Ab September 2022 werden die Künstler*innen des Atelier Panormos - La Bottega von einer Jury ausgewählt, die sich aus Vertreter*innen des Goethe-Instituts Italien und des Institut français Italia sowie aus Fachleuten aus der Welt der italienischen Kunst und Kultur zusammensetzt. Der Jury gehörten in diesem Jahr an:
Antonella Perin, Leiterin der Kulturprogramme des Goethe-Instituts Italien
Hélène Kelmachter, Kulturattaché der französischen Botschaft in Italien
Beatrice Merz, Präsidentin und Direktorin der Merz-Stiftung
Costanza Quatriglio, Direktorin und Künstlerische Leiterin des Centro Sperimentale di Cinematografia Sizilien
Oscar Pizzo, Direktor von EUR Culture per Roma, Künstlerischer Leiter des Teatro Massimo di Palermo von 2014 bis 2018
Giorgio Vasta, Schriftsteller
Für die Aufenthalte, die zwischen September 2022 und Juli 2023 stattfinden sollen, hat die Jury sechs Projekte ausgewählt, die von den folgenden Künstler*innen vorgeschlagen wurden: Charlotte Koch/Ségolène Bulot/Daria Di Bello, Yolenn Farges, Tobias Purfürst & Noam Brusilovsky, Victor Missud und Lea Letzel.
Über unsere regulären Residenzen hinaus haben wir im Jahr 2023 ein Projekt zur Mandoline entwickelt: Mandolino Variabile.
Mandolino Variabile
Workshop, Konzert und Masterclass anlässlich einer neuen Komposition von Vincent Trollet, aufgeführt von Florentino Calvo, Caterina Lichtenberg und den Studierenden des Konservatoriums "A. Scarlatti" in Palermo unter der Leitung von Emanuele Buzi.
© Kultur Ensemble und Caterina Lichtenberg
Im Rahmen seiner Programmplanung für das Jahr 2023, das die deutsche Musikwelt der Mandoline widmet, realisierte
Kultur Ensemble Palermo ein Residenzprogramm zur Mandoline in italienisch-französisch-deutscher Zusammenarbeit in zwei Teilen. Anlass dafür war eine neue Komposition für Plektrum-Orchester mit dem Namen "Notturno", die der französische Komponist Vincent Trollet speziell für Palermo geschrieben hat.
Vom 13. bis 15. Februar fand der erste Teil der Residenz in Form eines
dreitägigen Workshops statt, den Vincent Trollet und Florentino Calvo für die Studierenden des Konservatoriums "A. Scarlatti" in Palermo unter der Leitung von Professor Emanuele Buzi, Inhaber des Lehrstuhls für Mandoline, veranstalteten.
Vom 2. bis 4. Mai wurde der zweite Teil des Projekts unter Beteiligung der deutschen Mandolinistin Caterina Lichtenberg durchgeführt. Am 2. und 3. Mai fanden die Proben für das
Abschlusskonzert statt, das am Mittwoch, den 3. Mai aufgeführt wurde. Bei diesem Konzert wurden abwechselnd Stücke für Plektrum-Orchester, Solostücke und Stücke für das italienisch-französisch-deutsche Trio von international renommierten Mandolinenspieler*innen gespielt. Auf diese Weise sollte zunächst den traditionellen Ursprüngen der Mandoline nachgegangen werden, bevor anschließend einem weniger bekannten zeitgenössischen Repertoire Raum gegeben wurde.
Den Abschluss der Residenz bildete eine
Masterclass von Caterina Lichtenberg für die Studierenden der Mandolinenklasse des Konservatoriums von Palermo am Donnerstag, den 4. Mai.
