Kinder- und jugendliterarische Texte wandeln sich stetig, nehmen nicht nur neue Themen auf, sondern variieren auch tradierte und orientieren sich an aktuellen politischen und gesellschaftlichen Debatten, ohne literar-ästhetische Kriterien zu vernachlässigen. Kinder- und Jugendliteratur ist vielfältig, mit rund 8.000 Neuerscheinungen jährlich ist sie auch ein wichtiges Segment auf dem Buchmarkt und führt die noch jungen Leserinnen und Leser in die literarische Welt ein. Anhand ausgewählter Beispiele aus der Kinder- und der Jugendliteratur sollen Entwicklungen und mögliche Veränderungen vorgestellt werden.[1] Die hier ausgewählte realistische Kinder- und Jugendliteratur kann als zeitdiagnostisches Medium gelesen werden, denn es werden aktuelle Diskurse aufgegriffen – etwa im Rahmen der Darstellung der Interkulturalität, aktueller Ereignisse wie Kriege und Flucht, den Geschlechtern und der Heterogenität an Familien- und Kindheitsbildern. Ausgeklammert wird die phantastische Kinder- und Jugendliteratur, aber ein Blick auf die Neuerscheinungen lässt die leise These zu, dass der realistische Kinder- und Jugendroman ein Comeback erlebt. Und nicht nur das: Ein Blick auf die Neuerscheinungen der letzten fünf Jahre, aber auch auf die unterschiedlichen Auszeichnungen und Nominierungen – etwa Buch des Monats der deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, Die besten 7 oder Der deutsche Jugendliteraturpreis – zeigen, dass die aktuelle Kinder- und Jugendliteratur gesellschaftskritisch, politisch ist und auf ein Miteinander setzt.
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[1] Ausgeklammert werden hier Lyrik, Theater und Sachliteratur, um nicht den Rahmen zu sprengen.