Start-up Stayed Up All Night  Das Mixtape ist tot; lang lebe das Mixtape

Collage on Mixtapes Foto: © Stayed Up All Night

Ihr denkt, das Mixtape sei tot? Gekillt durch das Internet und seiner Musik auf Abruf? Dann liegt ihr falsch. Das Startup Suan hat das Mixtape ins 21. Jahrhundert gebracht.

Wer erinnert sich noch an die alten Zeiten, als man stundenlang vor dem Kassettenrekorder hockte und auf Aufnahme, Stop, Rewind, Play, und wieder Aufnahme gedrückt hat. Immer und immer wieder, weil man eine besondere Playlist für einen besonderen Moment zusammenstellen wollte, um sie dann einem besonderen Menschen zu widmen. Man könnte meinen, diese Tage wären vorbei, seit es im Internet Musik auf Abruf gibt. Aber das ist nicht ganz richtig.

Das israelische Start-up Stayed Up All Night (Suan) stellt die Ehre des Mixtapes wieder her und rettet sein Vermächtnis herüber ins 21. Jahrhundert. Suan ermöglicht es, ganz einfach Playlists zu erstellen – basierend auf Tracks von YouTube und Soundcloud. Diese digitalen Kassetten kann man dann entweder privat mit Freunden teilen, mit jemandem, den man besonders gern hat, oder auch öffentlich, indem man sie auf ein Social-Media-Profil postet. Eyal Datz, Gründungsmitglied von Suan, erklärt, warum das Mixtape das Recht auf ein Weiterleben hat.

Eyal, wie bist du auf die Idee für Suan gekommen?

Suan hat sehr romantisch angefangen: Mein Freund, Shlomo, wollte für seine Freundin ein besonderes Mixtape machen mit all ihren gemeinsamen Songs. Aber es gab keine Möglichkeit, ein persönliches, romantisches Mixtape zu erstellen – niemand hatte mehr einen Kassettenrecorder; und CDs brennen war nicht dasselbe. Er hat mir und Avi, einem gemeinsamen Freund, von seiner Idee erzählt, und wir haben uns dann zusammengetan und etwas geschaffen, aus dem schließlich Suan entstanden ist.

Welche Herausforderungen hat die Umsetzung mit sich gebracht?

Wir haben bei Null angefangen. Wir wollten eine intuitive Website aufbauen, die technisch leicht zu bedienen ist und bei der Spaß und Musik im Vordergrund stehen. Also haben wir darüber nachgedacht, wie das genau ausschauen und funktionieren könnte. Wir mussten auch herausfinden, wie wir mit solch gigantischen Websites wie YouTube und Soundcloud arbeiten wollen, um sicherzugehen, dass alle Songs über Suan zu finden sind. Und natürlich mussten wir auch einen Weg finden, der es möglich macht, die Playlist zu personalisieren. Denn das ist es, was Suan deutlich von normalen (und langweiligen) Playlists unterscheidet.
Foto von drei jungen Männern mit Kassetten in der Hand. Die SUAN-Gründer (von links nach rechts) Avi Schneebaum, Shlomo Kraus und Eyal Datz | Foto: © Tomer Appelbaum

Wie funktioniert Suan: Woher bekomme ich die Songs und wie lange gibt es das Mixtape dann?

Mit Suan kannst du Playlists ganz einfach zusammenstellen, basierend auf Tracks von YouTube und Soundcloud. Dann entwirfst du eine digitale Kassette und teilst sie mit Freunden. Das Mixtape überlebt dann in alle Ewigkeit – es ist digital.

Bei Suan geht es um mehr als nur Musik: Man kann sich sogar das Design der Kassette aussuchen und es mit Stickern, Zeichnungen oder Text verzieren. Wie wurde das bis jetzt aufgenommen?

Seit der Einführung von Suan haben bereits mehrere Tausend Menschen auf der ganzen Welt verschiedenste Mixtapes erstellt. Allein um den Valentinstag herum, sind mehr als 2.000 neue Mixtapes entstanden! Wir bekommen sehr gutes Feedback von Usern, darunter auch wundervolle, romantische Geschichten von Paaren.

Wer benutzt Suan?

Alle! Wir waren sehr überrascht, dass es auch gern von Usern genutzt wird, die nie mit Kassetten in Berührung gekommen sind. Und für ältere Menschen, die früher Mixtapes auf Tonband gemacht haben, gibt es endlich eine Möglichkeit, das auch jetzt im 21. Jahrhundert noch zu machen. Außerdem wurden wir in vielen internationalen Medien erwähnt: Der Business Insider hat uns zu einer der besten Nostalgie-Apps gewählt, USA Today hat uns als Geschenk zum Valentinstag empfohlen. Und gemeinsam mit der Menschenrechtsorganisation Fairplanet haben wir ein Mixtape gegen Rassismus erstellt.

Warum hältst du es für wichtig, die Tradition des Mixtapes zu erhalten?

Ursprünglich bezieht sich die Bezeichnung Mixtape ja auf das Tonband (Tape), das man selbst zusammengestellt hat und das einem bestimmten Zweck diente: Es war ein Geschenk für jemanden, oder es war dazu da, dass man es sich anhört, wenn man in einer bestimmten Stimmung war. Und so definiere ich das noch immer, nur dass es jetzt eben von einer digitalen Plattform kommt. Zum Beispiel kann ich ein Mixtape für nächtliche Autofahrten haben, eins für die Hausarbeit, oder eins, wenn ich mich verliebe. Mixtapes erstellt man speziell für diesen einen Zweck oder Absicht. Die Gestaltung eines Mixtapes, also Songs aussuchen und in der richtigen Reihenfolge aufnehmen, damit der Hörer dann von einer Emotion zur anderen geleitet wird, ist eines der fantastischsten Dinge, die uns Musik geben kann. Und deshalb müssen wir diese Tradition erhalten.

Tea after Twelve
Dieser Text erschien bereits auf Tea after Twelve.

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