Spiel „Mauerspechte“
Der Traum von Grenzenlosigkeit
Mit dem digitalen Spiel „Mauerspechte – Von der DMZ zur Berliner Mauer“ macht das Goethe-Institut die Teilung Koreas anlässlich des 30. Jubiläums des Mauerfalls in Berlin interaktiv erlebbar. Bumgoo Jong, Botschafter der Republik Korea, sieht vorsichtige Zeichen der Annäherung zwischen beiden Seiten.
Von Annette Walter
Die koreanische Teilung ist nach wie vor gelebte Realität, erinnert Bumgoo Jong, Botschafter der Republik Korea in Berlin, bei der Premiere des Spiels „Mauerspechte – Von der DMZ zur Berliner Mauer“ im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer. Seit 1945 ist sein Heimatland geteilt. Der Botschafter sieht jedoch vorsichtige Zeichen der Annäherung zwischen beiden Seiten, etwa durch die Tatsache, dass in der Vergangenheit bereits Grenzposten an der innerkoreanischen Grenze abgebaut wurden und eine gemeinsame koreanische Mannschaft bei der diesjährigen Handball-Weltmeisterschaft angetreten ist. „Mein Traum ist, dass die Grenzen in Korea eines Tages fallen und sich die Menschen ungehindert hin und her bewegen können“, formuliert Jong seine Hoffnung für die Zukunft.
Die Mauer in den Herzen der Menschen überwinden
Doch bis dahin ist es ein weiter Weg. Jeong Se-hyun, Minister für Vereinigung a.D. der Republik Korea, bedauert, dass junge Menschen in Südkorea kein Interesse an der Einheit zeigen würden. „Das ist die Tragödie, mit der wir leben müssen.“ Er hält die Möglichkeit einer Aufhebung der Grenze in Korea für sehr gering. „Auf der koreanischen Halbinsel gibt es eine Mauer in den Herzen der Menschen.“ Diese Mauer werde seiner Ansicht nach immer höher. Die deutsche Wiedervereinigung sieht er dennoch als Vorbild. „Wir wollen in der Frage der Einheit genauso wie Deutschland werden.“ Sein Vorschlag an Hartmut Koschyk, den Ko-Vorsitzenden des Deutsch-Koreanischen Forums: „Laden Sie süd- und nordkoreanische Spieleentwickler nach Berlin ein und lassen Sie sie zusammenarbeiten.“Das Spiel „Mauerspechte“ könne ein Startschuss für ein steigendes Interesse junger Menschen an der Problematik der Teilung Koreas sein. „Wir wollten mit dem Spiel ein künstlerisch und digital orientiertes Publikum ansprechen“, sagt Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts.
Geteilte Geschichte erleben
Wie funktioniert „Mauerspechte“? Die Spielerinnen und Spieler laden sich zunächst die zugehörige App auf ihr Smartphone. Darin übernimmt der Spieler eine virtuelle Identität als Journalist und taucht so tief in das Thema ein. In dieser Funktion recherchieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Zeitungsberichte über Politik, Sport und Kultur, die sich mit der entmilitarisierten Zone in Korea und der Berliner Mauer befassen. Die Recherche basiert auf Textbausteinen, die auf Tafeln in einer umfangreich bebilderten Installation in der Mauergedenkstätte nachzulesen sind. Dort finden sich vielfältige Informationen über Aspekte rund um den Teilungs- und Wiedervereinigungsprozess. Es geht etwa um die Einreise westdeutscher Bürger nach Westberlin, die einst nur über ostdeutsches Gebiet möglich war, aber auch um einen unterirdischen Tunnel, der von Nord- nach Südkorea führte, den Menschen als Fluchtweg nutzten. Aus diesen Berichten entsteht zum Schluss eine Zeitung, die dann per E-Mail verschickt werden kann.Noch bis zum 3. Februar 2019 kann „Mauerspechte“ in Berlin gespielt werden. Am 24. Januar 2019 feiert das Spiel dann seine koreanische Premiere in der demilitarisierten Zone (DMZ) um die symbolträchtige Dorasan Station, dem letzten Bahnhof Südkoreas vor der Grenze.