Die Internationalisierung der Lehrkräfteausbildung ist noch nicht überall angekommen – das verrät ein Blick in die Lehrpläne deutscher Hochschulen. Der SCHULWÄRTS!-Forschungshub zeigt in seiner Sammelpublikation, warum das Thema so aktuell ist.
Warum ins Ausland gehen?
Um die Internationalisierung der Lehrkräftebildung voranzutreiben, gibt es viele Wege - einer davon heißt Mobilität. In der letzten Dekade wurde die Forderung nach einer erweiterten Lehramtsausbildung seitens der Bildungs- und Forschungslandschaft immer lauter. Zahlreiche Untersuchungen belegen: Den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt zu erlernen, ist eine wichtige Komponente der Lehrkräftebildung.
Welchen konkreten Nutzen hat die Auslandsmobilität von Studierenden im Hinblick auf die Lehrkräftebildung?
Wie und wo ist sie möglich?
Wozu kann sie bestenfalls beitragen?
Decken sich Erwartungen seitens der Studierenden mit dem tatsächlichen Ertrag? Und welche Funktionen erfüllen dabei Programme wie SCHULWÄRTS! des Goethe-Instituts? Dafür liefert der SCHULWÄRTS!-Forschungshub mit seiner Publikation „Auslandspraktika im Lehramtsstudium. Erste Erkenntnisse aus dem SCHULWÄRTS!-Forschungshub des Goethe-Instituts“ einige Antworten.
Das SCHULWÄRTS!-Programm im Überblick
SCHULWÄRTS! vermittelt und fördert zwei- bis viermonatige Praktika in derzeit über 40 Ländern. Es bietet eine flexible Möglichkeit für angehende Lehrkräfte in Deutschland, internationale Praxiserfahrung zu sammeln. Eine mehrstufige Betreuung und die Verzahnung von Theorie und Praxis in den Vor- und Nachbereitungsseminaren ermöglichen einen nachhaltigen Kompetenzgewinn der Teilnehmenden. Die teilnehmenden Schulen haben gewachsene Kontakte mit den Goethe-Instituten im Ausland, was sowohl eine enge Betreuung der Stipendiaten ermöglicht wie auch den Austausch vielfältiger macht als nur den Deutschunterricht. So kann man beiden Hauptziele des Programms gerecht werden: Die Unterstützung der Internationalisierung der Lehrkräftebildung in Deutschland und der Förderung einer nachhaltigen Beziehung zwischen den betreuten Schulen im Ausland und dem Goethe-Institut. Damit nimmt das SCHULWÄRTS!-Programm eine wesentliche Rolle in der Sprachen- und Bildungspolitik des Goethe-Instituts ein. Die Besonderheit von SCHULWÄRTS! liegt dabei im Austausch: Durch das miteinander Arbeiten und das Kennenlernen verschiedener Lernkulturen entsteht eine Verbindung zwischen den Ländern mit dem Ziel, die Grenzen zwischen Innen und Außen aufzubrechen und schließlich eine international ausgerichtete Bildungslandschaft anzustreben.
Die Gründung des Forschungshubs
Neben der politischen Dimension zeigt sich auch im wissenschaftlichen Diskurs ein gesteigerter Bedarf an Untersuchungen zur Internationalisierung der Lehrkräftebildung. Eine umfassende Untersuchung zu Auslandspraktika im Lehramtsstudium, die verschiedene Expertisen einbezieht, ist außerdem ein Desiderat in der Internationalisierungsforschung.
Aus diesem Grund wurde der SCHULWÄRTS!-Forschungshub gegründet – ein interdisziplinäres Format, das sich dem Thema sowohl mit theoretischen als auch empirischen Forschungsarbeiten annimmt. Mit Beiträgen zum Diskurs und der Erforschung einer international ausgerichteten Lehrkräftebildung strebt der Forschungshub die Öffnung von deutschen Hochschulen und Schulen an. Dabei dient der Hub seinen Mitgliedern als eine Diskussions- und Arbeitsplattform und vernetzt Wissenschaftler*innen aus unterschiedlichen Disziplinen miteinander. Das SCHULWÄRTS!-Programm fungiert für die einzelnen Forschungsvorhaben als nützliches Untersuchungsinstrument. Das Programm ermöglicht einen authentischen Einblick in die nationalen Bildungssysteme in über 40 Ländern und die mittlerweile große SCHULWÄRTS!-Community bietet eine große Zahl möglicher Proband*innen. Darum eignet sich SCHULWÄRTS! besonders gut für theoretisch basierte Untersuchungen und zur Gewinnung neuer empirischer Daten im Rahmen qualitativer und quantitativer Forschungsvorhaben.
Gebündelte Expertise in einem Sammelband
Die im Hub entstandenen Forschungsarbeiten betrachten den Internationalisierungsaspekt mehrdimensional und stets mit Bezug zum SCHULWÄRTS-Programm
Das Ergebnis nach rund 2 Jahren Hub kann sich sehen lassen: Der SCHULWÄRTS! Sammelband.
| Goethe-Institut
Untersuchungen aus Kulturtheorie, Erziehungswissenschaft, Fachdidaktik, Schulpraxis, Internationale Lehrkräftebildung & Bildungsforschung sowie Bildungspolitik geben Einblicke und erste Erkenntnisse über die Signifikanz und Wirksamkeit von Mobilitätsprogrammen wie SCHULWÄRTS! für das in- und ausländische Bildungssystem. Die Publikation steht zum freien Download auf der Website von SCHULWÄTS! zur Verfügung.
Ein konkretes Beispiel: Wann sind Lehrkräfte interkulturell kompetent?
Interkulturelle Kompetenz ist die Schlüsselkompetenz, die durch die Auslandsaufenthalte primär gefördert werden soll.
Aber was genau ist darunter zu verstehen?
Wie lässt sich der Begriff fassen und welche Aspekte sind speziell für die Lehrkräftebildung notwendig?
Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass Auslandsaufenthalte sogenannte Softskills positiv beeinflussen. Diese bilden jedoch nur einen Ausschnitt einer interkulturellen Kompetenz ab und sind in ihrem Ursprung im wirtschaftlichen Sektor zu verorten. Sie sind also nicht konkret auf das Berufsfeld Schule zugeschnitten. In ihrem Sammelband-Beitrag stellt Julia Schmengler die theoretische Herleitung zu einem kulturellen Kompetenzmodell für Lehrkräfte vor. Die Aspekte Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten wurden in das Kompetenzmodell aufgenommen, weil sie die schulischen, unterrichtsmethodischen und -didaktischen Rahmenbedingungen direkt betreffen und für einen Umgang in interkulturellen pädagogischen Handlungssituationen relevant erscheinen.
Die Ergebnisse aus den interdisziplinären Arbeiten fördern nicht nur die Internationalisierungsforschung, sondern dienen als explizite Handlungsempfehlungen für die Gestaltung einer international ausgerichteten Lehrkräfteausbildung.
Die Autorin
Seyna Dirani ist Referentin im Bereich DaF-Programme der Bildungskooperation in der Zentrale des Goethe-Instituts München. Im Rahmen von SCHULWÄRTS! baute sie den Forschungshub als neue Komponente im Programm auf.