Endlich August – Das ist Berlin


Dass Werbung zu Kult werden kann, dafür gibt es viele Beispiele. “Das ist Berlin”, der Markensong der Berliner Morgenpost, ist aber noch mehr als das: Er ist eine Liebeserklärung an die Hauptstadt, die inoffizielle Hymne der Spree-Metropole und nicht zuletzt auch Berliner Kulturgut. Doch wie ist es dazu kommen, dass ein Werbelied solche Dimensionen erreichen konnte?

Die Berliner Morgenpost, eine der populärsten Tageszeitung der Stadt, plante für 2017 eine neue Kompaktausgabe und beauftragte zum Launch des neuen Formats ihre Stammagentur Römer Wildberger mit einer typischen Plakat- und Filmkampagne. Agenturchef Alex Römer aber hielt sich nicht an das Briefing und ging einen ungewöhnlichen Weg: Er schrieb mit Philipp Geldmacher einen Songtext, in dem die Beiden zahlreiche Berlin-Erlebnisse verarbeiteten. Zusammen mit Stephan Moritz von MOKOH Music und dem Komponisten und Sänger Nico Rebscher gründete Römer daraufhin das Musikprojekt Endlich August und produzierte den Song “Das ist Berlin”. Warum der Name Endlich August? “Das ist der Monat, in dem Berlin am schönsten ist”, so Römer.

Sie produzierten den Song noch in der Nacht vor einer wichtigen Präsentation vor den bis dahin noch völlig ahnungslosen Verantwortlichen der Berliner Morgenpost vor, die auf Anhieb von “Das ist Berlin” begeistert waren – und das, obwohl im Text des Liedes nicht ein einziges Mal der Name des Auftraggebers fällt. Mit Absicht, wie Römer erklärt: “Es sollte kein vordergründiger Reklamesong sein, dafür aber universell einsetzbar.” Ob im Radio, auf Veranstaltungen, in der Warteschleife oder auf Partner-Events.

Dazu kreierten Römer Wildberger zusammen mit NOYZ R UZ und dem Regisseur Tim Stoffel ein passendes Musikvideo, in dem neben der Stadt auch seine Bewohner die Hauptrolle spielten: Prominente und Unbekannte, Stars und Normalos, Junge und Alt – Berlin, eben. Das Video verbreitet sich schnell online, außerdem lief es in allen großen Berliner Kinos. “Das ist Berlin” schaffte es schnell in die Playlists der Berliner Radiosender, kletterte in den iTunes Viral-Charts unter die Top 6 und gehört mittlerweile sogar zur Cheerleader-Choreografie bei den Handballern der Füchse Berlin. Er läuft er auf zahlreichen Events in und um Berlin, wird unerlaubterweise von Unternehmen für deren Telefon-Warteschleifen benutzt und gewann zahlreiche Werbe- und Medienpreise.

Doch warum der Kultstatus? Vermutlich, weil “Das ist Berlin” die Essenz der Hauptstadt aufgreift. Er spielt mit Berlins Vielfalt und seinen Gegensätzen, seiner Unangepasstheit und am Ende auch der Tatsache, dass in Berlin nichts “entweder oder”, sondern vielmehr “sowohl als auch” ist. Schließlich ist Berlin die Stadt, in der ein Werbesong zur Hymne werden kann.
 

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