Inklusion in der Praxis   Jeder sollte irgendwo dazugehören

Vašek besucht seit der sechsten Klasse eine Regelschule.
Vašek besucht seit der sechsten Klasse eine Regelschule. Foto: © Marek Knittl

Die Geschichte von Vašek steht stellvertretend für Geschichten von Kindern, die „irgendwie anders“ sind. Die Frage ist, wie man ihnen helfen kann. Bára lernte Vašek vor zwei Jahren kennen. Er war zwölf und kam auf eine neue Schule, und sie beschloss, die Inklusion in der Praxis zu verfolgen. Vašeks Geschichte deckt „blinde Flecken“ im tschechischen Bildungssystems auf.

Die Geschichte schien zu Beginn recht absehbar zu sein. Ein Junge mit Asperger-Syndrom kommt in die sechste Klasse einer neuen Schule, die nur ein paar hundert Meter von dem Haus entfernt ist, in dem er seit seiner Kindheit mit seiner Großmutter und seinem Großvater lebt. Die Schule in Komárov, Mittelböhmen, äußert Bedenken. Auch die Großmutter ist besorgt. Und dann tauche ich, eine Journalistin, auf und frage, ob ich in dieser Schule die Inklusion in der Praxis und in Echtzeit beobachten darf.

Man spürt die Besorgnis, die mitschwingt, wenn über seine Diagnose gesprochen wird. Wie schwierig wird es sein, mit den Verhaltensauffälligkeiten eines Kindes mit einer Autismus-Spektrum-Störung umzugehen? Wird der Junge kooperativ sein? Neigt er nicht vielleicht zu Aggressionen? Davor haben sie in der Schule Angst. Und wird Vašek damit zurechtkommen? Das fragen sich die Großeltern besorgt.

Seit September 2021 war ich jeden Monat für ein paar Stunden in der Klasse und habe beobachtet, wie alle miteinander auskommen. Ich sprach regelmäßig mit Vašeks Assistentin, der Klassenlehrerin und dem Schulleiter. Oft ging es darum, dass Vašek sich nicht meldete, sondern einfach dazwischen rief (dazu muss man aber erwähnen, dass seine Antworten meistens zum Thema passten). Einmal weigerte er sich im Kunstunterricht, einen Hund mit einer Tasse zu zeichnen – mit dem logischen Argument, dass ein Hund keine Tasse halten kann.

Vašek wanderte ziellos im Klassenzimmer oder auf dem Flur umher und hatte niemanden, mit dem er reden konnte. Er ist allein.

Aber die größten Probleme gab es in den Pausen. Vašek wanderte ziellos im Klassenzimmer oder auf dem Flur umher und hatte niemanden, mit dem er reden konnte. Er ist allein. Um auf sich aufmerksam zu machen, wählt er verschiedene Strategien – meist solche, die seine Mitschüler verärgern.

Wäre er anderswo nicht besser aufgehoben?

Auf den Schulfluren, im Lehrer*innenzimmer und im Büro des Schulleiters wird immer wieder die Frage gestellt, ob „solche“ Kinder in eine Regelschule gehören und ob sie nicht anderswo besser aufgehoben wären. Aber wo? Vašek ist ein intelligenter Junge (er hatte zwei Zweier am Ende der sechsten Klasse und vier Zweier auf seinem Zeugnis am Ende der siebten Klasse), und Sonderschulen sind für Kinder mit schweren Behinderungen bestimmt.

Die Förderung der Inklusion in der Tschechischen Republik ist alles andere als ideal. Kinder wie Vašek sind berechtigt und werden ermutigt, eine Regelschule zu besuchen, und jedes Jahr steigt die Zahl der Assistent*innen, auf die diese Kinder Anspruch haben. Allerdings ist die Skepsis seitens vieler Schulen und eines Teils der Öffentlichkeit spürbar. Dazu hat sicherlich auch der ehemalige Präsident Miloš Zeman beigetragen, der immer wieder sagte, dass Inklusion ideologisch falsch sei, weil Behinderte „unter ihresgleichen“ am besten aufgehoben seien.

