Afrikanischer Arzt in deutscher Klinik | © adobe.stock
Wird der ausländische Abschluss zum Elektrotechniker in Deutschland anerkannt? Kann ein Arzt aus Ghana in einer deutschen Klinik arbeiten? Was muss ein polnischer Elektromechaniker noch lernen, damit sein Abschluss in Deutschland voll anerkannt wird? Antworten liefert ein offizieller Anerkennungsbescheid. Zuwanderer, die ihn beantragen möchten, sind nicht auf sich allein gestellt.
Von Janna Degener-Storr
Deutsche Unternehmen suchen Fachkräfte. Und viele gut ausgebildete Menschen im Ausland wünschen sich, hierzulande beruflich Fuß zu fassen. Dennoch ist es für beide Seiten nicht immer leicht, zueinanderzufinden. Denn vom Krankenpfleger bis zur Elektronikerin und von der Bauingenieurin bis zum Sekundarschullehrer gibt es in Deutschland eine schier unüberschaubare Anzahl an Berufen. Welche Qualifikationen benötigt werden, um in jedem einzelnen davon zu arbeiten, ist teilweise in Bundes- und teilweise in sechzehn unterschiedlichen Landesgesetzen geregelt.
Wenn Bewerberinnen und Bewerber ihre Ausbildung oder ihr Studium im Heimatland absolviert haben, weiß auf den ersten Blick niemand, ob sie oder er auch die in Deutschland geltenden Voraussetzungen erfüllt. Seit Inkrafttreten des Gesetzes zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen des Bundes (kurz: Anerkennungsgesetz) im Jahr 2012 haben Personen mit im Ausland erworbener Berufsqualifikation deshalb das Recht, ihren Abschluss auf Gleichwertigkeit mit einem deutschen Referenzberuf prüfen zu lassen. Bei Bedarf können sie die wesentlichen Unterschiede ausgleichen.Da für die Bearbeitung der entsprechenden Anträge verschiedene Stellen zuständig sind und Zuwanderer ohne Unterstützung kaum eine Chance haben, sich in diesem Ämterdschungel zurechtzufinden, ist mit dem Anerkennungsgesetz auch ein breites Informations- und Beratungsangebot entstanden. Einen Überblick über die zentralen Fragen und Anlaufstellen rund um die Anerkennung von Studium, Berufsausbildung sowie Schulabschluss vermitteln die Infografiken, die das Goethe-Institut auf seinem Portal Mein Weg nach Deutschland zur Verfügung stellt.
Fachkräfte, die sich noch in ihrem Heimatland befinden und nicht wissen, in welchem Bundesland sie sich niederlassen möchten, finden auf dem Portal Make it in Germany Informationen über das Arbeiten in Deutschland. Das Portal wird von der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit (BA) betrieben. Im Virtuellen Welcome Center der ZAV bekommen die Fachkräfte darüber hinaus Antworten auf ihre individuellen Fragen.„Fachkräfte, die sich an uns wenden, sind häufig noch in der Orientierungsphase und verschaffen sich einen Überblick darüber, welche Aspekte sie im Zuge der Migration berücksichtigen müssen. Unsere Aufgabe ist es, ihnen ein realistisches Bild zu vermitteln, um Enttäuschungen vorzubeugen. Dazu gehört auch, sie für die Frage der Anerkennung zu sensibilisieren. Denn vielen ist zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht bewusst, dass sie sich darum kümmern müssen“, betont Dr. Beate Raabe von der Pressestelle der ZAV.
In Deutschland spielen Qualifikationsnachweise im Bewerbungsprozess eine sehr wichtige Rolle
Beate Raabe
Angehörige aus EU-Staaten, die in Deutschland etwa als Koch, Informatiker oder Journalistin arbeiten, also einem nicht reglementierten Beruf nachgehen möchten, müssen rechtlich nicht nachweisen, dass sie ihr Handwerk auch wirklich beherrschen. Doch die Praxis zeigt, dass die berufliche Anerkennung auch für sie Vorteile mit sich bringen kann: „In Deutschland spielen Qualifikationsnachweise im Bewerbungsprozess eine sehr wichtige Rolle, doch die Arbeitgeber können ausländische Dokumente oft nicht richtig einschätzen. Im Anerkennungsbescheid ist genau aufgeführt, welche fachliche Qualifikationen eine Person mitbringt. Diese offizielle Bescheinigung kann die Chancen im Bewerbungsverfahren erhöhen oder Wege in Fort- und Weiterbildung eröffnen, indem sie Transparenz schafft. Die fachliche Einschätzung des Anerkennungsbescheids kann auch als Grundlage für die tarifliche Eingruppierung dienen“, sagt Beate Raabe.
Der syrische Koch Jigar Hasso zum Beispiel, der in einem Erfahrungsbericht auf dem Portal vorgestellt wird, wollte seine beruflichen Chancen in Deutschland durch eine Anerkennung verbessern, hatte allerdings aufgrund seiner Flucht keine Dokumente über die Inhalte seiner in Syrien staatlich anerkannten Ausbildung. Deshalb bekam er die Möglichkeit, im Rahmen einer Qualifikationsanalyse in einer Großküche ein 3-Gänge-Menü zuzubereiten sowie ein Fachgespräch zu führen, um seine Kompetenzen unter Beweis zu stellen.