Biografien der Dozent*innen und Mandolinist*innen
Caterina Lichtenberg ist eine der führenden klassischen Mandolinenspielerinnen der Welt. Aufgewachsen in Deutschland, absolvierte sie ihr Studium an der Musikhochschule in Köln. Derzeit ist sie Professorin für klassische Mandoline/Sopranlaute an dieser renommierten Hochschule. Seit über 20 Jahren macht Caterina Lichtenberg Aufnahmen, unterrichtet und tourt durch Europa, Japan, Taiwan, Südamerika, Kanada und die USA. Bisher hat Caterina Lichtenberg 13 Alben veröffentlicht.
Emanuele Buzi, Enkel des Virtuosen Giuseppe Anedda, ist Absolvent des Konservatoriums von L'Aquila. Er arbeitet mit den wichtigsten italienischen Opernhäusern zusammen (Mailänder Scala, Teatro La Fenice in Venedig, Teatro Massimo in Palermo). Seit 2008 hat er den Lehrstuhl für Mandoline am Conservatorio di Musica A. Scarlatti in Palermo inne.
Florentino Calvo studierte am Konservatorium von Argenteuil, dem wichtigsten Zentrum für Mandolinenunterricht in Frankreich. Er lernte bei den Meistern Mario Monti und Ugo Orlandi. Als Konzertkünstler tritt er regelmäßig als Solist in Kammermusikensembles und mit Orchestern auf (TrioPolycordes, Orchestre National du Théâtre de Paris, Orchestre Philharmonique de Radio France). Indem er zahlreiche führende Konzertinterpret*innen und Pädagog*innen ausbildet, trägt er zur Weiterentwicklung und zu einer größeren Bedeutung seines Instruments in Frankreich und im Ausland bei.
Vincent Trollet begann ein Klavier- und später ein Kompositionsstudium, das er am Pariser Konservatorium fortführte. Im Jahr 2010 wurde er für den Studiengang Musikinformatik am IRCAM in Paris zugelassen. Diese Ausbildung gab seiner Arbeit eine neue Richtung, die ihn dazu brachte, sich dem Experimentieren zu nähern. Aus seinen zahlreichen Begegnungen mit Komponist*innen seiner Generation entstand das Ensemble Regards, ein Ensemble, das sich der zeitgenössischen Musik widmet.
Annika Katja Boll und Renaud Mundabi Muyanunu
© Riccio Blu: Mathia Coco
Das Residenzprogramm von Kultur Ensemble Palermo nimmt im Herbst 2023 ein deutsch-französisches künstlerisches Duo auf: Annika Katja Boll und Renaud Mundabi Muyanunu. Die Beiden schließen sich für dieses Projekt zum ersten Mal seit ihrem gemeinsamen Studium an der Villa Arson (Nizza) zusammen.
Während der Residenz werden sie an einem interaktiven Videospiel arbeiten. Die Rahmenhandlung des Spiels wird durch die Inselerfahrung Siziliens inspiriert. Akustisch sammeln sie für das Videospiel Klänge und O-Töne, visuell Landschaftsfotografien, die gescannt und in 3D umgewandelt werden.
Im Projekt verbindet sich die Ästhetik einer durch Digitalisierung abstrahierten Realität mit der metaphorischen Sprache des Märchens. Es soll die Erfahrung ständiger Bewegung, Desorientierung und Nichtzugehörigkeit entstehen.
© Riccio Blu: Mathia Coco
Das künstlerische Duo wurde bei der Ausschreibung vom Frühjahr 2023 durch eine Jury ausgewählt. Diese setzte sich zusammen aus: Jérémy Rossignol, stellvertretender Referatsleiter - Berufliche Bildung, Hochschulaustausch und Freiwilligendienste - DFJW (Deutsch-Französisches Jugendwerk), Hélène Kelmachter, Kulturattaché der Französischen Botschaft in Italien und Rosina Franzé, Kulturabteilung Goethe-Institut Mailand). Die Residenz wird vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) unterstützt.
