Raggabund in Südasien
„Es ist großartig, wenn Musik das Interesse für eine Sprache weckt“
Wo Raggabund auftritt, herrscht gute Laune. Die beiden Brüderpaare Don Caramelo und Paco Mendoza aus Deutschland sowie die Italo-Schweizer De Luca und Mikey Board wissen, wie sie mit Reggae, Latin und Dancehall Schülerinnen und Schüler von ihren Sitzen reißen. Mit elf Konzerten und verschiedenen Workshops tourten sie im Oktober/November 2017 auf Einladung des Goethe-Instituts durch Pakistan, Sri Lanka und Indien. So erfolgreich, dass sie derzeit schon wieder in der Region unterwegs sind. Ein Interview mit Paco Mendoza kurz vor dem Start der neuen Tour.
Ihr wart vor Kurzem erst auf einer fünfwöchigen Südasien-Tour mit dem Goethe-Institut. Wie kommt es, dass ihr so bald schon wieder in der Region seid?
Die Tour 2018 ist eine direkte Konsequenz aus der ersten Tour. Die Goethe-Mitarbeiter haben vor Ort gesehen, wie wir bei den Schülerinnen und Schülern angekommen sind und haben entschieden, uns gleich nochmal einzuladen. Wir hatten natürlich sehr große Lust darauf. Asien war eine unglaubliche Geschichte für uns. Wir haben zwar schon ein paar Mal dort gespielt und es war immer großartig, aber an Schulen Konzerte zu geben, ist etwas anderes. Dort hat sich eine ganz besondere Energie entwickelt. Es ist grandios, wenn man um 10 Uhr morgens ein Konzert spielt und die Zuschauer total abgehen.
Wir freuen uns besonders auf Pakistan. Bei der ersten Tour hatten wir eigentlich zwei Konzerte in Pakistan geplant, leider gab es Probleme bei der Visavergabe. Am Ende mussten wir das Konzert in Lahore absagen und das werden wir jetzt nachholen. Obwohl wir nur knapp 30 Stunden in Pakistan waren, hat es uns dort sehr gut gefallen, deshalb freuen wir uns jetzt sehr auf diesen Gig.
Was habt ihr auf der ersten Tour in Pakistan, Sri Lanka und Indien erlebt?
Bei unserem ersten Konzert in Karachi haben wir einen guten Eindruck davon bekommen, was uns diese Tour bieten wird, weil die Schülerinnen und Schüler wirklich total ausgerastet sind. Am Anfang saßen alle auf dem Boden, aber ab dem dritten, vierten Song sind sie aufgestanden und nur noch gesprungen. Das hat sich bei der ganzen Tour durchgezogen, dass wir eigentlich Konzerte mit Sitzpublikum hatten, die Kids aber immer aufgestanden sind, um richtig mit uns mitzufeiern und auch teilweise die Bühne zu stürmen. Das ist in der Region anscheinend Usus, bei großer Begeisterung. Ich finde es toll in Asien, weil die Kids kaum Berührungsängste haben, genau wie wir. Nach den Gigs haben wir oft in zehn bis zwanzig Minuten hunderte Selfies geschossen, auf denen teilweise zwanzig Leute drauf waren.
Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?
Unsere Musik ist positiv, lebensbejahend, rhythmisch und nicht zu kopffixiert. Eigentlich spiegeln wir damit – mal mehr, mal weniger – die Facetten unseres Lebens wider. Mir ist es superwichtig, dass unsere Musik durchweg positiv ist. Es war toll für uns, dass die Musik auf der ganzen Tour so gut angekommen ist. Die Schülerinnen und Schüler kannten ja meistens nur ein paar Lieder und sind trotzdem überall mitgegangen. Es ist genial, wie karibische Musik weltweit funktioniert. Diese Musik ist ja aus einem Mix entstanden. Das Zusammenspiel verschiedenster Rhythmen und verschiedenster Einflüsse hat eine Art Weltbeat entstehen lassen, der einfach überall funktioniert.
Ihr habt auch Workshops gegeben. Wie sahen die aus?
Es gab zwei verschiedene Workshops. Mein Bruder, Don Caramelo, hat in einem Beatboxworkshop verschiedene Grundlagen der Rhythmik weitergegeben und den Schülerinnen und Schülern gezeigt, wie man mit dem Mund Beats entstehen lässt. Für die Kids, die noch nicht so viel Deutsch konnten, war dieser Workshop super. De Luca und ich haben in einem zweiten Workshop mit der deutschen Sprache gearbeitet. Wir lieben es zu texten und schrieben mit den Kids jeweils einen Song zu jeder Stadt.
Was haben die Schülerinnen und Schüler von euch gelernt?
Es wäre schön, wenn sie etwas mitgenommen haben. Aber selbst wenn sie nur eine gute Stunde hatten, sind wir glücklich. Wir haben natürlich eine Botschaft in unseren Songs, aber wir singen sehr schnell und auch in verschiedenen Sprachen. Aber ich hoffe, dass sie die positive Energie gespürt haben, die wir auf der Bühne spüren und die wir auch gerne weitertragen.
Eignen sich deutschsprachige Liedtexte zum Deutschlernen?
Liedtexte sind ein super Mittel, um Sprachen zu lernen. Viele Fans haben mir gesagt, dass sie mit meinen spanischsprachigen Liedern Spanisch gelernt haben, weil sie angefangen haben, sie zu übersetzen und sich die Satzzusammenstellung anzuschauen. Und dass das eine gute Übung war – begleitend natürlich. Man wird nie nur aufgrund von Liedtexten eine andere Sprache lernen. Aber es ist großartig, wenn Musik das Interesse für eine Sprache weckt.