Deutscher Frühling in Tallinn 2017
Die Kuckucksuhr in der digitalen Gesellschaft
Deutschland und Estland sind durch die gemeinsame Geschichte und Kultur, die langen und freundschaftlichen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen eng miteinander verbunden. Im Deutschen Frühling wird mit Veranstaltungen zu Kunst, Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und zur deutschen Sprache ein vielfältiges Programm präsentiert, das gemeinsam vom Goethe-Institut Tallinn, der deutschen Botschaft in Tallinn und vielen weiteren Partnern realisiert wird.
Zwischen dem 25. April und dem 25. Mai 2017 steht Baden-Württemberg als Partnerland im Fokus des Deutschen Frühlings in Tallinn. Eva Marquardt, Leiterin des Goethe-Instituts Tallinn, betont: „Baden-Württemberg ist Heimat der Kuckucksuhren und von Mercedes. Das große Flächenland im Südwesten Deutschlands zeichnet sich durch hohe Innovationskraft aus und ist Sitz hervorragender Kultureinrichtungen. Wir sind sehr froh, dass wir mit Baden Württemberg einen solch starken Partner für den Deutschen Frühling gewinnen konnten.“
ERÖFFNUNG MIT JAZZ UND KUNST
Eröffnet wird der Deutsche Frühling mit einem Konzert des Jazzpianisten Kristjan Randalu. Im Rahmen des internationalen Jazzkaar Festivals widmen sich Randalu und sein fünfköpfiges Ensemble „Limes Occidentalis“ musikalisch den aktuellen Geschehnissen der Welt; vor allem der Flüchtlingsbewegung nach und um Europa.Mit der Ausstellung „Global Control & Censorship“ wird nur wenige Tage später eine Kunstausstellung gezeigt, die sich mit der Digitalisierung aller Lebensbereiche beschäftigt und Fragen über die Kontrolle und Zensur unser aller Informationen stellt. Im Tallinner Kunstihoone werden die Ergebnisse der Zusammenarbeit mit dem renommierten Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe (ZKM) zusammengetragen und präsentiert:
Während digitale Kommunikationsformen bislang als Hoffnungsträger einer neuen demokratischen Teilhabe galten, sind sie zuletzt als Türöffner einer perfekten Überwachung missbraucht worden. „Wissen ist Macht. Noch mehr Macht hat jedoch, wer den Fluss der Informationen beherrscht. Dies gilt vor allem in der digitalen Kultur, in der alle Informationen im weltweiten Netz unkontrollierbar überwacht und manipuliert werden können,“ so der Kurator Bernhard Serexhe. In einem „Online-Themenraum“ auf der Website des Goethe-Instituts Tallinn werden in diesem Kontext weitere Informationen zur Verfügung gestellt. Führungen, Workshops sowie eine Film- und Podiumsveranstaltung begleiten die Ausstellung.
Veranstaltungen für junges Publikum und Filmfans
Neben Musik und Kunst bietet der Deutsche Frühling in Tallinn auch Schülerprojekte und Lesungen. Mit dem Wettbewerb „Jugend debattiert international“ werden aktuelle politische und gesellschaftliche Themen aufgenommen. Das Musikprojekt „Lautstark“ richtet sich an die jüngsten Deutschlerner Estlands. Gemeinsam mit dem VAT-Theater wird außerdem eine szenische Lesungen speziell für Kinder und Jugendliche veranstaltet.Auch Filme sind ein fester Bestandteil im Programm. In der Filmreihe „DEUTSCHES KINO – FOKUS BADEN-WÜRTTEMBERG“ werden sechs Produktionen aus dem Partnerbundesland Baden-Württemberg gezeigt; darunter die Neuverfilmung des Märchens „Das kalte Herz“ von Johannes Naber und der stille, poetische Film „Zerrumpelt Herz“ von Timm Kröger, der an der Filmakademie Baden-Württemberg entstand.
THEATER ZUM SCHLUSS
Zwei Theaterproduktionen bilden schließlich den Schlusspunkt des Deutschen Frühlings in Tallinn: Chris Kondek und Christiane Kühl zeigen Ende Mai gemeinsam mit estnischen Künstlern ihre neue, multimedial geprägte Inszenierung „Distinguishing Marks“ („Erkennungsmerkmale“), die sich kritisch mit Estlands Datenwelt des E-Governments auseinandersetzt.Zudem gastiert das Badische Staatstheater Karlsruhe mit der Inszenierung „Stolpersteine“ in Tallinn, die im letzten Jahr mit der Einladung zum „Berliner Theatertreffen“ ausgezeichnet wurde. Das „Lehrstück über das wertfreie Funktionieren staatlicher Bürokratie“ (Zitat aus der Jurybegründung) wurde von Regisseur Hans-Werner Kroesinger und Dramaturgin Regine Dura aus Originaldokumenten des Staatstheaters Karlsruhe rekonstruiert. Die Dokumentartheaterkünstler zeigen, wie antisemitische Diskriminierung und die Entlassung linker und liberaler Theaterkünstlerinnen und -künstler nach der Machtübernahme Hitlers im Detail möglich war.