Der Soziologe Daniel Prokop hat versucht, die Argumente der Inklusionsgegner in seinem 2019 erschienenen Buch Blinde Flecken (Slepé skvrny) zusammenzufassen: So wird unter anderem befürchtet, dass wegen der Förderung der Inklusion immer mehr behinderte Kinder auf Regelschulen gehen, was die Qualität des Unterrichts gefährde und die Sonderpädagogik zerstöre. Außerdem hätten die Schulen nicht das Geld, um Stellen für Assistent*innen und Sonderpädagog*innen zu schaffen, und stünden ohne die notwendige Unterstützung da.

Blinde Flecken

Im Jahr 2016, nach einer Gesetzesänderung zur Förderung der Inklusion, stellte sich jedoch heraus, dass der sprunghafte Anstieg ausblieb. Während die Zahl der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf in Regelgrundschulen von 53.000 (2016-2017) auf 76.000 (2019) stieg, sank die Zahl der Kinder in Förderschulen und -klassen nur um 2.500. „Der Anstieg in den Grundschulen ist also darauf zurückzuführen, dass mehr Kindern in Regelschulen ein sonderpädagogischer Förderbedarf zuerkannt wurde. Die überwiegende Mehrheit der auf die eine oder andere Weise behinderten und benachteiligten Kinder, die die Regelschulen besuchen, waren schon vor der ‚Einführung‘ der Inklusion dort. Nur haben sie dank der Inklusion mehr Geld für Unterrichtsassistent*innen, Pädagog*innen und andere Angebote bekommen“, stellt Prokop in seinem Buch fest.

Die Anzahl der Assistent*innen steigt immer weiter. Dies hat sich im letzten Jahr als Problem erwiesen, als das Bildungsministerium aufgrund der angespannten Haushaltslage im Rahmen von Sparmaßnahmen eine Reduzierung der Zahl der Assistent*innen in Betracht erwog. Im Jahr 2022 arbeiteten 30.000 Assistent*innen in den Schulen – Kindergärten, Grund- und Sekundarschulen – und diese Zahl hat sich innerhalb von sechs Jahren verdoppelt. Heute entstehen Assistenzstellen aufgrund einer Entscheidung der pädagogisch-psychologischen Beratungsstelle auf der Grundlage der konkreten Bedürfnisse eines Kindes. Der neue Vorschlag (der noch nicht verabschiedet wurde) sah vor, dass jede Schule Anspruch auf eine begrenzte Anzahl von Assistent*innen entsprechend ihrer Größe haben sollte. Der Vorschlag wurde nicht sehr begeistert aufgenommen. Weder von Fachleuten noch von so genannten inklusionsfreundlichen Schulen, die mit der Inklusion gut zurechtkommen und häufiger von Eltern unterschiedlich benachteiligter Kinder ausgewählt werden.

Fehldiagnose

Nachdem ich Vašek bereits seit acht Monaten begleite, nimmt seine Geschichte eine Wendung. Es ist April 2022. Ich erfahre, dass Vašek eben kein Junge mit Asperger-Syndrom ist. Es gibt keinen medizinischen Befund, der besagt, dass er eine Autismus-Spektrum-Störung hat. Es stellt sich sogar heraus, dass eine Untersuchung in der Fachklinik, die er im Alter von sechs Jahren besuchte, diese Diagnose nicht bestätigt hat.

Es geht nicht mehr „nur“ um Inklusion. Ich frage mich, wie es passieren kann, dass ein kleiner Junge mit diesem Etikett versehen wird. Und mir wird klar, dass ich meine Aufmerksamkeit nicht nur auf die Schule richten muss, sondern auch auf Vašeks Zuhause und seine Vergangenheit.

Bára Postránecká beobachtete zwei Jahre lang die Inklusion von Vašek an seiner neuen Schule. Bára Postránecká beobachtete zwei Jahre lang die Inklusion von Vašek an seiner neuen Schule. | Foto: © Marek Knittl Ich fange an, mich mit Vašeks Großmutter zu treffen. Sie erzählt mir, wie sie ein kleines Mädchen adoptierten, nennen wir sie Petra. Mit fünfundzwanzig Jahren bekam Petra dann ein Kind – Vašek. Aber Petra weigerte sich nach ein paar Monaten, sich um ihren Sohn zu kümmern. So ergeht es manchmal Kindern, die einen Teil ihrer Kindheit in Heimen verbracht haben – niemand kümmerte sich um sie, niemand nahm sie aus dem Bettchen heraus, wenn sie weinten. Und die Kinder verloren allmählich das Vertrauen in die Welt und in die Tatsache, dass man in ihr sichere und liebevolle Beziehungen aufbauen kann. Das Fehlen von Liebe im frühen Kindesalter hat zur Folge, dass Heimkinder auch ihren eigenen Kindern nichts davon bieten können (laut der sogenannten als Bindungstheorie).

