Übersetzung: Interview mit Dr. Joachim Umlauf, 15-09-2022, Nr. 1126, Observator Cultural
Die Oper verändert sich ständig

Artikel im Originall

Das Projekt „Opera in your pocket” ist die natürliche Fortsetzung seines 2019 gestarteten Vorgängers "Fidelio bist du!”, der 2020 seine Zuschauer:innen davon überzeugen durfte, dass Oper alles andere als eine veraltete Kunstform ist.
Wie so viele seiner Zeitgenossen konnte „Fidelio bist du!” aufgrund der Pandemie der Öffentlichkeit nicht in einer klassischen Uraufführung gezeigt werden. Stattdessen wurde ein anderer Weg gefunden, das Projekt zu präsentieren: ein künstlerischer Film, der sowohl das Publikum, als auch Kritiker:innen begeisterte, und heute noch auf unseren Facebook/You Tube Kanälen zu sehen ist.
War der Film ein voller Erfolg und eine beeindruckende, bleibende  Alternative zu der entfallenen Liveperformance, so ist es dennoch schön zu wissen, dass das Projekt „Opera in your pocket” in diesem Jahr seine Uraufführung vor Publikum bekommen kann.
Wie jede musikalische Gattung, wandelt sich die Oper stetig. Wie ein lebendiger Organismus passt sie sich der Zeit an, verändert sich mit der Welt in der wir leben und bleibt ein ständiger Spiegel der Gesellschaft, in der sie entsteht – auf jeden Fall muss sie das, wenn sie als Kunstform weiter zählen will.  Seit dem 20. Jahrhundert treten immer mehr moderne Elemente und Themen in den Fokus der Oper, während gleichzeitig traditionelle Elemente ein fester Bestandteil bleiben. Wer die expressionistischen Opern des 20. Jahrhunderts, wie „Lulu” und „Wozzeck” von Alban Berg gesehen hat oder Stücke des 21. Jahrhunderts wie „Alice im Wunderland” von Unsuk Chins bewundern durfte, wird bereits vertraut sein mit dem Reiz der modernen Oper, die die Vergangenheit und die Gegenwart so wunderschön miteinander zu verweben vermag.   
Das macht die Oper zu einer, sowohl für das Publikum, als auch für die beteiligten Künstler:innen, spannenden und reizvollen Gattung. Sie hat ihre eigene Ausdrucksform und erweitert damit für ihre Zuschauer:innen kulturelle Horizonte.
Trotz all ihrer Besonderheiten findet die zeitgenössische Oper jedoch kaum Platz im rumänischen Kulturraum. Noch immer wird sie meist verdrängt, von ihren hochbetagten Vorfahren und allzu oft landen moderne Opernstücke in einer Schulblade ohne es jemals auf die Bühne geschafft zu haben.
Das Projekt „Opera in your Pocket” bietet die Möglichkeit, sie aus dieser Schublade zu ziehen und ins Rampenlicht zu stellen. Es fördert bewusst neue Musik und junger Künstler:innen und strebt damit an, dem Publikum den Wert neuer Ausdrucksformen in dem traditionellen Genre der Oper zu zeigen.  "Opera in your Pocket" verfolgt außerdem das Ziel, ein Kammeropernlabor im Opern- und Multimediastudio der Musikuniversität Bukarest zu ermöglichen. Das Labor soll zu einem Referenzpunkt der zeitgenössischen und experimentellen Oper im ganzen rumänischsprachigen Kulturraum werden.
Ein starkes Mentoring ist essentiell für junge Komponist:innen, Librettist: innen, Regisseur:innen und Opernsänger:innen, um die Kunst der modernen Oper zu erlernen und ihre eigenen Ideen und Vorstellungen zu verwirklichen.
"Opera in your pocket" bietet sowohl Eins-zu-Eins-Mentoring als auch Gruppen- Lernaktivitäten an. Feedback-Sitzungen während der Produktionszeit, an denen die jungen Künstler:innen zusammen mit ihren Mentor:innen teilnehmen, ermöglichen viel über die Produktion von Opernmusik zu lernen und die Zusammenarbeit in künstlerischen Institutionen besser kennenzulernen.
Neben dem ständigen Kontakt mit Mentor:innen und Musiker:innen und dem daraus wachsenden Erfahrungsschatz, ist es für die jungen Künstler:innen auch eine Möglichkeit mit ihrem Schaffen Geld zu verdienen.
Durch die Vielzahl von Künstler:innen und Bereichen, die an dem Projekt beteiligt sind, ensteht fruchtbarer Boden für neue Ideen und zeitgenössische Kunst kann einem neuen Publikum zugänglich gemacht werden.
Langfristig soll „Opera in your pocket” allerdings kein Einzelkind bleiben, sondern ein Modell schaffen für Theater und Hochschulen um mit ähnlichen Projekten die Produktion und den Austausch zeitgenössischer Kammeropern im eigenen Land, sowie in den Nachbarstaaten zu fördern.

Ich möchte mich im Namen des Goethe-Instituts bei dem ganzen Team und bei unseren langfristigen und immer zuverlässigen Partnern hiermit herzlich bedanken: Teatrul Odeon, Universitatea Națională de Muzică București, Centrul de Informare Muzicala din România (CIMRO) și Televiziunea Română.


 

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