Kultur

„International Call“

U-Cee

Der Regensburger Jungkünstler U-Cee zwischen musikalischen Welten in Prag

„Mein Produzent und ich joggten singend durch die Straßen Prags und verfeinerten meine Songs.“ © U-Cee

Gerade hat U-Cee sein erstes Soloalbum veröffentlicht. International Call heißt es und passt zu ihm wie die Faust aufs Auge. Aufgewachsen ist U-Cee, der mit bürgerlichem Namen Ussama Soleman heißt, als Sohn einer Tunesierin und eines Ägypters im bayerischen Regensburg. Inzwischen lebt er in Prag und identifiziert sich nicht nur mit verschiedenen Kulturen, sondern auch Musikstilen.

„Festlegen auf einen bestimmten Musikstil will ich mich nicht, ich bin einfach ein Künstler, ein Sänger“, betont er immer wieder. Am besten lässt sich seine Musik einordnen als Reggae und Dancehall mit Elementen aus Soul und Hip-Hop. „Ich versuche einfach Musik zu machen, die uns alle berührt.“ Und das gelingt ihm, denn durch die verschiedenen Einflüsse, die seine Musik ausmachen, kann der Hörer sich in ebenso viele verschiedene Welten flüchten.

Singend durch die Prager Straßen

U-Cees musikalische Karriere begann im Alter von zwölf Jahren. Mit seiner damaligen Funk- und Soul-Band UST erhielt er drei Jahre später den ersten Plattenvertrag bei Virgin Records. Wiederum zwei Jahre später, im Jahr 2000, veröffentlichte er mit der Nürnberger Hip-Hop Band Rundfunk 2 das Album Ruhestörung. Es folgten mehrere Stationen und Engagements in verschiedenen Projekten wie Soulid Kollective oder Mortal Kombat Sound. Zusammen mit diesen Formationen gelang es ihm, verschiedenste Stile zusammenzuführen und so die musikalischen Grenzen verschwimmen zu lassen. Im Jahr 2004 wurde U-Cee Mitglied der Band King Banana, die sich 2008 umformierte und seitdem mit U-Cee als Leadsänger unter dem Namen U-Cee & The Royal Family durch Europa tourt.

Der Clip zum Lied „Sugar" wurde in U-Cees Wahlheimat Prag gedreht. © U-Cee

In Regensburg ist die Musikszene begrenzt. Deshalb entschied sich U-Cee im Jahr 2008, in die Tschechische Republik zu gehen. Auslöser waren verschiedene Auftritte mit King Banana, die über das Goethe-Institut zustande kamen. Damals lernte er auch den Booker und Veranstalter Lukáš Kolíbal kennen, mit dem er auch heute noch zusammenarbeitet. In Prag angekommen, tourte er zunächst mit der Band United Flavour, eine der bekanntesten tschechischen Reggae-Bands. Daraus entwickelte sich auch der Kontakt zu seinem jetzigen Produzenten Djei Gogo. Im September 2011 produzierte U-Cee mit ihm sein erstes Soloalbum.

Harte Arbeit, denn U-Cee feilte daran nicht nur im Studio, sondern auch auf der Straße. „Mein Produzent und ich joggten singend durch die Straßen Prags und verfeinerten meine Songs“, erzählt der 29-jährige. Gesangsunterricht half ihm, tiefer in die Musik und den Soul einzusteigen: „Eine ganz neue Erfahrung für mich.“

Vielfalt in Leben und Musik

Dass die Arbeit mit U-Cee Spaß macht, bestätigen die Leute, die ihn in Prag unterstützen. Sein Mitbewohner Christoph arbeitet seit Oktober 2011 mit ihm und ist deswegen nach seinem Studium der Kultur- und Medienwissenschaften in die tschechische Hauptstadt gezogen. Er übernimmt dabei organisatorische Aufgaben, wie Terminplanung, Vertrieb oder Booking. Für U-Cee selbst nehmen diese Dinge inzwischen zu viel Zeit in Anspruch. „ Ich arbeite sehr gern für U-Cee, da es ein sehr interessantes Feld ist, in dem ich erste Erfahrungen in der Arbeitswelt sammeln kann. Außerdem bin ich selbst ein großer Fan und genieße die angenehme Atmosphäre auf U-Cees Konzerten.“

Jan Kout

„Ich wurde bilingual und multikulturell erzogen und bin viel gereist.“ © U-Cee

Das Album International Call beinhaltet U-Cees Wurzeln, seine Performance und seinen Gesang – es gelingt ihm, die Erfahrungen und die Vielfalt seines bisherigen Lebens in der Musik festzuhalten. „Ich wurde bilingual und multikulturell erzogen und bin viel gereist.“ In Prag fühlte er sich von Anfang an wohl. Er mag das Flair der Stadt und genießt es, die Leute um sich zu haben, mit denen er arbeitet und Musik macht. Auch die Nähe zur Regensburger Heimat ist ein Vorteil. „Am wichtigsten aber ist, dass die Resonanz auf meine Musik hier riesig ist, und das macht mich glücklich.“


Copyright: Goethe-Institut Prag
August 2012
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