In unserer vernetzten Welt ist die Sprache eine wichtige Brücke, die uns alle verbindet. Unter ihrer Oberfläche verbirgt sich jedoch ein faszinierendes kulturelles Phänomen: Sprache kann uns entweder stärken oder behindern. Wie ein zweischneidiges Schwert hat sie die Macht, zu stören, Missverständnisse hervorzurufen oder Ungleichheiten aufrechtzuerhalten, die Minderheitengruppen an den Rand drängen, darunter auch lebendige queere Communities. Gleichzeitig können Worte und Sprache mächtige Werkzeuge zur Förderung der Gleichberechtigung sein.
Das Goethe-Institut möchte die Diskussion über die Gleichstellung von Frauen und Personen der LGBTQI*-Community anregen und Plattformen für queere kreative Praktiken schaffen. Wir erkennen die Schnittstelle zwischen Sprache und queerem Aktivismus an und laden Künstler*innen und Aktivist*innen ein, die Sprache und verschiedene kreative Methoden nutzen, um den Dialog über queere Rechte und Sichtbarkeit zu führen. Zu diesen Expert*innen gehören die deutschen Queer-Autor*innen Nilufar und Jayrôme, die sich auf der Suche nach neuen Stimmen und unkonventionellen Ausdrucksformen in der Literatur auszeichnen. Darüber hinaus wird die zeitgenössische vietnamesische Künstlerin Nhung Dinh, die jenseits des Mainstreams verborgene Geschichten und queere Spuren im vietnamesischen Leben aufdeckt, ihren interdisziplinären Ansatz für queere Praktiken vorstellen.
Die vorgestellten Praktiken und Geschichten bieten Einblicke in den queeren Aktivismus in Deutschland und Vietnam. Sie zeigen mögliche Wege auf, wie man sich für marginalisierte queere Stimmen in Kunst und Gesellschaft einsetzen kann. Darüber hinaus schlagen sie kreative Methoden vor, um einen Dialog über queere Themen in einer sich ständig verändernden Welt aufzubauen.
Biografie der Expert*innen
Nilufar Karkhiran Khozani
Nilufar Karkhiran Khozani geboren 1983 in Gießen/Deutschland, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Psychologie und absolvierte eine Ausbildung zur kognitiven Verhaltenstherapeutin. Im Jahr 2020 wurde "Romance Would Be a Very Fine Bonus Indeed", ein Werk mit gesampelter Poesie, bei Re:sonar veröffentlicht. Im selben Jahr war sie Artist in Residence beim Festival PROSANOVA und übersetzte das Drehbuch "Town Bloody Hall" für den Film Als Susan Sontag im Publikum saß von Rolf Peter Kahl ins Deutsche. Im Jahr 2023 erschien ihr Debütroman "Terafik" bei Blessing. Im folgenden Jahr wurde ihr Essay über die Proteste im Iran "In Schatten" gebannt für den Literaturpreis Wortmeldungen Ulrike Crespo nominiert. Sie lebt in Berlin.
Jayrôme Robinet
Jayrôme Robinet 1977 in Frankreich geboren, ist Schriftsteller, Übersetzer und Spoken-Word-Performer. Sein deutschsprachiges Debüt wurde 2015 veröffentlicht und als Ein-Personen-Stück am Maxim Gorki Theater uraufgeführt. Zuletzt wurde "Mein Weg von einer weißen Frau zu einem jungen Mann mit Migrationshintergrund" (Hanser Berlin) veröffentlicht. Robinet promoviert an der Universität der Künste Berlin in mündlicher Literatur und nahm auf Einladung von Mithu Sanyal am Ingeborg-Bachmann-Preis 2023 teil. Er hat einen M.A. in Biografischem und Kreativem Schreiben an der Alice Salomon Hochschule Berlin und ist zertifizierter Schreibpädagoge. Er ist Leiter des PEN-Büros Berlin.
Nhung Đinh
Nhung Đinh begann 2009 mit der Erforschung des Lebens queerer Personen in Vietnam. Trotz ihrer intensiven Bemühungen lieferte ihre Recherche nur begrenzte Informationen und erwies sich als ungenügend, was Nhung dazu veranlasste, neue Herangehensweisen zu entwickeln. Nhung begann, Vokabeln zu sammeln, persönliche Berichte von Leuten zu dokumentieren und Informationen über kulturelle und künstlerische Aktivitäten von Einzelpersonen und Organisationen im Zusammenhang mit Gender und LGBTIQ+-Rechten zu sammeln. Die Sammlung und Zusammenarbeit mit queeren Freund*innen bildete die Grundlage für die Entstehung einer Reihe von Ausstellungen, zweier Lexikons über Queerness und Sexualität, sogenannte „Chỉ Bàn Lộn“ und der Bildung eines Archivs über Queerness und Feminismus im „A Queer Museum“.
Moderator
Chu Thanh Hà
Chu Thanh Hà ist Gründer und Vorsitzender des Vorstands von IT’S T TIME, einer Organisation in Vietnam, die von Transgender-Personen geleitet wird. Er ist ein engagierter Transgender-Vertreter und erfahrener Forscher mit einem Jahrzehnt Berufserfahrung. Seine Arbeit konzentriert sich darauf, die Stimmen, Sichtbarkeit und aktive Beteiligung der transgender- und geschlechtsdiversen Gemeinschaft in Vietnam durch verschiedene Mittel wie politische Lobbyarbeit, Gemeinschaftsmobilisierung, Bewegungsaufbau und öffentliche Bildungsbemühungen zu unterstützen. Hà vertritt IT'S T TIME in mehreren Organisationen und Arbeitsgruppen, darunter C4TRANS (Koalition für Transgender-Rechte in Vietnam), und nimmt an verschiedenen internationalen Foren teil. Auf regionaler Ebene, insbesondere in der Region Asien-Pazifik, führt er kritische Studien und Forschungen durch, um Wissenslücken im Bereich Geschlechterforschung und Transgender-Rechte anzugehen. Darüber hinaus fungiert Hà derzeit als Trans-Repräsentant im Exekutivvorstand von ILGA Asia für die Amtszeit 2022-2024. Darüber hinaus ist er Mitglied der internationalen Beratungsgremien zweier renommierter Organisationen, die sich der Unterstützung von queerfeministischen Frauen und Transgender-Personen widmen: Women's Fund Asia und Astrea Lesbian Foundation for Justice.
Details
Goethe-Institut Hanoi
56-58-60 Nguyen-Thai-Hoc-Str., Ba Dinh Hanoi Vietnam
Sprache: Vietnamesisch - Englisch Preis: Kostenlose Anmeldung zur Teilnahme