Renaud Mundabi MuyanunU
Muyanunu arbeitet multidisziplinär mit Installationen, Musik und performativen Lesungen. Er studierte an der Kunsthochschule Marseille und machte 2023 seinen Masterabschluss an der Villa Arson (Nizza). In seinen Klangarbeiten mischt er Field Recordings, Erzählungen, Gesang und Debatten. Diese poetische Vorstellungswelt ist von Fragen multipler Identitäten durchzogen. Renaud schreibt und rezitiert Märchen. Ihre scheinbare Leichtigkeit ermöglicht es ihm, ihm wichtige soziale und politische Fragen anzusprechen. Seine Praxis kann aus dem "white cube" ausbrechen und an öffentliche Orte wie Bibliotheken treten.
Annika Katja Boll
Annika Boll ist eine visuelle Künstlerin aus dem Westerwald. Sie studierte zunächst Anthropologie und Psychologie in Göttingen und Ahmedabad, dann an der Kunsthochschule Kassel. Dieses Studium schloss sie an der Villa Arson in Nizza ab. Ihre Arbeit bewegt sich zwischen der virtuellen Welt und der visuellen Realität die uns umgibt. Annika Katja Boll verschmilzt beide Welten, indem sie das Digitale in den realen Raum rekontextualisiert. Sie interessiert sich für die wechselhafte Bedeutungen eines Objekts, durch das Verändern von Kontext und Materialien. Sie stellt digitale Gärten zusammen, in denen Fragmente von 3D-Scans von teilweise verschwundenen Pflanzen zu neuem Leben erwachen. Diese digitalen Spaziergänge, eine Art "Cyber-Flanieren" in künstlicher Natur, konfrontieren die ästhetische Freude mit der Realität einer sterbenden Natur.
Altrove / Anderswo / AilleurS
© Studio Forward
Was passiert beim Schreiben, wenn man seine Muttersprache und das eigene Land verlässt? Welche sind die Worte, die man wählt, um die Erfahrung zu beschreiben, das eigene Land verlassen zu müssen? Welche sind die Einrichtungen, die Künstler*innen in dieser Situation unterstütze können?
Kultur Ensemble Palermo startet Altrove/Anderswo/Ailleurs, einen Residenzaufenthalt für das geschriebene Wort und Künstler*innen, die im Exil in Deutschland und Frankreich leben. Das Programm ist in Zusammenarbeit mit der Martin Roth-Initiative (Berlin) und Atelier des artistes en exil (Paris, Marseille) entstanden, zwei Organisationen, die Exil-Künstler*innen bei ihrer beruflichen Entwicklung unterstützen.
Diesen Herbst empfängt die Residenz einen Monat lang die belarussische Schriftstellerin, Aktivistin und DJ
Ludmila Pogodina und den palästinensischen Fotografen und Regisseur
Samer Salameh, der in Syrien geboren wurde.
Das Projekt soll diejenigen in ihrem Schaffen unterstützen, die ihre kulturelle, sprachliche, geografische und emotionale Heimat verloren haben, und ihnen dabei auch Zeit und Raum geben, um diesen Verlust reflektieren zu können.
Während der Residenz sind auch drei Veranstaltungen im Rahmen des Festival delle Letterature Migranti Freitag, 13. und Samstag, 14. Oktober geplant. Altrove/Anderswo/Ailleurs wird vom Deutsch-Französischen Kulturfonds unterstützt.
Ludmila Pogodina
© Sasha Abuhovich
Die Weißrussin Ludmila Pogodina ist Journalistin und multidisziplinäre Künstlerin, unter anderem DJ, Fotografin, Autorin, Podcasterin und Veranstaltungsorganisatorin.
Sie wurde 1984 in dem heute russischen Dorf Znamensk geboren und zog mit ihrer Familie nach Minsk, als sie fünf Jahre alt war. Als Teenager entdeckte Pogodina die Rockmusik, die in Weißrussland als politisch oppositionell verstanden wird, was sie später dazu veranlasste, sich auf Interviews mit provokanten Künstlern aus aller Welt zu konzentrieren, darunter Genesis Breyer P-Orridge, Denis Lavant, Bruce LaBruce, Joshua Oppenheimer, Isabella Rossellini, Charlotte Rampling, Cillian Murphy, Pablo Larrain und viele andere, deren Werke oft soziale Normen und Politik thematisieren.
