Autor*innen-Gespräch
Marion Poschmann (DE) und Vigdis Hjorth (NO):

Autorengespräch zwischen Marion Poschmann (DE) und Vigdis Hjorth (NO):
Autorengespräch zwischen Marion Poschmann (DE) und Vigdis Hjorth (NO): | ©Kapittel

Autor*innen-Gespräch

Kapittel-Festival

Der Roman Die Kieferninseln (2017) von Marion Poschmann, der ins Norwegische übersetzt wurde (Furuøyene, Cappelen Damm 2020, übersetzt von Sverre Dahl), dreht sich um die Figur des Gilbert Sylvester, der zum akademischen Prekariat in Deutschland gehört. Er ist ein hochgebildeter kulturwissenschaftlicher Forscher mittleren Alters, der unablässig von einer befristeten Projektstelle zur nächsten springt. Seine Lebenskrise ist vorprogrammiert und als er träumt, dass seine Frau ihm untreu ist, wird sie schließlich zur Realität.

Während er die Bedeutung von Bärten in der westlichen Kultur recherchiert, trifft er die impulsive Entscheidung, nach Japan zu reisen – ein Land ohne Bartwuchs. In Tokio angekommen, erwirbt Gilbert japanische Literaturklassiker, die ihm Einblicke in die japanische Mentalität bieten. Neben den Büchern findet er aber auch einen anderen Reisebegleiter: Er verhindert den Selbstmord eines jungen Mannes am Bahnhof von Tokio und kümmert sich um ihn. Er verspricht ihm, gemeinsam nach einem stilvolleren Ort zu suchen, um die Welt zu verlassen.

Die Reise des unkonventionellen Paares durch das moderne Japan liefert Inhalte für verschiedene Beobachtungen. Durch das Erleben der kulturellen Unterschiede zwischen Japan und Deutschland lernt Gilbert sich selbst aus einer neuen Perspektive kennen. Im Zentrum des Romanes steht außerdem das Erleben der Natur Japans, jedoch bleiben außergewöhnliche Offenbarungen aus. Dezent schildert Poschmann die Folgen der Moderne, vermeidet aber einen aktionspolitischen Ton. Der Stil des Romans zeigt eindeutig die Handschrift einer Lyrikerin.

Im Jahr 2023 erschien der Roman Chor der Erinnyen – die „Fortsetzung“ von Die Kieferninseln, oder vielmehr der Gegenroman. Im Mittelpunkt steht Gilberts Frau Mathilda, die von seinen Anschuldigungen und seiner Flucht nach Japan überrascht ist. Der Roman ist jedoch keineswegs ein Beziehungsdrama – dafür ist Gilbert zu unbedeutend. Vielmehr ist es die Natur, die die Handlung bestimmt. Während die Natur in Die Kieferninseln ein schweigsames, passives Element der Handlung ist, so macht sie sich in der Fortsetzung hörbar und wird immer bedrohlicher.

Die norwegische Autorin Vigdis Hjorth wird mit Marion Poschmann ins Gespräch kommen. Hjorth ist in der norwegischen Literaturzene keine Unbekannte, denn sie hat sich mit ihren zahlreichen, von der Kritik hochgelobten Romanen eine große Leserschaft aufgebaut. Thematisch und stilistisch scheint sie weit entfernt von Poschmanns literarischem Kosmos zu sein, aber Hjorth hat immer wieder bewiesen, dass sie nicht nur eine hervorragende Schriftstellerin ist, sondern auch eine Gesprächspartnerin, die literarischen Projekten anderer aufgeschlossen begegnet.

Herzlich willkommen zu einem vielfältigen deutsch-norwegischen Autorentreffen!

Im Gespräch treffen Sie:
Marion Poschmann, Autorin (DE)
Gesprächsleiterin: Vigdis Hjorth, Autorin (NO)

Das Gespräch findet auf Deutsch (das gedolmetscht wird) und Norwegisch statt.

Ort: 2. Etage Sølvberget galleri

Details

Kapittel-Festival

Sølvberggata 2

4002 Stavanger

Diese Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe „Auf dem Weg nach Leipzig“ - Kapittel-Festival in Stavanger.