Videoproduktion im Unterricht
Lernende hinter der Kamera

Eigene Videos für den Unterricht zu produzieren, motiviert die Lernenden. Eigene Videos für den Unterricht zu produzieren, motiviert die Lernenden. | Foto (Ausschnitt): Rasulov © Adobe Stock

Sie haben doch bestimmt schon einmal ein Video in Ihrem Unterricht eingesetzt? Aber haben die Lernenden in Ihrem Unterricht auch schon Videos selbst produziert? Die Tipps und Erklärvideos helfen Ihnen, das im Unterricht auszuprobieren.
 

Smartphones ermöglichen eine einfache, kostengünstige Audio- und Videoproduktion.  Jeder kann Videos produzieren und diese über Plattformen wie YouTube und Vimeo oder Apps wie WhatsApp teilen. Partizipation im Sinne von Teilhabe am öffentlichen Diskurs ist dadurch einfacher.

Aber was bedeutet das für den DaF-Unterricht? Nutzten Lehrkräfte bis vor einigen Jahren Videos und Filme vorwiegend in Kombination mit rezeptiven Aufgaben oder als Sprechanlass, so können Lernende nun auch selbst Videoinhalte für den Unterricht produzieren. Lernende sind also potenzielle Medienproduzentinnen und -produzenten. Dieses Potenzial ist für Kollaborationen,  selbstständiges Lernen und Projektdokumentationen enorm – die Videoproduktion muss nur im Unterricht gezielt aufgegriffen und angeleitet werden.

Wozu Videos im Sprachunterricht?

Neben den oben genannten Aspekten gibt es noch weitere Vorteile an der Arbeit mit Videos im Sprachunterricht:
  • Man kann mit Lernenden auf allen Niveaustufen rezeptiv und produktiv mit Videos arbeiten. Dabei ist wie bei allen Unterrichtsaktivitäten eine binnendifferenzierte Planung wichtig.
  • Videos sind beliebt. Daher motiviert es Lernende, sich mit Videos inhaltlich zu beschäftigen oder sogar welche zu produzieren.
  • Lehrende können ihren Unterricht durch Videos lernerzentriert gestalten: Bei der Auswahl beliebter Videos können Lernende ihre Interessen berücksichtigen und auch bei der eigenständigen Produktion können sie ihre individuellen Vorlieben einbringen.
  • Informelles und formelles Lernen werden bei der Videoproduktion gut miteinander verknüpft.
  • Die Möglichkeit, einzelne Videoabschnitte wiederholt abzuspielen, unterstützt das Lernen im eigenen Tempo.
  • Das Untertiteln von Videos kann als Aktivität in den Unterricht aufgenommen werden. Das trainiert sowohl die Aussprache als auch das Hörverstehen.

Zwei didaktische Szenarien

Festigung von Redemitteln und Vokabular durch die Aufnahme von vorgegebenen Dialogen
Wer kennt das nicht? Die Inhalte der Lektion sind wichtig, aber die Lernerinnen und Lerner langweilen sich mit den vorgegebenen Übungen. Sie müssen sich dringend Vokabeln und Redemittel einprägen, tun es aber nicht. An dieser Stelle haben Sie die Chance, mit Aufgaben zu einem bestehenden Video oder dem Dreh von eigenen Videos den Unterricht aufzulockern und gleichzeitig dadurch die Lernziele besser zu erreichen. Ein konkretes Beispiel zur Verknüpfung einer Lektion (Niveau: B1 / Lehrwerk: Menschen / Thema: Bewerbungen) mit niedrigschwelliger Videoarbeit finden Sie hier:
Untertitelung zur Förderung der Aussprache und des Hörverstehens
Auch das passiert häufig: Lernende produzieren ein Video, aber man versteht es nicht gut. Damit Lernende auf die Verständlichkeit ihrer Formulierungen achten, können sie als Übung die Videos ihrer Mitlernenden untertiteln. Wie Sie mit dem (frei verfügbaren) YouTube-Editor arbeiten können, um eine bessere Aussprache und das Hörverstehen zu fördern, erfahren Sie hier:

Tipps für die Videoproduktion

Audio: Am bequemsten ist es, wenn Lernende das Mikrofon des mobilen Endgeräts benutzen. Dabei werden oft  Geräusche aus der Umgebung mit aufgenommen. Empfehlen Sie deshalb den Lernenden, das Video in einer ruhigen Umgebung zu drehen.

