in zwei Sprachen zu vergleichen, ohne zur Muttersprache zu wechseln.
6. Organisatorische Fragen werden am besten in der Muttersprache behandelt, um Missverständnisse zu vermeiden.

Wie wir sehen, sind sowohl die Argumente "dafür" als auch "dagegen" stichhaltig und ernst zu nehmen. Was sollten wir tun? Wir im Humboldt-Zentrum bemühen uns, in unserem Unterricht so viel wie möglich Deutsch zu verwenden, und erklären unseren Studierenden, dass eine Unterrichtsstunde eine Gelegenheit für eine sichere Sprachpraxis ist, bei der ein/e Studierende/r lernt, Informationen zu klären, Fragen zu stellen, und - was am wichtigsten ist - durch den Unterricht in einer Fremdsprache bilden und entwickeln wir in unseren Studierenden die sprachliche Fähigkeit, den eigenen Kommunikationserfolg zu verstehen und zu bewerten: Ein/e Studierende/r muss lernen zu verstehen und zu bewerten, ob die von ihm/ihr gewählten sprachlichen Mittel der Situation angemessen sind, die Situation zu verstehen, die Situation zu verstehen, in der er/sie kommuniziert. 
Das ständige Festhalten an der Muttersprache verhindert die Entwicklung dieser Fähigkeit und stellt eine Art "Obergrenze" bei der Beherrschung der deutschen Sprache dar, die schließlich eine "Sprachbarriere" bildet: Der/die Lernende hat Angst, etwas zu sagen oder zu antworten, wenn er/sie in der Muttersprache keine hundertprozentigen Entsprechungen für die Übersetzung in die erlernte Sprache findet. Die Aufgabe der Lehrkraft sehen wir darin, die Lernenden beharrlich, konsequent und stressfrei in die authentische Atmosphäre der zu erlernenden Sprache einzutauchen und ihnen die Bindung an die Muttersprache zu nehmen.
 

autorinNEN

Lyubov Okladnikova, PhD in Philologie, Leiterin des Wilhelm von Humboldt-Zentrums für Deutsche Sprache, Partner des Goethe-Instituts, Prüferin des Goethe-Instituts

Yulia Antonik, Methodische Leiterin des Wilhelm von Humboldt-Zentrums für Deutsche Sprache, Partner des Goethe-Instituts, Prüferin des Goethe-Instituts
 

Top