Die Verschwindende Wand in Dresden
Botschaften, die bleiben

Die interaktive Kunstinstallation „Verschwindende Wand“ kommt nach Dresden und wird vom 9. bis 10. November 2021 am Rathaus vor der Goldenen Pforte zu sehen sein. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 brannten in ganz Deutschland Synagogen. Unzählige jüdische Geschäfte und Gotteshäuser wurden geplündert, viele Menschen verhaftet, misshandelt und getötet. Die interaktive Installation „Verschwindende Wand“ vereint auf 6.000 Holzklötzchen Zitate von Überlebenden der Konzentrationslager Buchenwald, Mittelbau-Dora und deren Außenlagern. Die beweglichen Zitatklötzchen machen die Botschaften der Überlebenden sichtbar, damit sie nie in Vergessenheit geraten. Außenminister Heiko Maas betont die Wichtigkeit des gemeinsamen Erinnerns als Grundlage für ein gutes Zusammenleben.

Zum Gedenken an die Pogromnacht laden die Landeshauptstadt Dresden, das Goethe-Institut und die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora an die Goldene Pforte des Neuen Rathauses in Dresden ein. Mit der Eröffnung der „Verschwindenden Wand“ am 9. November 2021 um 10.00 Uhr wird der Opfer des Holocaust und der Gräuel der NS-Diktatur und der Reichspogromnacht gedacht.

Außenminister Heiko Maas sagte zu den anstehenden Gedenkveranstaltungen in Dresden: „Gemeinsames Erinnern ist auch eine Voraussetzung für ein gutes Zusammenleben in Deutschland, heute und in Zukunft. Dafür stehen die neuen Zentren für internationale kulturelle Bildung des Goethe-Instituts in Dresden und in anderen deutschen Städten. Wir beschreiten damit neue Wege in der internationalen Kulturzusammenarbeit – gerade in der Vernetzung mit den Bundesländern.“

„Es gibt immer weniger Zeitzeugen und Überlebende des Holocaust, die über ihre Erlebnisse berichten können. Deswegen ist es unsere Aufgabe, die Erinnerung aufrechtzuerhalten und uns auch in Zukunft mit der deutschen Geschichte und den Verbrechen des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Die ‚Verschwindende Wand' trägt dazu bei, die Botschaften der Überlebenden an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben,“ so Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts. „Ein offener, kritischer Austausch, nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch auf globaler Ebene, wird auch in den neuen Zentren für internationale kulturelle Bildung, die an fünf Goethe-Instituten in Deutschland eröffnet werden, eine zentrale Rolle spielen.“

Oberbürgermeister Dirk Hilbert wird die Gedenkveranstaltung eröffnen, gefolgt von Redebeiträgen von Dr. Nora Goldenbogen, Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden, Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, und Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.

Besucher*innen des Kunstobjektes werden unter Einhaltung der geltenden Hygieneregeln dazu eingeladen, die Zitatklötzchen herauszuziehen, zu lesen und mitzunehmen, so dass die Wand sich allmählich leert und verschwindet, die Botschaften der Überlebenden jedoch weitergetragen werden. Die Gedanken von knapp 100 Überlebenden der nationalsozialistischen Verbrechen werden so weiter gegeben. Unter ihnen sind bekannte Persönlichkeiten wie Imre Kertész, Stéphane Hessel oder Eugen Kogon, jedoch auch viele, die nicht im öffentlichen Bewusstsein sind. Die Zitate geben Einblick in die persönlichen Erfahrungen der Überlebenden, aber auch in ihre Reflexionen darüber, was der Zivilisationsbruch für das künftige Zusammenleben der Menschen bedeutet. Darum können sie auch als Vermächtnis für zukünftige Generationen gelesen werden.

Über die „Verschwindende Wand“
Die „Verschwindende Wand“ wurde erstmals in Deutschland im April 2021 anlässlich des 76. Jahrestages der Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora in Weimar von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Kooperation mit dem Goethe-Institut präsentiert. Die Installation geht auf eine Idee der russischen Studentin Maria Jablonina zurück und wurde vom Goethe-Institut erstmals 2013 in Moskau zum Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion realisiert. 2015 brachte sie das Goethe-Institut zum deutsch-israelischen Jahr nach Jerusalem, Tel Aviv, Haifa und Beer Sheva. 2020 war die Installation als Teil des offiziellen Kulturprogramms der Bundesregierung zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft in 16 europäischen Städten zu sehen. Von Vilnius bis Belfast, von Thessaloniki bis Madrid stand sie mit Zitaten aus der Hoch- und Popkultur für sprachliche und kulturelle Vielfalt.
Weiterführend zum Themenkreis „Überleben nach Auschwitz“ präsentieren das Goethe-Institut und das Institut français den französischen Autor Frédéric Brun, der aus seinem Werk „Perla“ liest (zweisprachige Lesung). 11. November 21, 19.00 Uhr Goethe-Institut Dresden, Anmeldungen bitte unter: info.dresden@institutfrancais.de

Ermöglicht wird das Projekt durch eine Kooperation der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, des Goethe-Instituts und der Landeshauptstadt Dresden. Die Veranstaltung ist Teil der neuen Zentren für internationale kulturelle Bildung, die künftig an fünf Goethe-Instituten in Deutschland als Brücke zwischen der Welt und Deutschland wirken, internationale Stimmen und Perspektiven der Bildung im Inland zugänglich machen sowie das gesellschaftliche Leben in einem diversen Deutschland unterstützen sollen. Unterstützt werden sie über das Auswärtige Amt in Zusammenarbeit mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen der Maßnahmen des Kabinettausschusses zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus.

Kontakt:

Dr. Dorothea Klenke-Gerdes
Institutsleiterin
Goethe-Institut Dresden
Tel.: + 49 351 800 1112
Dorothea.Klenke-Gerdes@goethe.de

Katrin Figge
Pressereferentin
Goethe-Institut
Hauptstadtbüro
Tel. +49 89 15921 002
katrin.figge@goethe.de

 

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