Sie studierte Musik, Jura und Journalismus und begann in den 2000er Jahren als Musik- und Filmjournalistin zu arbeiten, hauptsächlich für ukrainische und weißrussische Medien.
2011 begann sie auf Anfrage eines Minsker Clubs mit dem Auflegen und veranstaltete kurz darauf ihre eigenen Partys.2015 gründete sie zusammen mit Freunden das Kunstkollektiv #keepminskweird, das einen sicheren Raum für die lokale Gemeinschaft und eine Plattform schuf, um über Feminismus, Geschlechterrollen, Inklusion und Vielfalt zu sprechen, indem es eine fließende Form der Unterhaltung (Partys, Kunstlabore, Festivals) nutzte und sich mit lokalen Basisinitiativen vernetzte.
Nach der gescheiterten belarussischen Revolution und der starken Repression ist das Kollektiv heute über Polen, Litauen und Deutschland verstreut und nicht mehr in Belarus aktiv.
Ludmila Pogodina will mit ihrer Arbeit und ihrem Engagement auf die politische Situation in Belarus aufmerksam machen. Derzeit arbeitet sie an einem autobiografischen Roman über "Diktatur, Patriarchat und Rock'n'Roll". Im November 2022 kuratierte sie ein Sonderprogramm "Spotlight: Belarus" und war Jurymitglied des Wettbewerbs für Menschenrechtsfilme beim Internationalen Kurzfilmfestival Interfilm Berlin. Pogodina lebt seit April 2022 in Berlin.
Samer Salameh
© Anthony Seklaoui for Tank magazine.png
Samer Salameh wurde in Syrien geboren und ist im Yarmouk-Lager in Damaskus aufgewachsen. Seit seiner Jugend ist er im Bereich der dramatischen und visuellen Künste aktiv. Nachdem er mehrere unabhängige Kurzfilme gedreht hatte, drehte Samer seinen ersten langen Dokumentarfilm 194. Nous, enfants du camp über die Ereignisse in seinem Heimatort Yarmouk. Salameh, der durch den Krieg aus Syrien vertrieben wurde, setzt seitdem seine filmische Recherche rund um seine intime Erfahrung des Exils fort. Als Mitglied des Ateliers der Künstler im Exil lebt er seit 2014 in Frankreich. Er schloss 2020 seinen Master in Filmregie an der ENSAV in Toulouse ab.
Kultur Ensemble Palermo und Harun Farocki Institut starten Residenz für junge Regisseur*innen aus der sizilianischen Szene in Berlin.
Harun Farocki Institut
Kultur Ensemble Palermo beginnt eine neue Partnerschaft mit dem Harun Farocki Institut in Berlin. Diese Zusammenarbeit entspringt dem Wunsch, ab diesem Jahr jungen Regisseurinnen und Regisseuren, die in Sizilien arbeiten, einen Forschungsaufenthalt in den Förderländern des Kultur Ensembles, Frankreich und Deutschland, zu ermöglichen.
Die Initiative richtet sich an Regisseur*innen in Sizilien und ist Teil des Residenzprogramms Atelier Panormos von Kultur Ensemble Palermo. Nachdem sich das Residenzprogramm anfangs auf die Unterstützung von Künstler*innen konzentriert hat, die in Deutschland und Frankreich arbeiten, wird es nun erweitert, um Filmschaffende aus Sizilien zu fördern: Dank der engen Verbindung zwischen dem Goethe-Institut und dem Harun Farocki Institut wird die Berliner Institution ihre Türen jungen italienischen Regisseur*innen für jeweils dreimonatige Residenzen öffnen, um in ein anregendes internationales Umfeld einzutauchen, neue kreative Perspektiven einzunehmen und Kontakte zur Kunstszene und zu Fachleuten ihres Bereichs zu knüpfen.
