„Hatathon“ in der Ukraine
Hacking für die Kultur
Beim „Hatathon Hack the Culture“ des Goethe-Instituts entwickelten am vergangenen Wochenende über tausend Teilnehmer*innen Lösungen für die Herausforderungen der Kulturschaffenden in der Corona-Krise – und das alles natürlich online.
Von Katharina Görig/Bettina Wenzel
Abgesagte Festivals, leere Bühnen, geschlossene Theater: Die Ausgangsbeschränkungen aufgrund der Covid-19-Pandemie betreffen die Kulturszene weltweit. Kreativität, Aktionismus und die Verlagerung von Veranstaltungen in die virtuelle Welt täuschen nicht darüber hinweg, dass viele Institutionen, Künstler*innen und Freiberufler*innen ums finanzielle Überleben kämpfen.
Die Kulturszene unterstützen
Die Pandemie wirkt sich auch auf die Arbeit des Goethe-Instituts aus: Fast alle Institute weltweit sind für den Publikumsverkehr geschlossen. Zahlreiche Mitarbeiter*innen arbeiten online von zu Hause aus und experimentieren mit neuen digitalen Formaten. In dieser schwierigen Lage fragte sich das Team des Goethe-Instituts Ukraine, wie man die Kulturszene im Land unterstützen kann.
Gemeinsam stärker werden
In Zusammenarbeit mit dem EU-Programm „House of Europe“ entstand dabei der Online-Ideathon: „Hatathon Hack the Culture“. „Hata“ bedeutet auf Ukrainisch „Haus, Zuhause“. Inspiriert wurden die Mitarbeiter*innen durch den #WirVsVirus Hackathon. Dieser fand vor fünf Wochen unter der Schirmherrschaft der Bundesregierung statt; dabei wurden innovative Ideen gesucht, die der Gesellschaft dabei helfen, gestärkt aus der durch Covid-19 bedingten Situation hervorzugehen.
Wochenende voller Ideen
Von Freitag- bis Sonntagabend entwickelten 130 Mentor*innen und 100 Teams aus der ukrainischen Kultur-, Tech- und Business-Szene mit europäischer Beteiligung Lösungen und Ideen. Diese konnten in den Bereichen „Transformation der Zusammenarbeit“, „Transformation von Veranstaltungen“ und „Transformation von Geschäftsmodellen“ eingereicht werden. Die zehn besten Projekte wurden am Sonntagabend in einer Live-Übertragung gepitcht; drei davon wurden ausgezeichnet. Die 20 besten Teams können sich beim „House of Europe“ um einen Follow-Up Grant bewerben.
Stimmen von der Veranstaltung
Künstler, Kurator und Aktivist (Litauen)
„Als Mentor habe ich Gespräche mit ukrainischen Kulturaktivist*innen, Manager*innen und Künstler*innen geführt. Ich habe meine Erfahrung und Expertise mit ihnen geteilt, um die Projektideen weiterzuentwickeln. Die Teilnahme am Hatathon hat meinen Eindruck noch einmal bestätigt: In den herausforderndsten Zeiten schaffen es die Kreativen immer wieder, sich für eine größere Aufgabe zu vereinen und Probleme zu lösen, um zum Wohl der Gesellschaft beizutragen. Der Hatathon war eine großartige Möglichkeit, dies zu spüren.“
Managerin International Projects, Frankfurter Buchmesse (Deutschland)
„Für uns als Eventorganisator*innen ist die Krise eine große Herausforderung und eine Gefahr für die Zukunft unseres Sektors. Alle Messen im Frühling wurden abgesagt. Wir bereiten weiterhin die Frankfurter Buchmesse sowie unsere Projekte, die im Herbst stattfinden, vor und denken gleichzeitig über digitale Alternativen nach. Ich bin inspiriert von der Vielfalt an innovativen Formaten für Kulturprojekte, die beim Hatathon präsentiert wurden. Die Qualität der eingereichten Ideen ist ein sehr positives Signal für die Zukunft der ukrainischen Kulturszene. Ich hatte viele interessante Unterhaltungen und Videogespräche zu spezifischen Projekten und Pitches.“
Multidisziplinäres internationales Festival für zeitgenössisches Kunst und Film (Ukraine)
„Heute müssen wir als unabhängige Institutionen unsere Strategie völlig ändern und sie in verschiedene neue Richtungen lenken. Für dieses Jahr haben wir zehn Festivals in der Ukraine geplant – vorerst sind alle in einem unklaren Status. Auch alle unsere lokalen, regionalen und internationalen Aktivitäten stehen still. Gleichzeitig erkunden wir intensiv digitale Formate.“
Anton Ovchinnikov
Präsident der ukrainischen Vereinigung „Contemporary Dance Platform” und Gründer des Zelyonka Festivals (Ukraine)
„Unser Team von vier Künstler*innen und Manager*innen aus der Ukraine und Deutschland (PostTheater, Berlin) entwickelt das „ALTStage-Projekt“. Es zielt darauf ab, Augmented Reality-Technologien für eine neue Art der Präsentation von Online-Events für ein größeres Publikum zu entwickeln. Wir nehmen mit diesem Projekt am Hatathon teil, um Einblicke von lokalen Künstler*innen und Manager*innen zu erhalten und neue Partner*innen für die Zusammenarbeit zu finden.“