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Indoor-Navigation in Bibliotheken
Das Smartphone führt zum Lesesaal

Indoor-Navigation unterstützt bei der Orientierung in Bibliotheken
Indoor-Navigation unterstützt bei der Orientierung in Bibliotheken | Foto (Ausschnitt): © BSB/Bokowsky+Laymann

Navigationssysteme für geschlossene Räume finden zunehmend Verbreitung. Besucher in Bibliotheken und Museen können sich mit ihrer Hilfe orientieren und ortsbasierte Informationen abrufen.

Große Bibliotheken in ihrer Eigenschaft als Horte des Wissens und Hallen des Lernens sind oftmals eindrucksvolle und imposante Gebäude. In ihrem Inneren findet sich ein vielfältiges Angebot an Lernorten und Dienstleistungsbereichen: Lesesäle, Ausstellungsräumlichkeiten, Servicetheken für Information und Anmeldung und natürlich die Ausleihe. Aufgrund langer, sich oft ähnelnder Gänge und einer Vielzahl von Treppen und Geschossen ist es für neue Nutzer und touristische Besucher nicht immer einfach, die Orientierung zu behalten.

Heute kann die sogenannte Indoor-Navigation dafür sorgen, dass man dennoch jederzeit den Überblick hat und den gesuchten Ort auf direktem Weg ansteuert. Dank funkbasierter Technologien kann jedes Smartphone mittlerweile auch innerhalb von Gebäuden in die Lage versetzt werden, die eigene Position zu berechnen, indem seine Sensoren die Stärke von umliegenden Signalen messen. Diese Signale können beispielsweise von WLAN-Netzen oder speziellen, streichholzschachtelgroßen Sendern, sogenannten Beacons (dt.: Leuchtfeuer, Ortungssender), stammen.

Digitale Leuchtfeuer

Sämtliche große Technologieunternehmen bieten bereits eigene Systeme: Apple brachte 2013 seinen Standard iBeacons auf den Markt, ein Jahr später stellte Samsung den Dienst Proximity vor, und im Juli 2015 veröffentlichte Google sein Beacon-System Eddystone. Die Lokalisierungstechnologie awiloc, entwickelt vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen in Bayern, orientiert sich dagegen mit Hilfe von privaten Routern, öffentlichen WLAN-Hotspots oder auch Firmennetzwerken. Das Smartphone nutzt dafür, wie etwa auch der Dienst Indoor Google Maps, die geräteeigene WLAN-Funktion.

Diese Ortungs- und Navigationssysteme sind in der Regel an eine App geknüpft. Dort ist auch zuvor erstelltes Kartenmaterial hinterlegt, das die Messwerte den entsprechenden Standorten zuordnet. Die gemessenen Signale werden mit dem Kartenmaterial abgeglichen und der Standort kann dann in der App angezeigt werden. Die Genauigkeit des ermittelten Standorts liegt im Optimalfall bei einem bis zwei Metern.

Der kommerzielle Einzelhandel in Deutschland, aber auch deutsche Bibliotheken setzen auf die Beacons-Technologie. Dem Einzelhandel erlaubt diese neben der reinen Navigation und der Sammlung von Kundendaten auch standortbezogenes Marketing, indem an passender Stelle beispielsweise auf Rabattaktionen oder neue Verkaufsartikel aufmerksam gemacht wird. Aber auch für Bibliotheken sind die Beacons eine Chance. Die Smartphones der Besucher und Nutzer können zielgenau durch die Gebäude lotsen und an den richtigen Orten zusätzliche Informationen liefern. 

Chancen für Bibliotheken

Diesen Ansatz verfolgt als erste und im Augenblick noch einzige Bibliothek in Deutschland die Bayerische Staatsbibliothek in München mit ihrer im Frühjahr 2016 erschienenen App "BSB-Navigator". Dafür wurden insgesamt 250 Beacons im Gebäude installiert. Eine über die App verfügbare digitale Karte enthält mehr als 70 wichtige Ziele und dazugehörige Informationen innerhalb der Staatsbibliothek. Der Besucher oder die Nutzerin wählt das gewünschte Ziel über die Suchfunktion oder eine Liste von interessanten Orten aus und die App führt ihn auf direktem Wege dahin.
 

Weitere Bestandteile des BSB-Navigators sind zwei geführte Rundgänge. Die Touren „Allgemeiner Rundgang“ und „Touristischer Rundgang“ führen die Bibliotheksbesucher auf einer festgelegten Route durch die Bibliothek und an wichtigen und interessanten Orten vorbei. Ist der sogenannte Discovery-Modus aktiviert, erhalten die Besucher Informationen als Nachricht auf ihr Smartphone, sobald sie sich in der Nähe eines interessanten Objektes oder Standortes befinden.

Bei all diesen Funktionen hat die Bayerische Staatsbibliothek als öffentliche Einrichtung darauf geachtet, dass der Einsatz des BSB-Navigators mit dem Datenschutz im Einklang steht. Die App arbeitet komplett offline und gibt, anders als im Einzelhandel, keine Daten zu Nutzerbewegungen weiter.

Navigations-Apps für Museen

Beim Lokalisierungssystem awiloc des Fraunhofer-Institutes ist die Weitergabe von Nutzerdaten gar nicht vorgesehen. Das ist vielleicht auch ein Grund, warum sich einige deutsche Museen entschieden haben, die Technologie im Rahmen sogenannter Museumsführungssysteme einzusetzen. Das Museum Industriekultur in Nürnberg stellt seinen Besuchern bereits seit 2010 iPod touch-Geräte zur Verfügung, die den eigenen Standort präzise erkennen und Hintergrundwissen zu den Exponaten liefern – insgesamt 180 Filme, Audio- und Textbeiträge.

Das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst in München bietet wiederum nicht nur objektbezogene Informationen, sondern auch acht geführte Ausstellungsrundgänge an. Weitere deutsche Museen mit solchen Multimedia-Guides sind das weltgrößte Computermuseum – das Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn – und das Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart. Anders als beim BSB-Navigator bieten diese Museen ihre Navigations-Apps allerdings nur über Leihgeräte an. Eine freie Veröffentlichung ist aus lizenzrechlichen Gründen nicht möglich.

Ob nun Beacons- oder WLAN-basiert – Indoor-Navigations-Apps sind eine wertvolle Zusatzleistung im Angebot von Bibliotheken und Museen. Der Einsatz solcher Apps dürfte sich dabei insbesondere für größere Einrichtungen lohnen,  gerade wenn diese über umfangreiche Nutzer- und Besucherflächen und womöglich über mehrere Gebäude und Standorte verfügen. 

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