Die Grenze
Zwischen hier und dort, mir und dir

Besucherinnen und Besucher der Ausstellungseröffnung in Moskau.
Besucherinnen und Besucher der Ausstellungseröffnung in Moskau. | Foto: Alexey Kubasow

Grenzen sind Teil eines jeden Lebens – wer zieht und definiert sie? Wann schränken sie uns ein und wann sind sie wichtig? Das Goethe-Institut sucht mit der Wanderausstellung „Die Grenze“ in künstlerischen Auseinandersetzungen Antworten auf diese Fragen. Hier geben beteiligte Künstlerinnen und Künstler Einblicke in ihre Reflexionen und Werke.
 

Das Projekt der Goethe-Institute in Osteuropa und Zentralasien reflektiert Grenzen und Grenzziehungen unterschiedlicher Art. Der Begriff „Grenze“ ist hier als Metapher zu verstehen – als eine Figur, die nicht statisch, sondern Gegenstand von Diskursen und Veränderungen ist. Für Russland und die ehemaligen Sowjetrepubliken ebenso wie für Deutschland und Europa sind Grenzziehungen ein sensibles Thema. Dabei dient die geografische wie auch die kulturelle Grenze zwischen Europa und Asien als roter Faden der Ausstellung.

Im Fokus steht eine jüngere Generation von Künstlerinnen und Künstlern, die ihre Reflexionen und Einsichten zum Thema erstmals gemeinsam in einer Wanderausstellung in Osteuropa, Russland, Zentralasien und Deutschland zeigen.

Begleitet wird die Ausstellung von lokalen Symposien mit Referentinnen vor Ort sowie deutschen Experten. Kuratiert wird das Projekt von Inke Arns, Direktorin des HMKV in Dortmund, und Thibaut de Ruyter, Berliner Kurator und Kunstkritiker.
 

Auch filmisch wurde das Thema Grenze von den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern untersucht.
Auch filmisch wurde das Thema Grenze von den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern untersucht. | Foto: Alexey Kubasow
Tasja (Anastasiia) Zhyvkova:
„Grenzen unterscheiden sich. Manche Grenzen, wie die von Raureif auf Gras, sind scharf gezogen und zusammengepresst. Andere, wie die, die bestimmte Tageszeiten markieren, sind ausgedehnter und bestehen aus verschiedenen Ebenen. In meiner Arbeit taste ich mich an künstliche Grenzen heran. Durch Fotos und Texte bilde ich sichtbare Grenzen in der natürlichen Umgebung nach. Meine Hoffnung für die Zukunft ist, dass sich Grenzen zu Brücken entwickeln werden.“

Standbild aus „Kinozal“ von Eleonore de Montesquiou (2010), basierend auf einem Film von 1966, der die Völkerfreundschaft und Schönheit der Sowjetunion besingt.
Standbild aus „Kinozal“ von Eleonore de Montesquiou (2010), basierend auf einem Film von 1966, der die Völkerfreundschaft und Schönheit der Sowjetunion besingt. | Foto: Eleonore de Montesquiou
Saule Dyussenbina:
„Manchmal glaube ich, dass Grenzen nur in den Köpfen der Leute existieren. Doch manchmal sind Grenzen auch wie Ozeane, die uns trennen, und in denen wir nicht zum nächsten Ufer schwimmen können. Sowohl geografische als auch geistige Grenzen sind unbeständig und wechseln kontinuierlich ihre Umrisse. Ich versuche, meine Arbeit zu verrichten, ohne die Verbindung zu dem Ort zu verlieren, an dem ich geboren wurde und an dem ich lebe. Zugleich möchte ich garantieren, dass meine Werke für jeden auf der Welt verständlich sind. Sie sollen eine Verbindungsstelle sein, an der Betrachtende und Künstler alle Grenzen in einem Moment des Verstehens einreißen.“

Alla und Aleksey Rumyantseva:
„Für Menschen sind die einzig echten Grenzen ihre Körper. Dadurch sind alle anderen Grenzen, sowohl im räumlichen Sinne als auch die Menschen betreffend, kontrovers. Wir leben in einem Zeitalter, in dem der Fortschritt in der Technologie soziale und politische Grenzen entfernen kann. Einerseits suchen wir mit der Abschaffung von Grenzen Freiheit, andererseits werden die meisten Menschen von denen manipuliert, die diese Technologien tatsächlich besitzen.“
 
Ein Besucher bei der Lektüre des Ausstellungsflyers der Wanderausstellung.
Ein Besucher bei der Lektüre des Ausstellungsflyers der Wanderausstellung. | Foto: Alexey Kubasow
Marat Raimkulov:
„Eine Grenze ist ein relatives Konzept. Es ist ein Gebiet voller politischer und existenzieller Spannung, ein Platz, wo das Leben entweder beschleunigt oder komplett angehalten hat. Wenn wir eine Grenze überschreiten, scheinen wir ein ‚Ich‘ zu verlassen und uns in ein anderes ‚Ich‘ zu begeben. Eine Grenze ist ein Ort mit erhöhter Kontrolle, es gibt dort viele unsichtbare Wechselwirkungen.

In meiner Arbeit möchte ich den existenziellen Aspekt der Grenze als Konzept ansprechen. Es kommt mir vor, als ob das Umgestalten von Grenzen auf schmerzhafte Weise die Beziehungen von Menschen betrifft. Es ist eine Herausforderung und wir müssen in der Lage sein, uns selbst und unsere Lieben trotz dieser Grenzen zu schützen und die unsichtbaren Netzwerke der Freundschaft und des Austausches fortzusetzen. Die Geschichte lehrt uns, dass diejenigen, die versuchen, diesen Informationsaustausch einzureißen, bald ihre Macht verlieren.“
 
Eleonore de Montesquiou:
„Grenzen sind Beschränkungen, für deren Überwindung man kämpfen muss. Ich hoffe, dass Grenzkontrollen verschwinden werden, auch wenn ich befürchte, dass sie gegen die benutzt werden, die man zurückweisen möchte.“
 

„Die Grenze“ ist ein Ausstellungsprojekt des Goethe-Instituts mit Stationen in Moskau, St. Petersburg, Krasnojarsk, Kiew, Tiflis, Minsk, Dortmund und in Zentralasien und wird kuratiert von Inke Arns und Thibaut de Ruyter. Mit freundlicher Unterstützung des Auswärtigen Amtes.
 

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