Deutscher Fußballbotschafter
Eine runde Sache
Ein „Deutscher mit einem japanischen Herzen“ – wer könnte sich besser als Deutscher Fußballbotschafter eignen als dieser Mann? An Menschen wie Gert Engels sieht man, was Fußball bewirken kann. Drei von ihnen sind jetzt ausgezeichnet worden.
Schon zum sechsten Mal wird in diesem Jahr der Deutsche Fußballbotschafter gekürt. Und doch ist es eine Premiere: Erstmals darf der neue Außenminister Heiko Maas die Auszeichnung verleihen. Es dürfte sogar eine seiner ersten „Botschafterernennungen“ überhaupt sein. Am Dienstagabend ist es dann so weit. Vor rund 200 Gästen wird die Ehre im Auswärtigen Amt in Berlin gleich drei Männern zuteil. Sie dürfen sich künftig Deutscher Fußballbotschafter nennen.
Die engagiertesten unter den deutschen Trainern und Fußballern im Ausland zu ehren, das hat sich der Verein Deutscher Fußballbotschafter zum Ziel gesetzt. Unter den bisherigen Preisträgern sind Horst Kriete, Monika Staab, Miroslav Klose, Gernot Rohr, Jürgen Klinsmann und Mesut Özil. Das Goethe-Institut ist Partner der Initiative. Nach Meinung von Johannes Ebert, dem Generalsekretär des Goethe-Instituts, hat der Fußball eine herausragende Bedeutung für den interkulturellen Dialog. Also für genau das, wofür auch das Goethe-Institut steht. „Fußball öffnet Türen, steht aber außerdem auch für Respekt, Toleranz und Fairness“, sagte der bekennende Fußballfan bei der Preisverleihung. „Das sind die Eigenschaften, die auch die Sprache und den Fußball verbinden.“
Erster im Trio der in diesem Jahr Geehrten ist Gert Engels. Wie seine beiden Mitnominierten Ernst Middendorp und Theo Brücker kam er zur Preisverleihung eigens aus dem Ausland angereist. Der ehemalige Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach hat schon seit langem eine zweite Heimat: Japan. Es ist 1990 – Engels studiert gerade an der Sporthochschule Köln –, als ein Aushang ihn ins Land der aufgehenden Sonne lockt. Nach einer kurzen Zeit als Spieler beginnt er dort seine Trainerkarriere, kann mehrere Meister- und Pokalsiege verbuchen.
Mit Unterbrechungen ist Engels seither im japanischen Profifußball tätig und prägend. Die interessanteste dieser Unterbrechungen dürfte 2011 gewesen sein, als er für zwei Jahre Nationaltrainer wird – in Mosambik. Aber auch seiner Heimatstadt Düren ist Engels, der gerade 61 Jahre alt geworden ist, immer treu geblieben. Dort gründete er vor einigen Jahren die Fußballschule Soccer Life, in der immer auch japanische Nachwuchstalente unterrichtet werden. Engels seinerseits hat längst auch Japanisch gelernt, spricht es mittlerweile fließend, seine Tochter hat einen japanischen Namen. Er ist ein Deutscher mit einem japanischen Herz, sagt sein Chef Takayuki Yoshida.
Seit diesem Jahr ist Engels Assistenztrainer beim Verein Vissel Kobe – was ihm unter anderem erlaubt, Lukas Podolski über den Rasen zu scheuchen. „Immer geht's darum, dass man im Ausland klarkommt, dass man miteinander kommunizieren kann, dass man Werte wie Disziplin vermittelt. Auch wenn die Japaner disziplinierter sind als wir. Aber dafür muss man ihnen Professionalismus und mentale Stärke beibringen“, verriet Engels jüngst dem Kicker. Klar: Was zählt, ist die Botschaft.
Engels hat außerdem das Projekt, „Zukunft Lokal“-Genkids mit ins Leben gerufen, das Kinder unterstützt, die von der Reaktorkatastrophe von Fukushima betroffen sind.
„Du musst dein Gegenüber respektieren“
Ein Botschafter der besonderen Art ist auch Otto Pfister. Kaum einer dürfte ähnlich viele Dienstorte aufzuweisen haben: In 57 Jahren trainierte Pfister 24 Vereins- und Nationalmannschaften in 19 Ländern. An ihn geht der Ehrenpreis 2018. Er liege mit Abstand auf Platz eins in der interkulturellen Liga der Fußballwelt, befand die hochkarätig besetzte Fachjury unter Vorsitz von Kicker-Herausgeber Rainer Holzschuh. Auch mit 80 Jahren steht Pfister immer noch am Spielfeldrand, derzeit als Trainer der afghanischen Nationalmannschaft. „Es verdient besonderen Respekt in einem so schwierigen Land wie Afghanistan Verantwortung zu übernehmen“, sagte Außenminister Maas bei der Verleihung. „Das Wichtigste“, so Pfister seinerseits, „ist, sich ganz auf Leute und Kultur, Mentalität und Religion einzulassen. Du musst dein Gegenüber respektieren, auch wenn es ein ganz anderes Umfeld hat.“Loris Karius schließlich ist der Torhüter, der das Trio perfekt macht. Karius jedoch wurde von der größten Jury bestimmt – dem Publikum. Der knapp 25 Jahre alte Oberschwabe ist Spieler beim FC Liverpool und wurde per Online-Voting unter elf Kandidatinnen und Kandidaten bestimmt. Karius spielte bereits in verschiedenen Juniorennationalmannschaften, seit zwei Jahren ist er Teil des Kaders von Jürgen Klopp – wie im Übrigen auch einer seiner Vorgänger: Emre Can erhielt vor zwei Jahren den Publikumspreis. Karius hatte eine gute Entschuldigung dafür, dass er nicht persönlich nach Berlin kam, schließlich steht Liverpool im Finale der Champions League. Stattdessen meldete sich der Fußballer per Videobotschaft: „Fußball hat die Kraft, Menschen und Kulturen zusammenzubringen. Ich bin stolz, Deutschland hier bestmöglich vertreten zu dürfen.“
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