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Für Migranten, die in ihren Heimatländern gar keine oder nur geringe Schulerfahrungen sammeln konnten, beginnt das Erlernen einer Fremdsprache mit der Alphabetisierung, also dem Lesen und Schreiben lernen. Lehrkräfte, die in Alphabetisierungskursen arbeiten, brauchen spezielle Kenntnisse und methodische Verfahren, um diese Lernenden erfolgreich zu unterrichten.
Von Anke Kuhnecke
Was man nicht hören kann, kann man nicht sagen. Aus diesem Grund wird auf die phonologische Bewusstheit so großen Wert gelegt. Für den niedrigschwelligen DaZ-Unterricht gilt grundsätzlich die Prämisse der Anschaulichkeit, so dass sich zum Training der phonologischen Bewusstheit die Arbeit mit Bild-, Buchstaben- und Wortkarten anbietet.
Beispiel: Differenzierung ich- und ach-Laut
Vokalkarten
Auch leere Karten sollten zum Einsatz kommen, um das Konzept „Wort“ zu veranschaulichen. So kann man bei einfachen Sätzen wie „Ich komme aus Deutschland.“ sprechbegleitend zu jedem Wort eine Karte legen. Die Lernenden können dies nachahmen oder zeigen, wo sich das Wort „komme“ befindet.
Blog – Artikel über Total Physical Response
Auch das bewusste Verknüpfen von Lerninhalten mit Gestik unterstützt den Lernprozess. Das beginnt bei Gesten für Vokale, geht über das Schreiben in der Luft oder auf dem Rücken des Lernpartners hin zu bewusstem Einsatz von Pantomime. Auch der Raum kann mit seinen Ecken und Wänden zur Lernunterstützung genutzt werden.
Übungen zur Schreibgeläufigkeit
Beim Lernen in „Brocken“ geht es um ökonomische Varianten der Informationsaufnahme. Nützliche „Brocken“ sind Silben, der Sichtwortschatz und Chunks.
Sichtwortschatz bedeutet die Verankerung von Wortbedeutung und schriftlicher Gestalt des Wortes im Gedächtnis oder auch mentalen Lexikon. Das Wort muss nicht mehr lautierend erlesen werden, sondern wird im Ganzen erfasst. Geeignete Wörter sind solche mit persönlicher Relevanz (der eigene Name, die Namen der Kinder), Geschriebenes in der Umwelt, Typografien von Markennamen oder auch kurze Wörter wie mit, und, aber.
Chunks wiederum (wörtlich übersetzt Brocken) sind häufig gebrauchte Formulierungen, Sequenzen oder Sprachmuster wie „Wie geht es Ihnen?“ oder „Es regnet.“ Beim Lernen mit Chunks kommt die häufig gut ausgeprägte Fähigkeit der Lernenden, zu memorisieren, zum Tragen. Allerdings nur, und das zieht sich wie ein roter Faden durch das Thema, wenn die Lernenden einen persönlichen Bezug zu den Lerninhalten finden können.
Für Lehrkräfte in Alphakursen ist es wichtig, sich immer wieder die besonderen Lernvoraussetzungen von Lernungewohnten bewusst zu machen.Aus diesem Grund bietet es sich an, mit allem, was die Lernenden mitbringen, zu arbeiten: Das ist ganz zu Beginn der eigene Name und geht schließlich über die Familie und den Alltag hinaus weiter. Lernungewohnte Teilnehmende sollten immer in ihrer eigenen Lebenswirklichkeit abgeholt werden, indem die Lerninhalte mit dem unmittelbaren Alltag zu tun haben. Oder anders ausgedrückt: lieber aktives Sprachhandeln als Büffeln.