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Interview
Svante Weyler

Svante Weyler
Foto: Sofia Runarsdotter

Journalist, Korrespondent, Übersetzer und Verleger – Svante Weyler hat die deutschsprachige Literatur in Schweden auf vielfältige Weise gefördert. 2007 gründete er den Weyler Verlag und hat Autor*innen wie Silke Scheuermann, Ingo Schulze und Juli Zeh ins Schwedische eingeführt.

Es scheint, als sei die deutschsprachige Literatur ein ständiger Begleiter in deinem Arbeitsleben gewesen. Zunächst als Kulturjournalist und Kritiker mit dem Schwerpunkt deutsche Literatur, dann als Kulturmanager und Rundfunkkorrespondent in Berlin und schließlich als Verleger. Warum ist das so? 

Svante Weyler Foto: Sofia Runarsdotter Ich wurde ernsthaft erwachsen, als ich im Herbst 1977 nach Berlin kam, um Deutsch zu lernen. Und damit begann meine Karriere als Journalist. Solche Erfahrungen sind oft prägend. In Berlin hatte ich die Möglichkeit, meine Interessen zu vereinen: Literatur, Politik und Geschichte. In diesem Zusammenhang bin ich auch dem Goethe-Institut für meine vier Wochen Grammatikunterricht im selben Herbst in Grafing bei München dankbar, obwohl es sich nicht in gleichem Maße auf die Berufswahl ausgewirkt hat.

1994 bist du Verlagsleiter bei Norstedts geworden, einem Verlag mit großer Tradition bezüglich der Herausgabe deutschsprachiger Literatur. Wie sah die Veröffentlichung deutschsprachiger Literatur während deiner Zeit bei Norstedts aus? Gibt es Autor*innen, die du besonders gerne in Schweden lanciert hast? 

Ich war daran beteiligt, die gute Arbeit fortzuführen, die mein Vorgänger Thomas von Vegesack - eine Legende in diesem Zusammenhang! - zu verantworten hatte. Einige starke Autor*innen, die meiner Meinung nach an Kraft und Bedeutung verloren hatten, verschwanden (Martin Walser, Christoph Hein), andere wurden weitergeführt (vor allem Christa Wolf) und einige neue kamen hinzu (Juli Zeh, Sebastian Haffner). Auch wenn sich einige von ihnen nicht ganz so entwickelt haben, wie ich es mir erhofft hatte, bin ich froh und stolz auf ihre Einführung. Und obwohl Imre Kertész Ungar ist und aus dem Ungarischen übersetzt wurde, führte seine starke Positionierung und sein Durchbruch in Deutschland ihn nach Schweden. 
 
Später (2007) hast du deinen eigenen Verlag gegründet, den Weyler Verlag. Von Anfang an war die deutschsprachige Literatur ein wichtiger Bestandteil des Verlags, mit Autor*innen wie Ingo Schulze, Silke Scheuermann und Juli Zeh. War das von Anfang an geplant?  
 
Ja, das war der Plan. Kleine Verlage können nicht so breit aufgestellt sein wie die großen, deshalb habe ich die angelsächsische Literatur, bei der sich Viele besser auskannten als ich, fast ganz aufgegeben und dafür Platz für die deutschsprachige Literatur bereitet. Gleichzeitig darf ein Verlag nicht zu sehr spezialisiert sein, weil die Gefahr zu groß ist, dass man in seiner kleinen Nische allein bleibt.
 
In den Anfangsjahren des Weyler Verlags hast du auch selbst einige Bücher vom Deutschen ins Schwedische übersetzt. War es eine Herausforderung, sowohl als Übersetzer als auch als Verleger zu arbeiten? 

Herausforderung ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber es war zum Teil aus wirtschaftlichen Gründen notwendig, aber ich hätte es nie gewagt, wenn ich es mir nicht zutrauen würde. Aus diesem Grund habe ich Bücher ausgewählt, die zu mir passen, wie zum Beispiel Ingo Schulzes Adam & Evelyn (2009) oder Silke Scheuermanns unglaublich prägnanten Roman Die Stunde zwischen Hund und Wolf (2008). Schließlich wurde die Zeit knapp, und ich hatte die Möglichkeit, den jungen und sehr talentierten Übersetzer*innen, Aufträge zu erteilen. 

Wie steht es deiner Meinung nach heute um die Veröffentlichung deutschsprachiger Literatur in Schweden? Gibt es etwas, das du vermisst? 

Es läuft gut, siehe die jüngsten Erfolge von Judith Hermann und Jenny Erpenbeck zum Beispiel. Es gäbe mehr Bücher zu übersetzen, aber nicht so viel Raum und Interesse in der literarischen Öffentlichkeit, und das ist ein Faktor, den jeder seriöse Verlag berücksichtigen sollte. Bücher zu übersetzen und zu drucken ist nicht schwer, man braucht nur Geld, um sie zu bezahlen. Der Verkauf von Büchern, und zwar von deutschen Büchern, ist der schwierige Teil.

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