Er spricht lange Zeit nicht, und wenn er es doch tut, will er das Wort „Mama“ lange Zeit nicht sagen.

Nach ein paar Monaten übernahm die Großmutter die Pflege von Vašek. Aber bei Vašek hinterlässt der Verlust seiner Mutter Spuren. Er spricht lange Zeit nicht, und wenn er es doch tut, will er das Wort „Mama“ lange Zeit nicht sagen. Im Kindergarten wird er ausgestoßen und missverstanden, so dass seine Großmutter beschließt, in einen speziellen Kindergarten für Kinder mit verschiedenen Behinderungen zu schicken. Und anschließend, in der Primarstufe [der in Deutschland die Grundschule entspricht, Anm.d.Red.], geht Vašek auf eine sprachtherapeutische Schule.

Eben dort kam es zur „Etikettierung“ Vašeks. Im Laufe der Jahre erklären ihn viele Leute im Kindergarten und in der ersten Klasse zu einem „klaren Asperger“, und dieses falsche Urteil wird schließlich Teil von Vašeks Leben. (Die vollständige Reportage über das erste Jahr wurde im Juni 2022 auf Tschechisch im Magazin Reportér veröffentlicht).

Die Klasse ist ein lebendiger Organismus

Ich möchte an dieser Stelle noch eine weitere Sache erwähnen. Eine Schulklasse ist ein lebendiger Organismus, bestehend aus den unterschiedlichsten Kindern. Jedes trägt an seinem eigenen „Rucksack“, den man nicht einfach am Schultor abstellen kann. Es geht aber nicht nur um Kinder mit Behinderungen. Manche sind außergewöhnlich begabt, andere haben geschiedene Eltern, es gibt auch Kinder mit Migrationshintergrund oder solche aus ärmeren Familien. Die Kinder kommen in unterschiedlichen psychischen Zuständen, mit unterschiedlichen Regeln von zu Hause und unterschiedlichen Kommunikationsweisen. So hat jede Klasse zwangsläufig ihre eigene Dynamik, die von ihren Mitgliedern bestimmt wird. So entstehen unterschiedliche Beziehungen, aber auch Reibungen, prallen unterschiedliche Lebensweisen aufeinander.

Die heutigen pädagogischen Fakultäten befassen sich jedoch nur wenig mit der Tatsache, dass angehende Lehrer*innen auf ein Klassenzimmer voller unterschiedlicher Kinder treffen werden. Die Fakultäten befassen sich immer noch in erster Linie damit, wie man die Fächer unterrichtet, und nicht damit, wie man die Kinder unterrichtet. Warum dies kurzsichtig ist, lässt sich ganz einfach zeigen: Unser Gehirn reagiert auf erhöhten Stress mit einer radikalen Verringerung der kognitiven Fähigkeiten. Wenn es uns also darum geht, Kindern etwas beizubringen, ist es kurzsichtig, zu ignorieren, wer alles im Klassenzimmer sitzt und wie es diesen Personen geht.

Eine interessante Methode ist in dieser Hinsicht das Management des Schüler*innenverhaltens (Positive Behavioural Interventions and Supports). Diese aus den USA stammende Methode, die nachweislich die Atmosphäre und das Klima in Schulen verbessert, wird in der Tschechischen Republik von der SOFA (Society for all) gelehrt. Grundlage der Methode ist, dass die aufgestellten Regeln positiv sein müssen. „Wir sagen den Kindern nicht: Ärgere nicht, renne nicht auf dem Flur. Stattdessen sagen wir ihnen, dass sie anderen zuhören sollen, und wenn sie Bewegung brauchen, sollen sie mit dem Lehrer vereinbaren, wie sie das tun“, erklärt Klára Šimáčková Laurenčíková, Sonderpädagogin, Inklusions-Expertin und derzeitige Menschenrechtsbeauftragte der Regierung, in einem Interview mit dem Magazin Reportér.

