Auftakt Themenjahr „Humboldt y las Américas“ in Bogotá
Humboldts Erbe

„Ailleurs: Soacha“ von Jose Luis Bongore
„Ailleurs: Soacha“ von Jose Luis Bongore | Foto: Halim Badawi

Mit seiner Erkenntnis, dass „alles mit allem zusammenhängt“, war Alexander von Humboldt seiner Zeit weit voraus. Lateinamerika feiert nun mit dem Themenjahr „Humboldt y las Américas“ den 250. Geburtstag des deutschen Naturforschers. Den Auftakt machte am 8. Mai die vom Goethe-Institut Kolumbien koproduzierte Ausstellung „Die Natur der Dinge: Humboldt, Kommen und Gehen“.

Von Leidy Castaño

In Kolumbien steht die Ausstellung „Die Natur der Dinge: Humboldt, Kommen und Gehen“ im Zentrum der Humboldt-Hommage. Kurator dieser Koproduktion des Goethe-Instituts Kolumbien und der Abteilung für Kulturerbe der Nationalen Universität von Kolumbien ist Halim Badawi. Er hat die Ausstellung in sieben Dialoge und einen Epilog unterteilt und bietet damit einen Rundgang durch die vier Säle des Kunstmuseums der Nationalen Universität von Kolumbien. Etwa 100 Werke von über 40 Kunstschaffenden aus Vergangenheit und Gegenwart treten hier in einen Dialog mit der Humboldt’schen visuellen Tradition. Auch wenn diese zwar in der Kunstgeschichte nicht behandelt wird, weist die Humboldt’sche Tradition in der heutigen Kunst dennoch markante Spuren auf, wie Badawi herausstellt.

„Quindío-Paß“ von José Alejandro
„Quindío-Paß“ von José Alejandro | Foto: Urniator Studio

Mensch und Umwelt

Unter den zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern sind insbesondere die Kolumbianer José Alejandro Restrepo, Liliana Sánchez, Carlos Motta, Antonio Bermúdez und David Guarnizo sowie der Spanier José Luis Bongore zu nennen, die Auftragswerke für die Ausstellung schufen. Durch die sorgfältige Auswahl an Kunstschaffenden werden einige der wichtigsten Gedanken Humboldts rund um „die Erfahrung der Natur, die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt“ vermittelt, wie der Kurator erzählt. Gleichzeitig wird gezeigt, wie die aufgeklärte Wissenschaft und der Entwicklungsgedanke auch in neokolonialen Zusammenhängen und Wirtschaftsaktivitäten in Erscheinung treten, die sich gegen das Leben, gegen Mensch und Natur richten.

Besucher vor der Abbildung des Chimborazo, aus: „Vues des Cordillères“ von Alexander von Humboldt
Besucher vor der Abbildung des Chimborazo, aus: „Vues des Cordillères“ von Alexander von Humboldt | Foto: Urniator Studio

Eine dekoloniale Perspektive

Aus diesen Überlegungen heraus wurde die internationale Plattform für darstellende Künste Experimenta/Sur eingeladen, mit einem an Humboldt inspirierten Projekt Teil der Ausstellung zu sein. Bereits zum achten Mal wurde Experimenta/Sur vom Goethe-Institut Kolumbien und Mapa Teatro organisiert und dabei von der Siemens-Stiftung und dem kolumbianischen Kulturministerium unterstützt. Über dreißig Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich mit dem wissenschaftlichen, visuellen und literarischen Erbe Humboldts beschäftigten, ließen sich von den Beiträgen anderer in der Ausstellung vertretener Künstler inspirieren. Sie dachten auch darüber nach, was nicht über Humboldt gesagt wurde, und gelangten mit kritischen und kühnen Beiträgen zu einer umfassenden Neuinterpretation der Diskurse über die Verbindung zwischen Natur und Sein.

„Der Träger“: Eine Performance von Jean Carlos Lucumi
„Der Träger“: Eine Performance von Jean Carlos Lucumi | Foto: Urniator Studio
Diese Aufgabe, die den plastischen, darstellenden und visuellen Künsten im Dialog mit dem Humboldt’schen Erbe gestellt war, forderte die Künstlerinnen und Künstler dazu auf, die Beziehung zwischen Kunst, Wissenschaft und Natur aus einer dekolonialen Perspektive zu überdenken. Dabei wurden die Logiken kapitalistischer und heteropatriarchaler Vorherrschaft infrage gestellt.

„Materialien der Vorahnung“ von Jorge Barco
„Materialien der Vorahnung“ von Jorge Barco | Foto: Urniator Studio

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