Gespräch
Die Ufer sprechen Bände über den Fluss: Kultureller Zugang in Gefängnissen

Schriftzug und Gitter
Bild: © Goethe-Institut

Ein Gespräch mit Ana Gil, Maria José Vitorino und Ana Patrícia Silva

Goethe-Institut Lissabon

Verfassung der Portugiesischen Republik
Artikel 78, Absatz 1

(1) Jeder Mensch hat das Recht auf kulturellen Genuss und kulturelles Schaffen sowie die Pflicht, das kulturelle Erbe zu erhalten, zu schützen und zu fördern.



Überall auf der Welt gibt es unter den Gefangenen einen hohen Anteil von Menschen aus benachteiligten Verhältnissen und Gemeinschaften, oft mit einem niedrigeren Bildungsniveau als der Rest ihrer Gemeinschaft und mit Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben. Das Gesetzesdekret 51/2011 schreibt zwar vor, dass es einen Lese- und Bibliotheksdienst "für alle Gefangenen" geben muss, doch im Alltag stößt die Umsetzung dieses Rechts auf zahlreiche Hindernisse - angefangen damit, dass es in den meisten Gefängnissen bis heute keine Bibliothek gibt. 

Ein Gespräch am 10. Oktober um 19 Uhr in der Bibliothek mit Maria José Vitorino, Bibliothekarin und Ausbilderin, und Ana Gil, Gründerin des Vereins Terceira Pessoa, moderiert von der Journalistin Ana Patrícia Silva, über die geleistete und noch zu leistende Arbeit auf dem Weg zu einer wirklich inklusiven und demokratischen Gesellschaft vom Zentrum bis zu den Rändern.


Ana Gil hat einen Abschluss in Theater an der Escola Superior de Teatro e Cinema in Lissabon gemacht. Im Jahr 2012 gründete sie zusammen mit Nuno Leão den Verein Terceira Pessoa, dessen künstlerische Leiterin sie bis 2023 sein wird und in dem sie kreative Projekte in den Bereichen Theater und spartenübergreifende Projekte, Bildungsdienste, Publikumsentwicklung und Programmgestaltung durchgeführt hat. Während ihrer gesamten Laufbahn hat sie mit dem Bildungsdienst des CTA in Castelo Branco zusammengearbeitet und Workshops zum künstlerischen Ausdruck für verschiedene Theater, Schulen, Museen und Bibliotheken entwickelt. Sie koordiniert und leitet künstlerische und pädagogische Interventionsprojekte in verschiedenen Gemeinden, darunter: Há Festa no Campo (PARTIS - Calouste Gulbenkian Foundation & La Caixa Foundation); Manifesta-te (Gulbenkian Academies of Knowledge); Free Spirits in Guarda Prison (DgArtes); RádioATIVIDADE in Guarda Prison (PARTIS - Calouste Gulbenkian Foundation & La Caixa Foundation). Im Jahr 2021 war sie Gastdozentin an der Pädagogischen Hochschule von Castelo Branco.

Maria José Vitorino ist seit 1976 Lehrerin und unterrichtete im Primar-, Sekundar- und Hochschulbereich. Seit 1990 ist sie Bibliothekarin und arbeitet in den Bereichen Koordinierung, Aufsicht und Schulung im Schulbibliotheksnetzwerk (1998-2014). Seit 1998 ist sie zertifizierte Ausbilderin. Übersetzerin, Redakteurin, Kuratorin, Projektmanagerin. Hochschulabschluss in Geschichte (1977). Postgraduiertenstudium in Dokumentationswissenschaften - Bibliotheken und Dokumentation (1990) und in Informationskuration und -management (2015). Master in Erziehungswissenschaften - Bildung und Lesen (2007). IASL-Auszeichnung für Schulbibliotheken (2009). Gründungsmitglied des Kulturvereins von Laredo und Mitglied des Verwaltungsrats. Er arbeitet aktiv in anderen Vereinigungen mit, wie: APMNR Associação Promotora do Museu do Neorealismo, Associação Forum Manifesto, IASL International Association for School Librarianship, BAD Associação Portuguesa de Bibliotecários, Arquivistas, Profissionais da Informação, APCEP Associação Portuguesa de Cultura e Educação Permanente.

Ana Patrícia Silva widmet sich als freie Journalistin der Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen in Portugal, sozialen Anliegen, Gerechtigkeit und Feminismus. Sie war Stipendiatin des Pulitzer Center, einer amerikanischen Organisation, die die Serie Paredes frágeis em lugares de dor unterstützte. Die Serie entstand in Zusammenarbeit mit der Zeitung Público und handelt von sexueller Gewalt in Krankenhäusern und Arztpraxen. Ihre Arbeiten wurden in Zeitungen und Zeitschriften wie Setenta e Quatro, Observador, Gerador und Público veröffentlicht. Außerdem engagiert sie sich für das Projecto Inocência, einer investigativen Journalismusinitiative, die Journalist*innen, Akademiker*innen und Jurist*innen bei der Überprüfung von Gerichtsurteilen zusammenbringt. Derzeit absolviert sie einen Master in Frauenstudien an der Fakultät für Sozial- und Geisteswissenschaften in Lissabon. Für ihre journalistische Recherche über sexuelle Gewalt in Krankenhäusern und Arztpraxen wurde sie für den European Press Prize 2024 in der Kategorie Investigative Reporting Award nominiert.

Details

Goethe-Institut Lissabon

Campo do Mátires da Pátria 37
1169-016 Lisboa

Sprache: Portugiesisch
Preis: Eintritt frei

218 824 510 biblioteca.lisboa@goethe.de

Ort: Bibliothek