Das Harun Farocki Institut wurde im September 2015 gegründet und hat sich als Plattform für die Erforschung der visuellen und diskursiven Praxis des deutschen Filmemachers und Autors Harun Farocki (1944-2014) etabliert. Das Institut widmet sich auch der Unterstützung neuer Projekte, die die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Bildkulturen erforschen.
Für diese erste Zusammenarbeit hat das Goethe-Institut Palermo den 1990 geborenen Filippo Foscarini ausgewählt, Absolventen des Centro Sperimentale di Cinematografia. Diese Wahl beruht auf der Qualität der Arbeit des jungen Regisseurs, seiner Affinität zu Archivrecherchen und dem Gegenstand seines nächsten Projekts, den von starken geopolitischen Spannungen geprägten Grenzgebieten zwischen Bosnien-Herzegowina, Serbien und Kroatien. Der Zugang zum Archiv des Harun Farocki Instituts wird eine wichtige Ressource für die Entwicklung seiner Forschungen und Überlegungen über die politische Rolle von Bildern im Nachkriegskontext sein. Filippo Foscarini wird ab September 2023 für einen Zeitraum von drei Monaten in Berlin sein.
Filippo Foscarini
© Filippo Foscarini
Filippo Foscarini ist ein Regisseur für Dokumentationen. Seit seinem Abschluss in vergleichender Literaturwissenschaft an der Universität Ca‘ Foscari in Venedig lebt er in Palermo, wo er am Centro Sperimentale di Cinematografia - Sede Sicilia unter der künstlerischen Leitung von Costanza Quatriglio ein Diplom in Dokumentarfilmregie erwarb. Seine Interessensgebiete reichen von der Ethnografie über Erinnerungslücken in Konfliktsituationen bis hin zur Akusmatik, wobei er einen experimentellen Ansatz verfolgt, der von der Phänomenologie im Bereich des Klangs ausgeht. Mit Marta Violante drehte er den Archiv-Kurzfilm Africa Bianca (2020, Projekt im zweiten Studienjahr) und in Zusammenarbeit mit Federico Cammarata Tardo Agosto (2021, Diplomarbeit, bester internationaler Film bei der 15. Ausgabe der Beldocs und Gewinner des CG Entertainment Distribution Award beim Cinema dei Popoli) und A Soft Hiss of this World (2022). Seine Werke wurden auf mehreren nationalen und internationalen Festivals präsentiert (DocLisboa, Festival dei Popoli, Torino Film Festival, Beldocs, Yamagata International Documentary).
TOBIAS PURFÜRST UND NOAM BRUSILOVSKY
© Kultur Ensemble | Foto: Debora Krist
Noam Brusilovsky und Tobias Purfürst arbeiten bereits seit einigen Jahren zusammen. Ihr aktuelles Projekt ist die Entwicklung einer Techno-Oper, in der die dramaturgischen Mittel der historischen Oper wie Gesang und Erzählung mit Techno-Musik und Techno-Kultur verbunden werden. Ihren Residenzaufenthalt wollen sie vor allem zum Schreiben (Noam) und Komponieren (Tobias) des narrativen Techno-Sets nutzen.
