Programm

Gegenüber Festival
Transatlantic Reverberation – Memory in Movement

Tanzresidenz Potsdam | Montreal Khadidiatou Bangoura – Luana Madikera © Thabo Thindi

Freitag, 20. September um 18 :00 Uhr  
Eintritt frei
Circuit-Est centre chorégraphique, Espace Jean-Pierre Perreault, Studio Peter-Boneham
2022, rue Sherbrooke Est

Transatlantic Reverberation – Memory in Movement
(Arbeitstitel)

Im Anschluss an die Präsentation findet eine Diskussion statt, die von Philip Szporer, Autor, Regisseur und Tanzkritiker, moderiert wird.

Im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen dem Conseil des arts et des lettres du Québec, dem Goethe-Institut Montreal und der fabrik Potsdam - Internationales Zentrum für Tanz und Bewegungskunst haben die Künstlerinnen Khadidiatou Bangoura und Luana Madikera eine Residenz in den Ateliers des Circuit-Est centre chorégraphique erhalten. Diese Residenz ermöglicht es ihnen, ihre künstlerische Beziehung weiter auszubauen und neue Wege der kreativen Zusammenarbeit zu erkunden. Im Gegenzug werden die Künstler Rozenn Lecomte und Léa Noblet Di Ziranaldi aus Québec in der fabrik Potsdam - Internationales Zentrum für Tanz und Bewegungskunst empfangen.

In ihrem Projekt erforschen Khadidiatou Bangoura und Luana Madikera, wie die Auseinandersetzung mit und Reflexion über traditionelle afrikanische Tänze für zeitgenössische Tanzsituationen als dekoloniales Werkzeug in künstlerischen Praktiken und kreativen Prozessen dienen kann. Ihre Zusammenarbeit begann 2023 im Rahmen eines Forschungsprojekts mit dem Titel DIEKPO, in dem sie das Ritual „dipo“ aus dem Kroboland in Ghana untersuchten, ein Pubertätsritual für junge weibliche Mitglieder von Gemeinschaften, das einen spezifischen Tanz als eines seiner Elemente enthält. Während des Prozesses hinterfragten sie immer wieder ihre Fähigkeit, ihren Wunsch und ihre Absicht, das Ritual authentisch zu „reproduzieren“. Da beide nicht aus Kroboland stammen, hielten sie es für unangemessen, eine Erfahrung außerhalb ihres kulturellen Erbes zu reproduzieren, und beschlossen stattdessen, sich künstlerisch mit Aspekten des Rituals zu beschäftigen, zu denen sie einen Bezug herstellen konnten und die ihnen aus einer panafrikanischen Perspektive wichtig waren. Ihre Neugierde und ihr Interesse an der Adaption ritueller Tänze für zeitgenössische Tanzaufführungen waren geboren.

Mit diesem Projekt wollen sie Überlegungen und Diskussionen über Formen der kulturellen Bewahrung, die Pflicht zur Erinnerung und die Pluralität des Seins anregen. Welche Auswirkungen und Implikationen hat die Präsentation traditioneller afrodiasporischer Praktiken in einer zeitgenössischen Tanzaufführung? Durch die Kombination ihrer jeweiligen Kompetenzen wollen sie eine achtsame Arbeit schaffen, die Bewahrung, Abstraktion und Anpassung miteinander verbindet.

Teil des Festivals „Longing / Belonging“

Geschichten von Migration prägen unsere modernen Gesellschaften, in denen Menschen unterschiedlicher kultureller Hintergründe nach Zugehörigkeit suchen. Kulturelle Vielfalt wird einerseits gefeiert, gleichzeitig entstehen aber neue soziale Grenzen. Das Festival “Longing/Belonging” des Goethe-Instituts präsentiert künstlerische Beiträge und gesellschaftliche Diskurse aus Deutschland und Nordamerika.

