Ein Waldspaziergang ist die beste Antistress-Therapie, findet Oma Trude. Und die Wissenschaft gibt ihr recht.
Ihr Lieben,Euch geht es hoffentlich gut! Seit etwa einem Jahr bestimmt nun das Coronavirus unser Leben – kein wirklich schönes Jubiläum.
Ich habe aber für mich einen ganz annehmbaren Weg gefunden, damit klarzukommen und hoffe, ich kann Euch ein wenig motivieren, es mir gleich zu tun – und in den Wald zu gehen. Ja, der Oberbernbacher Wald ist meine Rettung geworden. Probiert es aus, es ist faszinierend, was ein Wald alles kann!
Angefangen hat es damit, dass ich die immer selben Spazierwege während des Lockdowns einfach nicht mehr sehen konnte. Etwas Neues musste her. Etwa zur gleichen Zeit lief ein Film über die Sprache der Bäume im Fernsehen, der mich begeistert und inspiriert hat. Manche Erinnerung kam zurück: Als Kind war der Wald für mich ein großartiger Spiel- und Abenteuerplatz: Der Wurzelballen eines umgekippten Baumes wurde zu meiner Höhle, ein Baumstumpf zur Puppenstube mit einem Bettchen aus Moos, und Verstecken spielen hat nirgendwo so viel Spaß gemacht wie zwischen Busch und Baum. Ich kann es allen Eltern nur empfehlen, mit ihren Kindern öfter in den Wald zu gehen!
Nimm ein Bad im Wald
Schon längst ist „Waldbaden“ in Japan eine anerkannte Therapieform gegen psychische Leiden sowie Herz-Kreislauf- und Atemwegsbeschwerden. Ich bekam jedenfalls Lust, auszuprobieren, ob etwas dran ist an den positiven Effekten eines Waldspaziergangs. Und ich muss sagen: ja, definitiv! In Japan werden angeblich schon Rezepte für das „Eintauchen in die Waldluft“ ausgestellt, und auch in Deutschland findet diese Idee immer mehr Anhänger. Was ich allerdings ein bisschen denkwürdig finde, denn früher war meine Familie oft im Wald. Wir sind im Sommer viel in die Himbeeren gegangen, das gehörte einfach dazu. Warum müssen wir an so „normale“ Dinge wie Waldspaziergänge überhaupt erinnert werden? Eine Frage, auf die ich natürlich genauso die Antwort kenne wie Ihr. Es hat doch immer wieder mit unserem ach-so-stressigen-Alltag zu tun. Wie schade!Waldluft – reinste Medizin
Nun gut, Wissenschaftler*innen haben viel dazu beigetragen, dass wir heute so gut Bescheid wissen über die Vorzüge pflanzlicher Duftstoffe (Terpenoide, ich habe es extra für Euch nachgeschlagen), die unser Immunsystem stärken. Oder über den erhöhten Sauerstoffgehalt im Wald, der unseren Stoffwechsel besonders aktiviert. Unser Herzschlag normalisiert sich, der Blutdruck sinkt bei einem Waldspaziergang, die Lungen weiten sich, werden durch ätherische Öle regeneriert, wir finden Ruhe. Und unsere Augen bekommen zur Abwechslung eine wohltuende Pause – lasst einfach den Blick schweifen, betrachtet die Bäume ganz hinten auf der Lichtung, genießt die Stille. Wunderbar! Forscher haben übrigens herausgefunden, dass ein Waldspaziergang Stresshormone reduziert und gute Laune macht.Wenn ich Euch jetzt noch nicht überzeugt habe, dann weiß ich es auch nicht …
Besondere Netzwerke
Der Wald ist einfach voller Geheimnisse und Wunder – wenn man sich auf ihn einlässt. Das ist Voraussetzung. Mit dem Handy in der Hand und Musik auf den Ohren erlebt man die Magie des Waldes natürlich nicht. Ich habe in dem vorhin erwähnten Film sehr interessante Dinge über den Wald gelernt. Bäume sollen zum Beispiel nachts ihren Durchmesser ändern, sie können miteinander kommunizieren, sich gegenseitig vor Fressfeinden warnen und sich dann mit den entsprechenden Abwehrstoffen rüsten. Und wenn die Vögel stärker singen, wachsen Bäume schneller. Diese sind über unterirdische Netzwerke miteinander verbunden, was in der Forschung dann „Wood Wide Web“ heißt – kein Scherz, lest es nach! Das ist alles unglaublich spannend.Mein liebstes Waldwissen
- Stellt Euch vor, in einer Handvoll Walderde stecken angeblich mehr Lebewesen als es Menschen auf der Erde gibt!
- Wenn der Siebenschläfer im Mai erwacht und kaum Blüten der Buche vorfindet, weiß er, dass es im Herbst zu wenige Bucheckern für ihn geben wird. Daraufhin setzt er vorübergehend die Fortpflanzung aus. Die Männchen entwickeln einfach keine Fortpflanzungsorgane!
- Deutschlands erster Nationalpark liegt im Bayerischen Wald und feierte 2020 sein fünfzigstes Bestehen. Zusammen mit dem tschechischen Nationalpark Böhmerwald ergibt sich eine Fläche von 24.217 Hektar – die größte Waldfläche in Zentraleuropa. Meine erste Reise nach Corona wird mich genau dorthin führen.
- Litten Bäume im einen Jahr unter Trockenheit, wachsen sie auch im nächsten Jahr langsamer, selbst bei viel Regen, weil sie sich das Problem gemerkt haben.
- Eichen werden im Schnitt um die 800 Jahre alt, 1.500 Jahre alte Eichen sollen auch schon vorgekommen sein.
Eure Trude
März 2021