bauhaus imaginista in Berlin
Mein Bauhaus, dein Bauhaus
Das Bauhaus war von Anbeginn international. Das Institut stand im regen Austausch mit anderen avantgardistischen Strömungen aus aller Welt. Das Forschungsprojekt „bauhaus imaginista“ widmet diesen transnationalen Beziehungen eine große Ausstellungsreihe. Seit dem 15. März ist die Gesamtschau erstmals in Berlin zu sehen.
Von Sascha Lübbe
Gerade einmal 14 Jahre lang wurde am Bauhaus gelehrt. 1919 in Weimar gegründet, musste das Institut 1933 unter dem Druck der Nationalsozialisten wieder schließen. Sein Einfluss aber reicht weit über diese 14 Jahre hinaus – zeitlich, aber auch geografisch. Und das nicht nur, weil viele Bauhäusler emigrierten und im Ausland weiterwirkten. Schon vorher war das Bauhaus ein Ort des transnationalen Austauschs. Das Forschungsprojekt „bauhaus imaginista“ widmet sich diesen Beziehungen nun erstmals in großem Rahmen. Wie stark wirkte das Bauhaus in andere Kulturen hinein? Wie sehr war es selbst von anderen Strömungen geprägt? Diese Fragen stehen im Zentrum der Ausstellung, die ab 15. März im Haus der Kulturen der Welt (HKW) in Berlin zu sehen ist. Teile der „bauhaus imaginista“ -Ausstellung werden darüber hinaus 2019 an weiteren Goethe-Instituten und Partnerinstitutionen weltweit gezeigt.
Neuer Fokus auf Bauhaus
„Das Bauhaus spielt in der internationalen Arbeit des Goethe-Instituts seit Jahren eine Rolle“, betonte Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, bei der Eröffnung im Vortragssaal des HKW. Als die Bauhaus Kooperation vor vier Jahren auf ihn zukam, um eine gemeinsame Ausstellung zu planen, sei schnell klar gewesen, dass man einen neuen Fokus setzen müsse, sagte Ebert. Es solle nicht darum gehen, erneut die Werke der deutschen und der ins Ausland migrierten Bauhäusler zu feiern. Stattdessen sollte die Ausstellung drei Kriterien erfüllen: Sie sollte die Wechselwirkung des Bauhauses mit der Welt thematisieren – also ein Verständnis des Bauhauses als Teil der Moderne zugrunde legen, die „ihre Ideen aus transkulturellen Begegnungen und dem Austausch unterschiedlichster Kulturen schöpft“. Zweitens sollten die jeweiligen Goethe-Institute vor Ort samt des internationalen Netzwerkes einbezogen werden. Und es sollte drittens keine einmalige Großveranstaltung werden – sondern eine Reihe von Ausstellungen, Workshops und Symposien.Vier Kapitel Bauhaus
Den Auftakt bildete Rabat im März 2018. Es folgten Hangzhou, New York, Kyoto, Tokio, Moskau, São Paulo, Lagos und New Delhi. Kuratiert wurde die Reihe von Marion von Osten und Grant Watson. Die Ausstellungen folgen dabei einem einheitlichen Konzept. Ausgehend von vier Bauhaus-Objekten – Walter Gropius‘ Bauhaus-Manifest, Marcel Breuers Collage „ein bauhaus-film. fünf jahre lang“, Paul Klees Zeichnung „Teppich“ und Kurt Schwerdtfegers Installation „Reflektorische Farblichtspiele“ – werden verschiedene Fragestellungen zur Wirkung des Bauhauses erörtert, jeweils in eigenen Kapiteln. Im HKW sind alle Kapitel erstmals zusammen zu sehen, jedes in einem eigenen Raum.„Corresponding with“, Kapitel Nummer eins, widmet sich den Wechselbeziehungen zu zwei anderen Kunsthochschulen, die zeitgleich mit dem Bauhaus entstanden waren: die Kala Bhavana in Westbengalen und die Shin Kenchiku Kōgei Gakuin in Tokio. Zu sehen sind unter anderem Werke beider Institutsgründer, aber auch eine Skulptur des Schweizer Künstlers Luca Frei. Das Nebeneinander von historischen Werken und modernen, eigens gefertigten Arbeiten ist Teil des Ausstellungskonzepts und zieht sich durch alle Kapitel.
„Moving away“, Kapitel zwei, erkundet die Übersetzung der Bauhaus-Debatten in andere kulturelle Kontexte. Verhandelt wird unter anderem die Frage, wie sich die Gestaltungsprinzipien des Bauhauses durch die Migration seiner Mitglieder in die Sowjetunion und nach China verändert haben.
Kapitel drei, „Learning from“, lenkt den Fokus auf vormoderne handwerkliche Produktionstechniken. Indigenes Wissen und lokale Fertigungstechniken hatten großen Einfluss auf das Bauhaus – und von dort aus auf den Rest der Welt.
Das vierte Kapitel schließlich, „Still Undead“, das in Berlin erstmals zu sehen ist, erkundet experimentelle Arbeiten in Bild und Ton. Ausgestellt sind unter anderem Bilder, Fotos und Installationen von Oskar Schlemmer und László Moholy-Nagy.