Oma Trude ist schon lange ein Fan von Mehrwegsystemen. Jetzt will sie sich noch mehr für Unverpacktes und weniger Plastik einsetzen – und startet wie immer im eigenen Haushalt.
Ihr Lieben,endlich sind sie da, die lang ersehnten Lockerungen! Corona zieht sich zumindest hierzulande langsam aus unserem Leben zurück. Außerdem scheint die Sonne, ich war im See baden und sehe den Pflanzen in meinem Garten beim Wachsen zu. Schlagartig ist meine Laune besser!
Meine wiedergewonnene Energie habe ich gleich in eines meiner vielen Projekte gesteckt, die sich immer in meinem Hinterkopf befinden: Ich will noch weniger Plastik verwenden – und andere überzeugen, es mir gleich zu tun!
Im Haushalt geht viel
Wie Ihr euch denken könnt, bin ich sowieso schon auf diesem Weg unterwegs. Aber auch für mich gibt es noch einiges zu entdecken, um insgesamt weniger Plastikmüll zu produzieren. Und ich habe erfreut festgestellt, dass sich im Angebot der Super- und Drogeriemärkte zuletzt viel getan hat.Gestern stand ich doch auf einmal im Drogeriemarkt vor einem großen Kasten, einer Art „Tankstelle“, an der ich mir flüssiges Spül- oder Waschmittel in das mitgebrachte (einmal gekaufte) Plastikgefäß hätte füllen können.
Ein paar Gänge weiter habe ich das wachsende Angebot an Shampoos in fester Form bestaunt – sieht aus wie ein Stück Seife, ist aber Shampoo nur ohne Plastikbehältnis, und funktioniert richtig gut! Die gute alte Seife ist ohnehin wieder im Trend. Wer braucht da noch Duschgel in Plastikflaschen?
Was ich auch schon ausprobiert habe, sind Reinigungsmittel in Tablettenform, die man in Wasser in einer wiederverwendbaren Sprühflasche auflöst. Eine geniale Idee, finde ich! Hier gibt es immer mehr Anbieter im Internet, und man findet sie sogar in Drogeriemärkten, in einer Papierverpackung. Ich musste mich zwar erst einmal daran gewöhnen, dass der Duft dieses Reinigungsmittels nicht so intensiv und die Konsistenz eher wässrig ist, bin aber unterm Strich sehr zufrieden. Übrigens brauchen die Tabletten viel weniger Platz beim Transport, so dass ihr CO2-Fußabdruck sehr viel kleiner ausfällt als der von Plastiksprühflaschen.
Meiner Meinung nach sollte es ganz allgemein ums Einsparen gehen, nicht darum, Kunststoffe zu trennen, um sie zu recyceln. Wer hat nicht schon einmal das Gerücht gehört, dass unser sorgsam getrennter Müll, unser Plastikmüll, in ärmere Länder transportiert wird … und dann? Dieses Fass will ich gar nicht aufmachen. Mit Plastikvermeidung bin ich auf der sicheren Seite.
Cremedeo aus eigener Herstellung
Mein Cremedeodorant stellt Katja, die Tochter einer Freundin her. Sie füllt es für ihre Freunde und Bekannte immer wieder in dieselben kleinen Döschen, die wir ihr alle stets für ein Refill, wie man ja heute sagt, zurückgeben. Ich habe aber auch schon gesehen, dass der neue Unverpackt-Stand auf unserem Wochenmarkt ebenfalls Cremedeos aus der Region anbietet. Vielleicht gibt es das auch in eurer Nähe?Laut Katja ist die Produktion eines eigenen Deos ganz einfach. Sie nimmt:
- 4 Teelöffel Kokosöl
- 2 Teelöffel Sheabutter
- 3 Teelöffel Jojobaöl – für die Hautpflege
- 4 Teelöffel Natron, möglichst fein
- ein paar Tropfen ätherisches Öl, zum Beispiel Bergamotte, Thymian oder Rosmarin
Vom Bakelit zum Mikroplastik
Wer hätte 1907 gedacht, dass Kunststoffe nicht nur Segen, sondern auch Fluch sein können? Vor 114 Jahren hat nämlich der belgische Chemiker Leo Hendrik Baekeland den ersten synthetischen Kunststoff Bakelit entwickelt, aus dem etwa diese hübschen, schwarzen Telefone, die man manchmal in alten Filmen sieht, gemacht waren. Kennt Ihr die vielleicht auch noch? Der Fluch, unter dem wir heute leiden: Plastikmüllteppiche in unseren Meeren, größer als Deutschland – sie sind sogar vom All aus zu sehen! Für Meerestiere eine tödliche Falle.Der Einfluss von Mikroplastik auf die Gesundheit wird immer noch erforscht. Zu finden ist es in unserer Nahrung, im Trinkwasser und in der Luft. Fängt man erst einmal an, über Mikroplastik zu recherchieren, möchte man Plastik am liebsten ganz verbieten – ich zumindest. Aber so einfach ist das natürlich nicht. Denn die im Verruf stehenden, winzig kleinen Plastikteilchen entstehen beispielsweise durch Abrieb von Autoreifen, Asphalt oder Schuhen. Auch bei der Abfallentsorgung werden sie freigesetzt. Jede*r hat vielleicht schon einmal gehört, dass sich Mikroplastik auch in Kosmetik findet - bedenklich für Gesundheit und Umwelt. Aber der größte Teil stammt von den Autoreifen. Können wir im Alltag etwas dagegen tun? Ja, wir können auf Naturkosmetik, natürliche Putzmittel und den Öffentlichen Nahverkehr umsteigen.
Sehr erschreckend finde ich auch, dass sich beim Wäsche waschen ebenfalls Mikropartikel lösen, die in unseren Gewässern landen und in unsere Nahrung gelangen können. Würden wir nur Kleidung aus traditionellen Naturfasern wie Baumwolle, Leinen, Wolle, Seide oder Hanf tragen, gäbe es dieses Problem nicht. Synthetische (Sport-)Kleidung, Fleecejacken oder Microfaserputzlappen sind besonders problematisch. Erst kürzlich habe ich gelesen, dass laut einer englischen Studie Kleidung aus Kunstfasern die größte Quelle von Mikroplastik in Gewässern darstellt.
977 Tonnen Mikroplastik gelangen jährlich in Deutschland aus Wasch,- Putz- und Reinigungsmittel ins Abwasser. Das Mikroplastik, das durch Zersetzung von größeren Plastikteilen in den Meeren entsteht, stellt allerdings ein viel größeres Problem dar. Mein Fazit: weniger Plastik, wo immer es möglich ist!
Plastikverbot per Gesetz
Zum Glück hat der Gesetzgeber reagiert. Vom 3. Juli 2021 an sind viele Einwegplastikprodukte in der EU verboten. Wattestäbchen, Trinkhalme, Einweg-Geschirr oder Luftballonstäbe dürfen künftig nicht mehr produziert werden. Das klingt doch schon einmal gut! Es tut sich was, und das freut mich natürlich sehr.Habt einen schönen, möglichst plastikfreien Juli und genießt die Sonne!
Eure Trude
Juni 2021