Zur Festival Website ➜



Khadidiatou Bangoura

Khadidiatou Bangoura stammt ursprünglich aus Liberia und Guinea. Sie wurde in Frankreich geboren und wuchs in Deutschland auf. Nach einem BA in International Relations & Development Studies und einem MA in African Studies in London, machte sie im Oktober 2017 ihren Abschluss in zeitgenössischem Tanz bei Danceworks Berlin. Im Januar 2023 begann sie die Zusammenarbeit mit Kuyum Kollaborativ in Berlin, einem Forschungsprojekt, das sich mit zeitgenössischem neo-afrikanischem Tanz beschäftigt. Im Februar 2023 wurde sie von Melissa Guex eingeladen, in einer improvisierten Performance namens Soul Dance beim Festival Rolande Leonard in Lausanne, Schweiz, aufzutreten. Seit März 2023 erforscht und entwickelt sie einen integrativen Tanzkurs für blinde, sehbehinderte und sehende Teilnehmer. Diese Forschung hat zur Entwicklung einer Tanzperformance für blinde und sehbehinderte Zuschauer ohne Audiodeskription geführt, die im August 2023 unter dem Titel How does it feel? als work in progress präsentiert wurde. Im September 2023 war sie Teil von zwei Performances beim Kuyum Arts Festival in Berlin: Kuyum Kollaborativ - das Ergebnis einer Gruppenresidenz zur Erforschung des neo-afrikanischen Tanzes und DIEKPO - ein Duett, dass das gleichnamige ghanaische Ritual erforscht, dekonstruiert und für die Bühne adaptiert.

Zu ihren eigenen choreografischen Arbeiten gehören The heart is a muscle (November 2016), Adult-ish (Juli 2017), Hey Stranger (November 2017), fight, flight, freeze (Juni 2020), Moving Structures (2021/2022) und Feel the World Through My Skin - Observations on everyday racism (September 2021, Oktober/November 2022, März 2023). Mit Hilfe des Tanzes analysiert sie unsere Beziehungen zueinander, zu uns selbst und zu unserer Umwelt und entdeckt und kreiert so neue Narrative, die zur (Selbst-)Reflexion führen. Dabei interessiert sie sich besonders für Wahrnehmungen und Wahrnehmungsweisen. Seit 2022 wird dieser künstlerische Schwerpunkt verstärkt durch Spontanimprovisation sowie die Bewegungsmethoden Flying Low und Passing Through verfolgt.

 

Luana Madikera

Luana Madikera ist eine vielseitige multidisziplinäre Tänzerin, Dichterin und Performerin. Mit ihrer großen Leidenschaft für die Erforschung verschiedener Tanzformen verbindet Luana moderne, urbane und traditionelle afrikanische und afrokaribische Tänze wie Azonto, Ndombolo, Amapiano, Sabar und Gwoka sowie Improvisation und zeitgenössischen Tanz. In ihren Recherchen und Performances befasst sich Luana mit wichtigen Themen wie Resilienz, schwarzer Identität, Widerstand, generationenübergreifendem Trauma und Dekolonialität. Luana hat für verschiedene Choreographen gearbeitet, wie z.B.: Magda Korsinsky (Patterns), Alexis Blake (Crack Nerves Boogie Swerve), Felix Dompreh (Diekpo).

Neben ihrer Arbeit als Tänzerin hat sie ihr eigenes Tanzstück für Kinder mit dem Titel Wurzula entwickelt, das sich mit den Themen Wurzeln und Identität auseinandersetzt. Außerdem ist sie Mitglied des FemBlack Performance Collective, mit dem sie das afrofuturistische Stück Another space/memory geschaffen hat. Als Mitglied der tropischen Bassband La By'le tritt Luana Madikera regelmäßig als Rapperin, Sängerin und Tänzerin auf. Darüber hinaus ist Luana Madikera eine engagierte Tanzlehrerin und Pädagogin. Sie gibt ihr Wissen und ihre Leidenschaft für den Tanz großzügigerweise in regelmäßigen Kursen und Workshops für Erwachsene und Kinder weiter. Durch ihren Unterricht vermittelt Luana nicht nur technische Fertigkeiten, sondern auch ein tiefes Verständnis für den kulturellen und historischen Kontext der Tanzformen, auf die sie sich spezialisiert hat.

Circuit-Est centre chorégraphique - studio Peter Boneham, Montréal

2022, rue Sherbrooke Est
Montreal H2K 1B9
Kanada

Details

Eintritt: Eintritt frei
Performance + Diskussion
+1 514-499-0159
caroline.gagnon@goethe.de

Links zum Thema