Routinen sind langweilig? Keineswegs! Sie bieten Struktur und Effizienz, die für einen natürlichen Lernprozess wichtig sind. Unterstützen Sie Ihre Lernenden darin, die Nachrichten am Morgen, den Podcast am Nachmittag oder die Dokumentation am Abend zu vielfältigen Themen auf Deutsch zu einem täglichen Begleiter zu machen. Eine Integration von authentischen Materialien in den Alltag Ihrer Lernenden ist die beste Vorbereitung auf die C1 Prüfung von Goethe, telc, Test-DaF und ÖSD.
Von Irene Martius
Lernen mit authentischen Materialien
Auf C1-Niveau sollten Lernende gesellschaftliche Diskurse verstehen und aktiv daran teilnehmen können. Mit dem Einsatz authentischer Materialien im Unterricht helfen Sie Ihren Lernenden, sich sprachlich und thematisch auf die Diskussionen in den Prüfungsteilen Sprechen und Schreiben vorzubereiten. Sie erweitern damit ihr Wissen, um unbekannten Wortschatz leichter erschließen und aktuelle Themen in Hör- und Lesetexten besser durchdringen zu können. Ziel sollte es sein, Ihre Lernenden an die alltägliche Nutzung authentischer Materialien heranzuführen.
Hier ein paar Tipps:
Apps, Audiotheken, Mediatheken und KI-Tools als Alltagsbegleiter
Öffentlich-rechtliche Medienhäuser wie ZDF, ARD, Deutsche Welle oder Deutschlandfunk bieten durch ihre professionell aufgearbeiteten und werbefreien Inhalte wertvolle Ressourcen. Interviews, Reportagen oder Talkrunden sind prüfungsrelevante Formate, mit denen u.a. folgende Aspekte gezielt trainiert werden können:
Aussprache und Intonation: regelmäßiges Eintauchen in die Sprachmelodie
Globales Verstehen: Hauptthesen und Argumente erkennen und notieren
Selektives Verstehen: mehrmaliges Hören/Lesen fördert das Detailverständnis
Tipp 1 - Push-Nachrichten
Abonnieren Sie mit Ihren Lernenden Push-Nachrichten von Nachrichten-Apps, um tägliche Meldungen zu erhalten. Die Lernenden erweitern damit automatisch ihr Wissen und trainieren das globale und selektive Leseverstehen für den Prüfungsteil Lesen. Nehmen Sie die aktuellen Themen auch für Diskussionen im Kurs. Die Lernenden tauschen Argumente und Meinungen aus, lernen voneinander und bauen ihre Sprachhemmungen ab. Hiermit setzen Sie eine gute Basis für das Bestehen des Prüfungsteils Sprechen.
Tipp 2 - Audiotheken und Mediatheken
Nutzen Sie die Audio- und Mediatheken großer Sendeanstalten für Podcasts und Videos, um das Hörverstehen zu trainieren. Einige Podcasts bieten auch Untertitel an, wie beispielsweise die des Deutschlandfunks. Bei Videos gibt es die Möglichkeit Untertitel in verschiedenen Sprachen zu generieren, die eine gute Hilfe fürs Verständnis sind. Das Hören und Anschauen von Talkrunden und Interviews unterstützt das Argumentationstraining und den Einsatz von Redemitteln für die Module Sprechen und Schreiben. Achten Sie auf eine aktuelle wissenschaftliche, politische und auch populärwissenschaftliche Themenvielfalt. Je regelmäßiger Sie diese Medien im Unterricht benutzen, desto stärker wecken Sie das Interesse Ihrer Lernenden daran, sie routinemäßig auch in ihren Alltag einzubauen.
Tipp 3 - Generative KI-Tools
Kostenlose KI-Modelle wie ChatGPT-3.5 (OpenAI), Gemini (Google), Bing-CoPilot (Microsoft) sind perfekt für die Wortschatzarbeit. Sie erklären Wörter oder komplexe Ausdrücke, geben Anwendungsbeispiele, finden Synonyme und erstellen daraus ein Quiz. Mit KI-Tools können Sie aus authentischen Texten Aufgabenformate, die auch häufig in Prüfungen vorkommen: Lückentexte, Multiple Choice Aufgaben oder Fragen zum Text. Übersetzungs- oder Textbearbeitungstools wie DeepL Write machen Vorschläge für die Verbesserung und Erweiterung der Ausdrucksweise in selbstgeschriebenen Texten, während KI-gestützte Diskussionen mit den Sprachassistenten der KI-Tools sprachlichen Ausdruck und kritisches Denken mit stets neuen Argumenten fördern können. Mit dem Podcast „Felix & Sally“ können Sie eine Idee von einem Dialog mit der KI Sally bekommen und dann Ähnliches auch Ihre Lernenden ausprobieren lassen. Achten Sie aber immer darauf, dass die KI das Lernen Ihrer Kursteilnehmenden nur unterstützt und niemals abnimmt.
Tipp 4 – Multisensorisches Lernen durch integrierte Medienprojekte
Die Lernenden erstellen in Gruppen Projekte, die die genannten Tools (Tipp 1 – 3) miteinander kombinieren. Dies kann ein eigener Podcast, ein Video-Clip, ein Bericht, ein Vortrag oder ein Blog-Beitrag zum gewählten Thema sein. Bitten Sie die Kursteilnehmenden, die Informationen aus den Push-Nachrichten, den Podcasts oder Videos und das Wissen aus den KI-gestützten Recherchen hier einzubringen (Tipp: Microsoft Bing auch liefert Quellenangaben, die die Überprüfung erleichtern). Die Kombination von visuellen, auditiven und kognitiven Lernmethoden fördert ein tieferes Verständnis und eine bessere Verankerung des Gelernten. Die Lernenden profitieren von einem ganzheitlichen Ansatz, der verschiedene Kanäle nutzt.
Die neue C1-Prüfung des Goethe-Instituts zeichnet sich durch ein modulares Format aus, das es ermöglicht, die vier Prüfungsmodule Lesen, Hören, Schreiben und Sprechen separat abzulegen oder zu wiederholen. Dies bietet mehr Flexibilität und reduziert Stress. Moderne Textsorten wie Online-Formate, Podcasts und Interviews sind im Fokus. Die Bewertung erfolgt durch ein einheitliches Punktesystem. Für das Bestehen eines Moduls müssen mindestens 60 % erreicht werden. Es gibt mehr Aufgaben in den Bereichen Lesen (4 statt 3) und Hören (4 statt 2), was die Chancen erhöht, mögliche Schwächen auszugleichen. Die Inhalte der neuen C1-Prüfung sind von hoher Alltagsrelevanz, was die Verknüpfung von Kursinhalten und Alltagsroutinen der Lernenden besonders wichtig macht.
Zusammenfassung
Mithilfe von authentischen Materialien sowie modernen Technologien können Sie als Lehrkraft die Vorbereitung auf die C1-Prüfung optimieren. Die Nutzung von Media-Apps, Podcasts und KI-Tools sollte sich zu einer Routine in Ihrem Unterricht und im Alltag Ihrer Lernenden entwickeln, um Wissen und Sprachkompetenz für eine optimale Prüfungsvorbereitung kontinuierlich zu erweitern.