Contemporary And América Latina
Mehr als ein Magazin
Das Online-Magazin „Contemporary And América Latina (C&AL)“, herausgegeben vom Goethe-Institut und dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), berichtet kritisch über zeitgenössische Kunst in Lateinamerika. Jetzt feiert es sein einjähriges Bestehen.
Das Online-Magazin „Contemporary And América Latina (C&AL)“ konzentriert sich auf afro-lateinamerikanische und indigene, zeitgenössische künstlerische Positionen. Diese sind deutlich unterrepräsentiert im öffentlichen Diskurs und in künstlerischen Institutionen. Mit diesem Profil eröffnet das Magazin der Leserschaft einen dynamischen und kritischen Zugang zu den künstlerischen Verbindungen zwischen Lateinamerika, der Karibik und Afrika. Als lateinamerikanische Ausgabe der Zeitschrift „Contemporary And (C&)“, die seit 2015 die Verbindungen zwischen Afrika und seiner globalen Diaspora untersucht, wurde das Magazin im April 2018 gelauncht. Chefredakteurinnen sind Julia Grosse und Yvette Mutumba. Herausgegeben wird das Online-Magazin vom Goethe-Institut und vom Institut für Auslandsbeziehungen (ifa). Zum einjährigen Bestehen haben wir Kunstschaffende sowie Kuratorinnen und Kuratoren aus Lateinamerika gefragt, welche Bedeutung das Magazin aus ihrer Sicht hat.
Parallele Dynamiken aufdecken
Fabio Melecio Palacios, Künstler, lebt in Palmira, Kolumbien:„Es gibt nur sehr wenige Publikationen, die afro-lateinamerikanische und schwarze künstlerische Positionen zum Gegenstand haben. Diese Themen waren und sind immer mit Vorurteilen verbunden. Daher ist ,C&AL‘ sehr wichtig, denn jetzt ist es möglich, auf künstlerische Ereignisse als solche zu verweisen und nicht als etwas Exotisches. Nur so gelingt es, uns in den allgemeinen kritischen und analytischen Diskurs einzuschreiben. Es ist bestimmt auch interessant, Parallelen in der Afro-Perspektive verschiedener Kontinente nachzuspüren. Manchmal glauben wir, die Dynamiken seien unterschiedlich, dabei sind sie sich eigentlich sehr ähnlich.“
Aldeide Delgado, kubanische Kuratorin und Autorin, lebt in Miami:
„,C&AL‘ ist seit seinem Start eine Plattform von großer Reichweite und Sichtbarkeit auf dem südamerikanischen Kontinent. Das Magazin regt die kritische Analyse zu ästhetischen Positionen der schwarzen und indigenen Community an. Darüber hinaus initiiert es wichtige Diskussionen über in Südamerika so entscheidende Fragen wie Kolonialität, Macht, Identität und den Begriff Lateinamerika.“
Vielfältige Stimmen hörbar machen
Rosana Paulino, Künstlerin, lebt in São Paulo, Brasilien:„Ich habe ,C&AL‘ bereits in seinem ersten Jahr als eine wichtige Stimme im Gespräch mit anderen Künstlerinnen und Künstlern der afrikanischen Diaspora wahrgenommen. Das gilt besonders auch für Brasilien, dem einzigen portugiesischsprachigen Land Lateinamerikas. Hier ist es so, dass die meisten schwarzen Produzentinnen und Produzenten nicht immer fließend Englischen sprechen. Daher hat ,C&AL‘ die Funktion übernommen, uns schwarze brasilianische Kunstschaffende in Kontakt mit anderen Produktionsrealitäten der afrikanischen Diaspora zu bringen und gleichzeitig die Stimmen afrobrasilianischer Künstlerinnen und Künstler auch andernorts hörbar zu machen.“
Frische und Originalität in die künstlerisch-kritische Szene bringen
Adriana Bustos, Künstlerin, lebt in Buenos Aires, Argentinien:„,C&AL‘ ist mehr als ein Magazin – es ist ein Ort, an dem die zeitgenössische künstlerische Szene mit einem scharfen, neuen Blick gesehen und reflektiert wird. Es ist unumgänglich, sich ,auf dem ganzen Planeten‘ auf diese neue ,Afro-Linse‘, also die Perspektive der afrikanischen künstlerischen Positionen, einzulassen, um die aktuellen Spannungen und Dynamiken in der Welt zu verstehen. Es gibt immer noch so gut wie keine Publikationen, die sich in diesem Sinne sozial und politisch zeigen und so die strukturelle, historisch bedingte Zensur überwinden. Das macht ,C&AL‘ so wichtig.“
Hélio Menezes, brasilianischer Kurator und Anthropologe, lebt in São Paulo, Brasilien:
„,C&AL‘ hat Frische und Originalität in Brasiliens künstlerisch-kritische Szene gebracht. Bislang wenig bekannte Künstlerinnen und Künstler werden durch die Beiträge des Magazins von einem breiteren Publikum wahrgenommen und kommentiert. In Zeiten, in denen die brasilianische Kunstszene unter Kürzungen und Zensur leidet, ist ein Publikationsmedium wie dieses absolut notwendig.“