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Blogeintrag 2
Meine ersten drei Wochen in China

Nun bin ich schon über drei Wochen in China und ich tauche mehr und mehr in das chinesische Leben ein. In der Schule habe ich seit der zweiten Woche den kompletten Deutschunterricht übernommen und bin jede Stunde erstaunt, mit wie viel Freude die Kinder unsere Sprache lernen. Selbst auf dem Flur winken mir alle zu, rufen „Guten Tag“ oder „Hallo“ und wenn ich mich langsam entferne kommt noch ein lautes „Tschüss“ hinterher. Besonders witzig ist es dann, wenn Alex (der amerikanische Praktikant) auch dabei ist, weil dann entschieden werden muss, wen man zuerst begrüßt.

Der chinesische Schulalltag

Der Schulalltag ist, wie im letzten Eintrag schon angedeutet, komplett anders als in Deutschland. Jeden Morgen um 6:30 Uhr werden Schüler und Lehrer, die auf dem Schulgelände wohnen, von einem Song à la Blink182 geweckt, direkt im Anschluss gibt es eine laute Ansage auf Chinesisch und um 6:50 Uhr erklingt dann Big Ben.
 
Bisher habe ich es erst einmal geschafft, nach dem ganzen Lärm wieder einzuschlafen. Jeden Montag versammelt sich die gesamte Schule, um die Nationalhymne zu singen und die chinesische Flagge zu hissen. Bei diesen Treffen werden zusätzlich besonders gute Schüler geehrt und es wird auf aktuelle Geschehnisse in der Schule hingewiesen. Um den langen Schultag zu überstehen müssen sich die Kinder zusätzlich zum Mittagsschlaf und dem Joggen 4x am Tag das Gesicht massieren. Die Pausen werden um fünf Minuten verlängert und die Massageinstruktionen ertönen in jedem Zimmer der Schule.
 
Auch die Kontrolle der Lehrkräfte ist sehr unterschiedlich zu Kontrollen auf deutscher Seite, die meist nur während des Referendariats und der bevorstehenden Verbeamtung erfolgt. An meiner Schule bekommen alle Lehrer, die 40 Jahre oder jünger sind, achtmal im Monat Unterrichtsbesuch von anderen Lehrkräften. Lehrer, die über 40 sind, werden zwar seltener, aber trotzdem bis an ihr Karriereende regelmäßig besucht. Ich muss zugeben, dass ich diese Regelung sehr gut finde, da sie das lebenslange Lernen unterstützt und es den Lehrern unmöglich macht, immer wieder die gleichen Unterrichtsplanungen zu benutzen.
 
  • Unterrichtsvorbereitung mit Ausblick © Anna Becker
    Unterrichtsvorbereitung mit Ausblick
  • Ein sehr modernes Klassenzimmer © Anna Becker
    Ein sehr modernes Klassenzimmer
  • Das Umweltprojekt mit dem Goethe-Institut © Anna Becker
    Das Umweltprojekt mit dem Goethe-Institut
  • Wunderschönes Nanjing - die ehemalige Hauptstadt Chinas © Anna Becker
    Wunderschönes Nanjing - die ehemalige Hauptstadt Chinas
  • Das Thanksgiving Essen © Anna Becker
    Das Thanksgiving Essen

Die Umwelt als ein Projekt der Nachhaltigkeit

In einer meiner zehn Klassen sprechen wir über das Thema „Umwelt“. Unterstützt durch das Goethe-Institut und die Volkswagengruppe China wurde ein Programm ins Leben gerufen, welches die Kinder zu einem nachhaltigen Umgang mit der Umwelt animieren soll. In meiner ersten Woche habe ich die Mülltrennung in Deutschland erklärt, dann haben wir über den Wald gesprochen und werden bald zu Themen wie Klimawandel und Umweltschutz gelangen.
 
Im Rahmen dieses Projekts haben wir vor einigen Tagen einen Ausflug in den Wald gemacht, der mir große Freude bereitet hat. Die Kinder freuen sich immer, wenn ich dabei bin, stellen mir ganz unterschiedliche Fragen und möchten stets meine Unterstützung haben. Im Gegenzug werde ich mit vielen leckeren chinesischen Snacks beschenkt, die ich immer gerne annehme. Ich habe einen Bericht für das Goethe-Institut über diesen kleinen Ausflug verfasst, wer sich den Bericht und ein paar Bilder anschauen möchte, gehe auf diese Seite: http://www.goethe.de/ins/cn/de/m/spr/eng/pas/akt/yeaaep/ayp/20875512.html

Neue Freunde, neue Erlebnisse

Auch außerschulisch ist einiges passiert seit meinem letzten/ersten Eintrag. Nach einigen Tagen an der Schule habe ich endlich Alex kennengelernt, der mit einer amerikanisch-chinesischen Organisation hier ist, die mehrmals jährlich amerikanische Studenten in diese Region entsendet, um Englisch zu lehren. Direkt am ersten Wochenende hat er mich vielen anderen Studenten aus dem Programm vorgestellt und seitdem bin ich quasi täglich mit den ganzen Amerikanern unterwegs. Alle sind super lieb und haben mich direkt herzlich aufgenommen als sie gehört haben, dass ich alleine hier bin.
 
Letztes Wochenende war ich mit allen zusammen in Nanjing und wir haben dort Thanksgiving gefeiert. Die Feier war toll, das Essen war köstlich und die Erkundung der Stadt war einfach herrlich. Nanjing war einige Zeit Hauptstadt Chinas und obwohl ich nicht viel gesehen habe, kann ich mir die Stadt gut als wichtiges Zentrum vorstellen. Ich muss in den nächsten Wochen unbedingt noch einmal nach Nanjing und alles genauer erkunden.

Verkehr in China – ein Abenteuer

Abends gehen Alex und ich meist mit ein paar anderen Amerikanern essen und fahren anschließend mit Alex‘ E-Bike (Elektroroller, nicht Elektrofahrrad) heim. Der Verkehr in China ist unberechenbar. Die einzigen, die sich an rote Ampeln halten, sind Autos. E-Bikes, Radfahrer und Fußgänger ignorieren die Ampeln, wobei selbst die größten Kreuzungen meist keine Fußgängerampeln haben. Man muss sich quasi in den Verkehr stürzen, wenn man überhaupt jemals irgendwo ankommen will. Auch linke und rechte Spuren sind hier überflüssig, jeder fährt da, wo es ihm am besten passt und die meisten Fahrzeuge haben abends kein Licht an.
 
Es ist also relativ abenteuerlich im chinesischen Verkehr und als ich das erste Mal mit Alex gefahren bin, hatte ich doch noch ein wenig Schiss. Das hat sich aber gelegt, vor allem auch deswegen, weil wir viele Schleichwege fahren, die eigentlich für Fußgänger gedacht sind. Wer in China vorankommen möchte, muss sich in den Verkehr stürzen und gut aufpassen, nicht überfahren zu werden.

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