Theater- und Hörspielmacher Noam Brusilovsky wurde 1989 in Israel geboren. Nachdem er die Thelma Yellin High School of the Arts besuchte, zog er 2012 nach Berlin. Dort studierte er Theaterregie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Schon während seines Studiums inszenierte er seine ersten Hörspiele für den Deutschlandfunk und den SWR und erhielt 2017 den Deutschen Hörspielpreis der ARD für seine Produktion "Broken German". Im selben Jahr schloss er sein Studium mit der autobiografischen Solo-Performance "Orchiektomie rechts", ab. Im folgenden Jahr wurde diese Inszenierung zu den Festivals "Radikal Jung" und "Fast Forward" eingeladen und führte zu einer Nominierung als "Nachwuchsautor des Jahres" in der Kritiker*innenumfrage von Theater heute. Seit dem arbeitet Brusilovsky als freier Autor und Regisseur für diverse deutsche Rundfunksender (Deutschlandfunk, SWR, WDR und rbb). Seine Hörspiele wurden in allen ARD-Sendern ausgestrahlt, mehrfach ausgezeichnet und für mehrere Preise nominiert. Neben seiner radiofonischen Tätigkeit inszeniert Noam Brusilovsky am Theater. Seine dokumentarischen Theaterprojekte, die zu zahlreichen Festivals eingeladen wurden, wurden am Münchner Volkstheater, am Konzerttheater Bern, in den Berliner Sophiensaelen und am Stadttheater Klagenfurt realisiert.
Tobias Purfürst ist Musikproduzent und Klangkünstler aus Berlin. Klassisch ausgebildet am Klavier, gilt sein Interesse einer Vielzahl kreativer Prozesse. Er begann zunächst ein Architekturstudium an der UdK in Berlin. Nach einem Austauschjahr in Island, einschließlich eines Praktikums in den Greenhouse Music Studios (Valgeir Siruðsson), fokussierte er seine Arbeit auf Sounddesign, experimentelle und Filmmusikkomposition. 2011 studierte er an der Fakultät Kunst und Medien (UdK) in der Klasse für Computational Arts (Prof. Alberto de Campo), wo er hauptsächlich an generativen Klanginstallationen und Performances arbeitete. Während seiner Zeit an der UdK wurden seine Arbeiten in mehreren Gruppenausstellungen und auf Festivals ausgestellt, darunter: Ars Electronica (2012); EMAF (2013); Transmediale (2013); Addicted to Random Festival, Halle (2013), u.a. 2015 schloss Tobias sein Studium als Meisterschüler ab und arbeitet seit dem, neben dem Ausbau seiner eigenen künstlerischen Expertise und Karriere, als Freelancer für Agenturen, Lehrbeauftragter und in Kooperation mit verschiedenen Künstler*innen in den Bereichen experimentelle elektronische Musik, Multimedia-Installationen sowie Kompositionen und Sounddesign für Film, Videokunst und Performance.
Victor Missud
© Riccio Blu: Mathia Coco
Victor Missud ist Filmregisseur, stammt aus Toulouse und lebt zurzeit zwischen Frankreich und Palermo. Seine Arbeiten befassen sich auf poetische Weise mit geographisch und gesellschaftlich ausgegrenzten Menschen, die in seinen Filmen zu Schauspieler*innen werden. Der Vorschlag, das eigene Leben für die Dauer einer Fiktion zu spielen, soll ihnen helfen, ihre Erfahrungen und Wirklichkeiten klarer auszudrücken als im gelebten Alltag.
Für seinen ersten Film, die Dokufiktion "La forêt de l'espace" (2019, Sonderpreis der internationalen Jury beim Festival Visions du Réel, IFF Rotterdam, Hors Pistes Centre Pompidou), lud Victor Missud Menschen ein, vor allem Obdachlose, die tagtäglich auf den Straßen von Paris von Ausgrenzung betroffen sind. Sie stellten sich ein Leben auf dem Mond vor und erzählten davon. Sein jüngster Film "À qui le monde" (2023, gemeinsame Regie mit Marina Russo Villani) ist eine dokumentarische Fabel, die in Benin spielt. Darin werden die Körper von Fabrikarbeiter*innen nach und nach von Wasserhyazinthen überwuchert, der invasiven Pflanze, die ihnen Arbeit verschafft. Die Pflanze wurde ursprünglich für ihre Blumen zur Dekoration von Touristenhotels in Benin eingeführt und angebaut.
