„Museum der Begegnungen und Umarmungen“
Umarmungen auf Distanz
Wann haben Sie das letzte Mal jemanden umarmt? Kulturschaffende aus aller Welt erzählen im Online-Videoprojekt des Goethe-Instituts „Museum der Begegnungen und Umarmungen“ von Momenten der Annäherung und Intimität, aber auch von einer Begegnung mit einem Verbrecher.
Von Carla Jamatte
Nachdem Anita Nair einen Auftrag eines Reisejournals bekommt, reist sie in ein kleines Dorf nahe der indischen Stadt Kerala. Ihr Ziel: Eine Reportage rund um die Besonderheiten dieser Stadt zu verfassen. Nair reist mit dem Zug, dem Auto und mit einem Boot, beobachtet die Landschaft und erkundet das Dorf. Während einer Bootstour begegnet sie dem sympathischen und aufgeschlossenen Bootsführer und unterhält sich mit ihm. Irgendwann bemerkt sie, dass dieser Bootsführer ein Verbrecher in Not ist.
Begegnungen finden täglich auf der ganzen Welt statt. Mal in Form einer flüchtigen Bekanntschaft (wie bei Anita Nair), mal als ein intimes Kennenlernen oder als Beginn einer langanhaltenden Beziehung. Die Pandemie hat diese Begegnungen wie auch den physischen Kontakt zwischen Personen eingeschränkt. Eine Umarmung oder gar ein Handschlag scheinen manchmal fast schon undenkbar. Die Sehnsucht hiernach wächst jedoch.
Als Fortsetzung des Online-Videoprojekts „Zeit zuzuhören“ wurde das „Museum der Begegnungen und Umarmungen“ ins Leben gerufen. Zahlreiche Erzählungen von Kulturschaffenden aus Norwegen, Israel, Taiwan oder Nairobi treffen hier zusammen. Im Fokus der Geschichten stehen Begegnungen und Umarmungen, die die Erzähler*innen nachhaltig geprägt haben. Der israelische Schriftsteller und Drehbuchautor Etgar Keret erzählt von unverständlichen Umarmungen während einer Signierstunde auf seiner Lesereise in Mexiko. Die deutsch-iranische Fernsehjournalistin Isabel Schayani schildert ihre Erfahrungen während ihrer Berichterstattung nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria, bei der sie einer verzweifelten Familie begegnet. Mal wird performt, mal gelesen, meistens erzählt.