Die zweite Ebene dieser Methode konzentriert sich auf Kinder, die bereits Anzeichen von Unruhe zeigen, die sich in ihrem Verhalten widerspiegelt. Hier muss das gesamte Team der Schule lernen, diese Zeichen und Signale zu verstehen. Diese Kinder erhalten dann eine intensivere und vor allem individuelle Unterstützung von Fachleuten (Schulpsycholog*innen, Erziehungsberater*innen, Sonderpädagog*innen oder Sozialpädagog*innen).

Fehlt es dem Kind an Aufmerksamkeit? Hat es ein schwaches Selbstwertgefühl? Hat es irgendwelche Probleme, von denen wir nichts wussten? Weiß es nicht, wie man um Hilfe bittet?


In Amerika funktionierte die dritte Ebene dieser Methode gut im Umfeld von Gangs, durch die es an den Schulen Probleme mit Gewalt gab. „Hierbei geht es um eine sehr intensive Unterstützung für Kinder, die Hilfe von der Schule benötigen, aber bei denen gleichzeitig auch eine Zusammenarbeit mit externen Experten angebracht ist“, erklärt Šimáčková Laurenčíková. Die Expert*innen helfen dabei, nach Auslösern für problematisches Verhalten zu suchen und herauszufinden, was das Kind mit seinem unangemessenen Verhalten bezweckt. Fehlt es ihm an Aufmerksamkeit? Hat es ein schwaches Selbstwertgefühl? Hat es irgendwelche Probleme, von denen wir nichts wussten? Weiß es nicht, wie man um Hilfe bittet?

Jahr Zwei

Die Langzeitreportage geht weiter. Vašek kommt im September 2022 in die siebte Klasse, und meine Aufmerksamkeit und meine Reisen gehen im folgenden Schuljahr hauptsächlich nach Beroun in Mittelböhmen etwa 30 Kilometer westlich von Prag. Vašek begann hier zu einer Organisation namens Pro zdraví 21 (etwa: Für Gesundheit 21) zu gehen, die Kindern und ihren Familien ein „Paket“ von Dienstleistungen anbietet. Es gibt dort eine Psychologin, eine Psychiaterin, eine Sozialarbeiterin und eine Sonderpädagogin, die bereit steht, um die Schulen zu unterstützen. Die Organisation ermittelt zu Beginn immer die individuellen Bedürfnisse der Kinder, die zu ihr kommen, und versucht dann, umfassende Hilfe anzubieten.

Der Vorteil ist, dass alles an einem Ort konzentriert ist und die Experten zusammenarbeiten, so dass sie sich beraten und ihre Maßnahmen koordinieren können. Allerdings gibt es in der Tschechischen Republik nicht viele solcher Organisationen, konkret sind es nur drei. Auf meine Anfrage hin teilte mir das Gesundheitsministerium jedoch mit, dass es ein Projekt zur Schaffung eines ganzen Netzes dieser so genannten multidisziplinären Organisationen gibt. Geplant sind zwei oder drei davon in jeder Region.

Etwas Ähnliches plant parallel dazu das Bildungsministerium, dessen Teams – anders als die oben genannten – keinen medizinischen Status haben sollen und in denen es keine Psychiater*innen geben wird. Ihre Einrichtung ist daher einfacher. Zwei solcher Teams wurden in den letzten zwei Jahren in der Region um Kutná Hora erprobt, wobei eine Zusammenarbeit mit 20 Schulen aufgebaut wurde. Sie haben sich bewährt, und das Bildungsministerium plant nun ihre Ausweitung auf das ganze Land.

