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Als 1998 aufgrund von Sparmaßnahmen unter anderem das Goethe-Institut Reykjavík geschlossen wird, erhält es ein waschechtes Wikingerbegräbnis – und hunderte Isländer*innen verabschieden sich mit Tränen in den Augen.
Nachdem das Goethe-Institut seit der deutschen Wiedervereinigung eine Kürzung der öffentlichen Mittel hinnehmen muss und auch im Eigenmittelbereich Einbußen verzeichnet, muss irgendwo der Rotstift angesetzt werden: Zahlreiche Institute im Ausland werden geschlossen, 1998 trifft es unter anderem Island. Ausgerechnet Island, wo Deutsch zu einer der beliebtesten Fremdsprachen zählt. Der isländische Präsident, der Bischof, die Wirtschaftsspitzen: Sie alle protestieren in einem offenen Brief an das Auswärtige Amt gegen die Schließung, doch es hilft nichts. Vor der Küste Islands wird eine lebensgroße Goethe-Statue nach Wikinger-Tradition beigesetzt, und der Künstler Wolfang Müller protestiert stilecht: Er stellt im Living Art Museum in der isländischen Hauptstadt eine Installation, bestehend aus Schreibtisch, Blumentopf und Telefon, auf. Dieses klingelt seitdem immer dann, wenn die alte Nummer des Instituts angerufen wird.
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Im politischen Zentrum der Palästinensischen Gebiete eröffnet das Goethe-Institut gemeinsam mit dem Institut Français das erste deutsch-französische Kulturzentrum. Das Haus, das neben Sprachkursen auch eine Bibliothek und Kulturveranstaltungen bietet, soll in der Krisenregion ein Zeichen für Kooperation und Verständnis setzen.
Seit einigen Jahren engagiert sich das Goethe-Institut besonders in Krisenregionen. Das Ziel: Mit Kultur und Bildung Toleranz und gegenseitiges Verständnis fördern. Wer heute im Westjordanland, Ostjerusalem oder Gaza Französisch oder Deutsch lernen möchte, kommt am deutsch-französischen Kulturzentrum nicht vorbei. Neben Sprachkursen bietet es eine mehrsprachige Bibliothek, eine deutsch-französische Bücherei auf Rädern für Kinder und Jugendliche („Bibliobus“) sowie Kulturangebote. Gefördert vom Kulturkanal Arte und der Europäischen Union als Teil des EUNIC Palästina, setzt sich das Zentrum für die Vernetzung mit Europa ein. Im italienischen Palermo folgt im Juni 2021 das erste Deutsch-Französische Kulturinstitut (DFKI) auf der Grundlage des Aachener Vertrags, das „Kultur Ensemble“.
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Für seine Verdienste, „die Kultur sowie die humanitären und demokratischen Werte Europas“ zu vermitteln, erhält das Goethe-Institut gemeinsam mit fünf weiteren großen europäischen Kulturinstituten den Prinz-von-Asturien-Preis 2005.
Nelson Mandela hat ihn erhalten, Michail Gorbatschow und auch das UN-Flüchtlingskomitee: Mit dem Prinz-von-Asturien-Preis zeichnet der spanische Thronfolger alljährlich Personen und Institutionen aus, die als Beispiel für die internationale Zusammenarbeit und der Völkerverständigung dienen. Das Goethe-Institut erhält den Preis in der Kategorie Kommunikation und Geisteswissenschaften gemeinsam mit dem British Council, dem spanischen Instituto Cervantes, der italienischen Società Dante Alighieri, der Alliance Française und dem portugiesischen Instituto Camões. Die Institute seien Botschafter Europas in der Welt, sagt der damalige Kronprinz und heutige König Felipe in seiner Laudatio.
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Europäische Zusammenarbeit soll auch in der Kulturförderung stärker gelebt werden: Deshalb schließen sich nationale Kulturinstitute und -organisationen aus Europa zum Netzwerk „European Union National Institutes for Culture“ (EUNIC) zusammen.
2006 schließen sich in Brüssel sechs international tätige Kulturorganisationen aus Europa zusammen; das Goethe-Institut gehört zu den Gründungsmitgliedern. 2021 zählt das EUNIC-Netzwerk bereits 38 Mitglieder aus allen EU-Mitgliedsstaaten. Vor allem ihre Standorte außerhalb Europas arbeiten von nun an eng zusammen. In über 100 Ländern organisieren sie gemeinsam Veranstaltungen und Projekte in den Bereichen Kunst, Bildung und interkultureller Dialog. Das Ziel von EUNIC lautet, durch Kultur das Vertrauen und Verständnis zwischen den Menschen in Europa und der ganzen Welt aufzubauen.
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