In Palermo arbeitet Victor Missud an einem Spielfilm in italienischer Gebärdensprache, angesiedelt zwischen Dokumentarfilm und Fiktion. "Die Insel verlassen" (Arbeitstitel) setzt zwei taubstumme Laienschauspieler in Szene, die ihre eigenen Rollen innerhalb eines fiktionalen Rahmens interpretieren. Palermo wird als dritter Hauptdarsteller des Films betrachtet. In dieser Stadt, in der barocke Paläste von Gebäudeblöcken aus der Nachkriegszeit umzingelt sind, erkundet Victor Missud architektonische Kontraste im Bild. Die Recherche zum Sounddesign geht in Richtung tiefer Töne, insbesondere Schlagzeug und Sound-Vibrationen.
Lea Letzel
© Frederike Wetzels
Lea Letzel schafft Räume, Konzertsituationen, Konzert-Installationen, Performances und Videoarbeiten, die sowohl in der „Black Box“ des Theaters, als auch im „White Cube“ der bildenden Kunst gezeigt werden. Ihr Studium am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen hat sie mit einem Projekt in Zusammenarbeit mit der Internationalen Ensemble Modern Akademie abgeschlossen. Das Studium der Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien in Köln beendete Letzel mit dem „Konzert für Orgel und Pyrotechnik“ in Zusammenarbeit mit dem Organisten Dominik Susteck in der Kölner Kunst-Station St. Peter. Seit 2015 ist sie zur staatlich geprüften Pyrotechnikerin ausgebildet und seit 2020 zur Großfeuerwerkerin. Den Herbst 2019 verbrachte sie als Stipendiatin des Goethe–Instituts der Villa Kamogawa in Kyoto, Japan, um sich mit japanischer Pyrotechnik auseinandersetzen. Ihre Zeit als Stipendiatin in Palermo will sie maßgeblich der Recherche und Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen, politischen, historischen und künstlerischen Perspektive der italienischen Feuerwerkerei widmen. Lea Letzel lebt und arbeitet heute in Köln.
Yolenn farges
© Sylvie Léonard
Yolenn Farges ist eine vielseitige Künstlerin aus Frankreich. Im Jahr 2020 absolvierte sie ihren Abschluss an der Beaux-Arts de Nantes und lebt und arbeitet nun zwischen Marsiglia und Belle-île-en-mer. Auf langen Wanderungen und Tauchgängen macht sie sich auf die Suche nach Materialien sowie Geheimnissen und Geschichten, die sie sammelt und durch ihre Kreationen wiedergibt. Ihre künstlerischen Ansätze sind sowohl mit der Metamorphose von Ökosystemen als auch der mündlichen Verbreitung von Wissensgut verbunden. Mit der Hilfe von Installationen, Performance und Video hinterfragt Yolenn die Porosität der Beziehungen zwischen den Lebewesen. Weiterhin leitet sie künstlerische und pädagogische Workshops und betrachtet diese Momente des kollektiven Schaffens als wirksame Mittel, um sich die Zukunft vorzustellen. In Palermo konzentriert sich ihre Untersuchung auf Lebensmittel und auf sizilianische Rezepte, die aus der Perspektive der Mikrobiologie und Fermentation betrachtet werden.
CHARLOTTE KOCH, SÉGOLÈNE BULOT UND DARIA DI BELLO MIT DEM PROJEKT WOMEN’S VOICES IN PALERMO
© Charlotte Koch, Ségolène Bulot, Daria di Bello
Die Anthropologin Charlotte Koch aus Deutschland, die französische Soziologin Ségolène Bulot sowie die italienische Soziologin Daria di Bello lernten sich an der Universität in Leipzig kennen. Bei dem Zusammenkommen der drei Wissenschaftlerinnen vereinten sich zudem ihre Kenntnisse hinsichtlich des Orients, Lateinamerikas, Südasiens und Afrikas.
Mit ihrem gemeinsamen Projekt Women’s voices in Palermo konzentrieren sie sich auf die kulturellen Praktiken Nordafrikanischer Frauen in der sizilianischen Hauptstadt und ihre Zugänglichkeit zu lokalen Kultureinrichtungen.