In Beroun zeigt sich, dass Vašek seine sozial-emotionalen Fähigkeiten trainieren und auch den Verlust seiner Mutter verarbeiten muss. Gleichzeitig setzt sich die Organisation in Beroun dafür ein, dass er mehr Zeit mit Gleichaltrigen verbringt. Vašek ist nun schon seit Jahren allein. Er hat weder in der Schule noch außerhalb Freunde und verbringt seine Nachmittage zu Hause in Gesellschaft seiner Großeltern, seines Computers und seines Hundes. Ein Sozialarbeiter der Organisation Pro Health 21 kommt jetzt bei ihm zu Hause vorbei hilft ihm dabei zu planen, was Vašek an seinen freien Nachmittagen tun könnte. Gleichzeitig geht Vašek jetzt in einen niedrigschwelligen Club in Beroun, der für Kinder gedacht ist, die ihre Freizeit sonst auf der Straße verbringen würden. Vašek macht Fortschritte... (Der zweite Teil meiner Langzeitreportage über ein weiteres Jahr mit Vašek erschien im Juni 2023 auf Tschechisch im Magazin Reportér).

Zur Party eigeladen sein

Ich bin mir darüber im Klaren, dass das, was ich jetzt schreibe, allein meine Eindrücke sind. Aber ich habe es nun einmal mit eigenen Augen gesehen, und kann es nicht einfach ignorieren. Ich habe Vašek in der Schule erlebt, zurückgewiesen von einem Umfeld, das jeden Augenblick damit rechnet, dass er bald wieder etwas anstellt. Ich habe gesehen, wie er auf seine Diagnose reduziert betrachtet wird. Wie wenig Menschen ihn so sehen, wie er wirklich ist und was er braucht. Ich habe bemerkt, dass ihm nur wenige Menschen in die Augen schauen – also tut er das auch nicht mehr. Und dann habe ich ihn an einem Ort erlebt, wo Kinder anders behandelt wurden.

Letztes und dieses Jahr hat es geklappt, dass Vašek ein Ferienlager besuchen konnte, das einst Klára Šimáčková Laurenčíková mitgegründet hat. Sie hatte es mit Freund*innen für ihre und deren Kinder organisiert, bis es nach ein paar Jahren immer größer wurde und heute sechzig Kinder anzieht.

Es gab Kinder, die Vašeks Witze oder sein enzyklopädisches Wissen zu schätzen wussten, ihn aber gleichzeitig freundlich zurechtwiesen, wenn er etwas tat, das nicht ganz in Ordnung war.


Ich bin dorthin gefahren und habe Vašek gesehen, der etwas erlebte, was er wahrscheinlich noch nie zuvor erlebt hatte – er war an einem Ort, an dem ihn die Leute sahen. Ja, auch hier störte sich manchmal ein Kind an dem, was Vašek tat oder sagte, dass er schrie oder einige Regeln nicht einhielt. Aber meistens gelang es allen, es ihm auf eine nette Weise zu sagen. Sie sagten ihm einfach, dass es ihnen nicht gefiel. Aber es gab auch Kinder, die das, was Vašek sagte oder tat, lustig fanden. Es gab welche, die Vašeks Witze oder sein enzyklopädisches Wissen zu schätzen wussten (Vašek liebt Physik und Geschichte), ihn aber gleichzeitig freundlich zurechtwiesen, wenn er etwas tat, das nicht ganz in Ordnung war.

Ich weiß, dass das Ferienlager immer nur eine Woche dauerte, aber es gab mir trotzdem Hoffnung. Dass wir nicht alle Sonderpädagog*innen sein oder spezielle Fähigkeiten oder Kenntnisse haben müssen, dass es für den Anfang schon ausreicht, allen Kindern zu verstehen zu geben, dass sie dazugehören. Keiner von uns möchte in einer Welt leben, in der man von niemandem beachtet wird. Wie können wir uns dann wundern, dass dieser kleine Junge in einer solchen Welt nicht zurecht kommt? Die Grundvoraussetzung und das Bestreben all derer, die das Ferienlager organisieren, ist daher, dass sich niemand abgelehnt, unsichtbar oder sogar schlecht oder dumm fühlt. Und es ist dieser sichere Raum und die Atmosphäre der Akzeptanz, in der Konflikte, die aus Einsamkeit und Missverständnissen entstehen, nach und nach verschwinden können...

nfnz-logo Dieser Artikel entstand dank einer Förderung durch die tschechische Stiftung für unabhängigen Journalismus (Nadační fond nezávislé žurnalistiky).

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