Der direkte Draht zur MENA-Region
Abschlussveranstaltung des Horizonte-Projekts
© Goethe-Institut
Zwei Jahre lang konnte das etablierte Horizonte-Projekt pandemiebedingt nur digital stattfinden. 2022 hatten nun endlich wieder zehn Fachkräfte aus Iran, Jordanien und Libanon die Möglichkeit, für sechs Wochen in deutschen Unternehmen zu hospitieren. Am 11. November kamen in Berlin alle Projektbeteiligten zusammen, um das Programm feierlich abzuschließen.
Auf der einen Seite stehen junge hochqualifizierte und motivierte Menschen mit exzellenten Deutschkenntnissen, die interkulturelle Erfahrungen und Einblicke in die MENA-Region (Middle East and North Africa) bieten können. Auf der anderen Seite stehen deutsche Unternehmen, die sich permanent in einem Lernprozess befinden und ihr Netzwerk erweitern möchten.
Um Begegnungen und fachlichen Austausch zwischen diesen beiden Seiten zu ermöglichen, kooperieren das Goethe-Institut und das Auswärtige Amt seit 2009 im Horizonte-Projekt mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag und dem Bundesverband der Deutschen Industrie. Im besten Fall entstehen dadurch Netzwerke und Freundschaften, von denen alle Beteiligten langfristig profitieren. Die Teilnehmenden wurden vom Goethe-Institut in interkulturellen und sprachlichen Trainings sowie einer gemeinsamen Einführungswoche intensiv auf die Hospitationen vorbereitet und durch das Programm begleitet.
Deutschlandweit verbrachten in diesem Jahr zehn junge Menschen, vor allem Ingenieur*innen, sechs Wochen in unterschiedlichen Unternehmen. Dadurch wurden Begegnungen auf Augenhöhe geschaffen. So war es möglich, scheinbar unerreichbar weit entfernte Länder auch aus wirtschaftlicher Perspektive sehr naherücken zu lassen, betonte Jan Nöther, Geschäftsführer der Deutsch-Arabischen Industrie- und Handelskammer bei der Abschlussveranstaltung am 11. November. Was das konkret bedeutet, sagte Josef Schwuger, Geschäftsführer von MPT Präzisionsteile: „Persönliche Kontakte steigern den Bekanntheitsgrad unseres Unternehmens und die Chance, irgendwann ein Geschäft zu machen“. Und das Unternehmen Evonik Industries Spezialchemie profitierte von seinen Gästen während der Hospitation auch fachlich, sagte Andreas Kuhlmann, Leiter HR Special Sourcing: Die beiden Hospitierenden hätten dem deutschen Team beispielsweise konkretes Know-how über Automatisierungsverfahren vermittelt.
Die Software-Ingenieurin Tahereh, die einen Master in Künstlicher Intelligenz und mehrere Jahre Arbeitserfahrung im Bereich der Systemanalyse in einer Bank mitbrachte, konnte bei BMW die Personalabteilung bei der Automatisierung kleinerer Prozesse unterstützen. Die Bibliothekarin und Informationswissenschaftlerin Massoomeh hatte während ihrer Hospitation an der GU Deutsche Hochschule in Potsdam zum Beispiel die Gelegenheit, im Austausch mit Unternehmen und anderen Bibliothekar*innen ihr Know-how über Bibliothekssoftware einzubringen.
Schließlich bieten die Gäste aus dem Ausland den Unternehmen auch die Möglichkeit, ihre eigenen Horizonte zu erweitern, um sich selbst zu reflektieren und sich internationaler auszurichten. Das wurde auf der Abschlussveranstaltung besonders deutlich. Wie viel Spaß interkulturelle Begegnung machen kann, zeigte etwa eine Showeinlage auf schwäbischem Dialekt, die der Industrieingenieur Kasra nach seiner Hospitation am baden-württembergischen Standort des Unternehmens VAKO Logistik zum Besten gab.
Auch im kommenden Projektdurchlauf im Herbst 2023 bietet das Goethe-Institut Unternehmen die Chance, Hospitierende aus Irak, Iran, Jordanien oder Libanon für sechs Wochen aufzunehmen.
Interessierte wenden sich an die Koordinatorin des Projekts Angelika Doebbelin.