Bildausschnitt und Kameraführung: Hier gilt weniger ist mehr. Je größer der Ausschnitt, umso höher der visuelle Input. Der Hintergrund wirkt dann schnell unübersichtlich. Deshalb sollte sich der Bildausschnitt auf die Handlungsfiguren konzentrieren. Die Kamera sollte dabei möglichst gerade gehalten werden, ohne viele Unterbrechungen und gewagte Schwenke bei der Aufnahme. Das kann für die Zuschauerinnen und Zuschauer irritierend sein. One-Shot-Videos sind als Einstieg in die Videoproduktion mit Lernenden ideal.

Beleuchtung: Eine Mischung aus natürlichem und künstlichem Licht eignet sich gut für Videoproduktionen mit mobilen Endgeräten. Starke Lichtkontraste sollten vermieden werden.

Story: Ein Video erzählt immer eine Geschichte. Der Aufbau der Geschichte ist entscheidend – auch Außenstehende sollen sie verstehen. Das sollten Lernende beim Dreh im Hinterkopf haben.

Über- und Unterforderung: Als Lehrkraft ist man geneigt, ambitionierte Videoproduktionen anzustreben. Damit die Lernenden ein Erfolgserlebnis haben, sollten Sie mit einfachen Produktionen anfangen und auf komplexe Videoprojekte verzichten – denn das erfordert viel Kreativität, technisches Know-how und Teamarbeit. Im DAF-Unterricht kommt noch der sprachliche Aspekt dazu. Daher sollten sich Videoproduktionen an den Unterrichtsinhalten orientieren. Um die Lernenden nicht zu über- und unterfordern, können Sie ihnen verschiedene Varianten vorschlagen – vom Vorlesen vorgegebener Dialoge über die Veränderung des Dialogsettings bis zu einem improvisierten Dialog.

Lehrkraft als Coach: Sie sollten die Lernendengruppen bei der Planung und Umsetzung der Videoproduktion beraten und Feedback geben. Wenn die Gruppe den Sinn der Aufgabe aus den Augen verliert, sollten Sie auch inhaltlich eingreifen.

Urheberrechte: Insbesondere junge Lernende verspüren schnell die Lust, ein selbst gedrehtes Video mit bekannter Musik zu untermalen oder Filmausschnitte einzusetzen. Man darf jedoch nur Material verwenden, was man selbst produziert oder lizenzfrei im Internet bekommen kann. Um die Gefahr der Urheberrechtsverletzung gering zu halten, können Sie mit den Lernenden auch mit der Applikation Adobe Spark arbeiten. Dort werden lizenzfreie Inhalte angeboten.

Achtung Mobbing: Sowohl Bemerkungen innerhalb der Lernendengruppe als auch anonyme Nutzerkommentare zu Videoproduktionen können sich schnell destruktiv auf den Lernprozess auswirken. Um dieser Situation vorzubeugen, haben Sie folgende Möglichkeiten:  
  1. Es erscheinen keine Personen im Video.
  2. Sie entscheiden, ob die Videos für die Öffentlichkeit freigegeben werden und die Kommentarfunktion freigegeben wird, natürlich nur mit Einverständnis der Lernenden.
  3. Die Videos werden nur in geschützten Räumen, zum Beispiel auf einer geschlossenen Lernplattform hochgeladen.
Haben Sie im Unterricht bereits Videos produziert? Sie können Ihre Erfahrungen gern mit uns über die Kommentarfunktion teilen!
 

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