Übersetzungsförderung
Literatur ohne Grenzen
2024 ist ein besonderes Jahr für die Übersetzungsförderung. Das Goethe-Institut feiert zwei Jubiläen – und damit das 50-jährige sowie 20-jährige Bestehen zweier Programme, die nicht nur Übersetzungen deutschsprachiger Literatur im Ausland ermöglichen, sondern auf diese Weise auch den internationalen Kulturaustausch stärken.
Von Sina Bahr
Ohne Literaturübersetzung, sagt Claudia Cabrera, „würden wir alle nur in den Sprachen lesen und lernen, die wir selber können, und hätten keinen Zugang zu anderen Sprachen, Welten und Kulturen. Dass es eine Weltkultur gibt, ist den Literaturübersetzenden zu verdanken.“ Sie selbst ist Übersetzerin aus Mexiko, hat unter anderem Werke von Cornelia Funke, Robert Musil und Anna Seghers ins mexikanische Spanisch übersetzt und erhält für ihre Arbeit dieses Jahr die Goethe-Medaille des Goethe-Instituts. Damit wichtige Bücher übersetzt werden können, sagt sie weiter, brauche es spezielle Förderprogramme, die die Verlage finanziell unterstützen.
50 Jahre Übersetzungsförderungsprogramm
Dieser Aufgabe hat sich das Goethe-Institut vor 50 Jahren angenommen und erleichtert bis heute mit seinem Übersetzungsförderungsprogramm den Zugang zu deutschsprachiger Literatur im Ausland. Verlage, die aktuelle deutschsprachige Werke in ihre jeweiligen Landessprachen übersetzen möchten, erhalten einen Zuschuss zum Übersetzungshonorar.
So wurden seither mehr als 7.000 Übersetzungen deutschsprachiger Bücher gefördert, darunter Jenny Erpenbecks „Kairos“ in sieben verschiedene Sprachen oder die erste Übersetzung von Werken Thomas Manns ins Aserbaidschanische. Rund 300 Übersetzungen von Belletristik, Kinder- und Jugendbüchern, Comics und Sachbüchern können dank der finanziellen Unterstützung jährlich erscheinen.
Kulturaustausch, Begegnung und Dialog
Die Präsidentin des Goethe-Instituts Carola Lentz sieht in der Übersetzungsförderung eine wichtige Säule des internationalen Kulturaustauschs. „Mit ihr sichert das Institut nicht nur literarische Diversität und fördert die Bekanntheit deutschsprachiger Literatur im Ausland, sondern trägt auch zu einer Welt der Vielfalt und des Dialogs bei.“ Übersetzungen, sagt sie, schaffen Perspektivwechsel, „die kulturelle und politische Grenzen überschreiten und so Debatten über aktuelle literarische und gesellschaftliche Themen fördern.“
Ein Ort des Dialogs und der Begegnung war im Mai 2024 die Turiner Buchmesse Salone del Libro, die Literaturliebhaber*innen aus ganz Italien begrüßte – und Deutsch als Ehrengastsprache. So präsentierten Österreich, Deutschland und die Schweiz die deutschsprachige Literaturszene. Spoken-Word-Performances, Podiumsdiskussionen zu gesellschaftlichen Fragestellungen sowie eine Vielzahl von Lesungen und Gesprächen waren Teil des Programms. Im Oktober dieses Jahres wird wiederum Italien Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse sein.
20 Jahre Litrix
Der Ehrengastauftritt der deutschen Sprache in Turin bildete den Höhepunkt des Italienisch-Schwerpunkts des Litrix-Programms. Dieses ist Teil der Übersetzungsförderung des Goethe-Instituts und feiert 2024 ebenfalls ein besonderes Jubiläum. Seit 20 Jahren bietet es Verlagen finanzielle Anreize zur Übersetzung ausgewählter deutschsprachiger Literatur in eine Schwerpunktsprache, die alle drei Jahre wechselt.
Auf diese Weise wird Lesenden weltweit der Zugang zu Neuerscheinungen auf dem deutschsprachigen Buchmarkt ermöglicht. Nach Arabisch, Chinesisch, Portugiesisch, Spanisch, Russisch und Griechisch steht von 2022 bis 2024 die italienische Sprache im Fokus, wobei unter anderem die Übersetzungen von Charlotte Gneuß‘ Roman „Gittersee“ sowie von Jens Balzers „Ethik der Appropriation“ gefördert wurden.
Übersetzungsarbeit würdigen
Die große Bedeutung von Übersetzungsarbeit für den Kulturaustausch hat das Goethe-Institut bereits mehrfach mit der Verleihung der Goethe-Medaille an Übersetzer*innen gewürdigt. Zu ihnen zählen Georges-Arthur Goldschmidt (Goethe-Medaille 2002), der unter anderem die Werke von Franz Kafka und Peter Handke ins Französische übersetzt hat, John E. Woods (Goethe-Medaille 2008), von dem Übersetzungen der Romane Thomas Manns ins Englische stammen – und die diesjährige Preisträgerin Claudia Cabrera. Neben ihrer beeindruckenden Übersetzungsleistung von mehr als 60 Werken engagiert sie sich für den Austausch von Übersetzer*innen aus Mexiko und Deutschland und fördert mit ihrem Einsatz den deutsch-mexikanischen Branchen- und Kulturdialog.