Palermo spielt dabei als historischer Treffpunkt vieler Nationalitäten und Religionen eine entscheidende kulturelle Die Durchführung von Interviews ermöglicht den Wissenschaftlerinnen, die Erfahrungen der Nordafrikanischen Frauen bezüglich ihres Lebens und Schaffens in Palermo zu analysieren, um das Bild der multikulturellen und offenen Stadt differenziert zu reflektieren. Weiterhin ermöglichen ihre Ergebnisse die Eröffnung neuer Perspektiven, welche als Impulse für zukünftige kulturelle Projekte und inklusive Praktiken dienen sollen.
Ziel ihrer Arbeit ist es, einen Raum für diese Frauen zu schaffen, in welchem sie ihre Stimmen erheben können. Dementsprechend streben sie danach, bisherige Machtstrukturen mit einem intersektionalen Ansatz zu hinterfragen.
Aufbauend auf den bereits vorhandenen Erfahrungen der Wissenschaftlerinnen in der Vertonung von Untersuchungsergebnissen, gewonnen bei der Leipziger Podcast-Ethnografie der Universität, werden ihre jüngsten Resultate gleichermaßen als Podcast veröffentlicht – somit verleihen sie den Frauen nicht nur im übertragenden Sinne eine Stimme.
© KULTUR ENSEMBLE
Das Trio aus Geisteswissenschaftlerninnen traf sich an der Universität Leipzig, wo sie den Podcast als partizipatives Mittel zur Verbreitung ihrer Arbeit entdeckten.
CHARLOTTE KOCH
Die gebürtige Deutsche Charlotte Koch lebt in Leipzig. Dort absolvierte sie ihr Master-Studium in Kulturwissenschaften mit einem Bachelor in den Regionalstudien von Lateinamerika. Neben dem Feminismus beschäftigt sie sich auch mit der Soziologie des Islams. Die Kulturwissenschaftlerin zeigt zusätzlich freiwilliges Engagement bei der Unterstützung von Immigranten in Deutschland und sammelte im Rahmen von Praktika und einem Freiwilligendienst viele Erfahrungen im Ausland. Sie arbeitete zudem an einem Podcast an der Universität Leipzig, wo sie auch auf ihre derzeitigen Partnerinnen des Projektes „Women’s voices in Palermo“ traf.
SÉGOLÈNE BULOT
Ségolène Bulot ist eine gebürtige Französin, welche jedoch in Leipzig lebt. Dort erreichte sie auch ihren Masterabschluss in Kulturwissenschaften. Die Soziologin engagiert sich für Migranten in Deutschland und hat durch ihre Arbeit und Planung von Festivals und Theater auch Bezugspunkte zur Kunst-Szene. Aufgrund ihrer Tätigkeit am Goethe-Institut und Institut français ist ihr der Kulturaustausch über die Grenzen hinweg nicht fremd. Sie hatte bereits Erfahrungen mit dem Podcast-Format an der Universität Leipzig, wo sie auch ihre derzeitigen Partnerinnen des Projektes „Women’s voices in Palermo“ kennenlernte.
DARIA DI BELLO
Die in Tarent geborene Italienerin Daria di Bello lebt in Leipzig. Dort bestand sie mit ihrer Arbeit zur Immigration im Mittelmeerraum auch ihren Master in Kulturwissenschaften. Neben ihrer Tätigkeit als Aktivistin ist die Soziologin zusätzlich eine Sprach- und Kulturvermittlerin sowie Italienischlehrerin. Sie befasst mit Migration und der Soziologie des Islams. An der Universität Leipzig, wo sie auch schon an einem Podcast arbeitete, traf sie auf ihre derzeitigen Forschungspartnerinnen. Gemeinsam nutzen sie die Residenz für ihre Recherche im Rahmen des Projektes „Women’s voices in Palermo“.