#Blog 3
Ramadan
Knapp die Hälfte meiner Zeit in Jordanien verbringe ich im Ramadan. Mir war dies im Voraus bewusst und ich bin ziemlich gespannt, was mich in dieser Zeit erwarten wird.
Je nach Klassenstufe kann ich verstehen, was die Lehrerin damals meinte. Besonders in den jüngeren Klassen sind die Schüler*innen sehr energiegeladen. In den höheren Klassen habe ich hingegen das Gefühl, dass die Schüler*innen müder als sonst sind. Ein Deutschlehrer erzählt mir, dass die meisten Schüler*innen ab der siebten Klasse fasten. Aber auch in der ersten Klasse erzählen mir viele Schüler*innen, dass sie fasten - häufig aber "nur" tageweise.
Am ersten Tag sind alle Schüler*innen sehr aufgeregt und ich sehe viele Klassenzimmer, in denen auf YouTube zu Ramadan-Liedern mitgesungen wird. Alle wünschen sich gegenseitig „Ramadan Kareem“ (Großzügiger Ramadan) oder „Ramadan Mubarak“ (Gesegneter Ramadan). Außerdem laufen die Schüler*innen mit Trommeln durch die Schulgänge. Auch in den Tagen zuvor stelle ich fest, dass sich viele freuen und gespannt sind. Die Schule wird in allen Ecken und Klassenzimmern geschmückt und es gibt einen kleinen "Stand", an welchem mir beim Vorbeilaufen turkish coffee sowie ein kleines, rundes Gebäck mit Dattelfüllung (Semolina) angeboten wird.
Während ich am ersten Fastentag erfreut feststelle, dass der Verkehr sehr viel weniger und ruhiger als sonst ist (und ich somit fast eine halbe Stunde früher daheim bin), merke ich schnell, dass der Schein trügt. Ich bekomme mit, dass nicht nur in der Schule, sondern auch in der sonstigen Arbeitswelt viele verkürzt arbeiten und die meisten um die frühe Nachmittagszeit bereits Feierabend haben. Dementsprechend sind nachmittags noch mehr Autos als vor Ramadan auf den Straßen unterwegs und besonders kurz vor der Iftar-Zeit (=Fastenbrechen) wollen viele nach Hause.
Nachmittags haben Supermärkte, Einkaufsläden, Museen oder andere Touristenattraktionen zum Teil nur bis circa 16 Uhr geöffnet. Die Supermärkte öffnen häufig aber wieder nach Iftar am Abend.
Generell verschiebt sich das Leben auf den Abend und die Nacht, was insbesondere in der ersten Nacht zu hören ist. Abends empfinde ich die Stimmung auf den Straßen draußen aber als sehr schön. Alles erwacht langsam wieder zum Leben und die Menschen verabreden sich zum Essen. Manchmal bekommen wir beim Essengehen auch Datteln für das klassische Fastenbrechen geschenkt. Auch Tee wird häufig aufs Haus ausgeschenkt. Im Dunkeln kommt zudem die ganze Ramadan-Beleuchtung an den Häusern und in den Straßen besser zur Geltung, was mich sehr oft an Weihnachten erinnert.
Im Laufe der Zeit haben auch zunehmend mehr Geschäfte und ein paar wenige Cafés tagsüber geöffnet. Dort kann man dann aber nur im Inneren, häufig hinter abgeklebten Fenstern oder Rollläden, essen.
Generell wird in Jordanien erwartet, dass alle Menschen während der Ramadan-Zeit tagsüber nicht in der Öffentlichkeit essen oder trinken.
Umso gespannter bin ich, als ich mich am ersten Ramadan-Abend pünktlich zur Iftar-Zeit mit einer Freundin auf die Dachterrasse stelle und wir gespannt lauschen. Es fühlt sich fast ein bisschen wie an Silvester an, ich schaue auf die Uhr und wir zählen runter. Außerdem hören wir den Muezzin lange rufen. Ansonsten bleibt es ruhig.
Generell gestaltet sich mein Alltag entspannter zur Ramadan-Zeit und ich bin mehr zuhause. Ich versuche mich den Jordanier*innen anzupassen und unternehme eher abends etwas mit Freund*innen und verabrede mich zum Beispiel zum Essengehen.
Auch im Lehrer*innenzimmer ist es leiser und manche Lehrkräfte dösen auch auf den Tischen in den Pausen. Manchmal finde ich einen leeren Raum, in dem ich essen kann (in Absprache mit der Schule), an anderen Tagen faste ich während der Schulzeit mit.
Trotz Ramadan reise ich an den Wochenenden viel in Jordanien. Besonders an den touristischen Orten wie Petra oder Wadi Rum vergesse ich schnell, dass Ramadan ist. Essen und Trinken wird hier auch tagsüber toleriert und mehr Restaurants und Cafés haben geöffnet und bieten zum Teil sogar Sitzmöglichkeiten draußen an.
Alles in allem bin ich dankbar diese Zeit miterleben zu können und an dieser besonderen religiösen Tradition teilhaben zu können. Zwar sind viele Menschen müder als sonst, es ist aber auch die Zeit der guten Taten und Dinge wie Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft sind noch wichtiger.
Dabei denke ich besonders an einen Abend zurück. Ich bin mit einer Freundin die vielen Treppen hinauf zur Abu-Darwisch-Moschee gestiegen. Mit dem Näherrücken des Sonnenuntergangs beobachteten wir die Menschen auf den Platz – auf dem Weg nach Hause, noch die letzten Einkäufe tätigend, ja sogar einen Mann auf einem Esel entdecken wir. Kurz vor der Iftar-Zeit, verteilen Helfer*innen des angrenzenden Krankenhauses Wasserflaschen an die Menschen auf dem Platz. Pünktlich zur Iftar-Zeit lauschen wir dem langen Ruf des Muezzins.
Als wir nach dem Ramadanbrechen durch die Straßen schlendern, möchte uns ein Mann sogar zu sich in seinen Friseursalon zum Essen einladen. Auch auf dem Rückweg nach Downtown treffen wir junge Mädchen, welche darauf bestehen, dass wir uns etwas von ihrem süßen Gebäck nehmen.
Ein Abend, der mir mal wieder zeigte, dass es bei Ramadan, um mehr als das reine Fasten geht.
Ramadan Mubarak!
In der Schule
Als ich das erste Mal, knapp zwei Wochen vor Ramadan-Beginn, im Lehrer*innenzimmer nachfrage, was sich in der Schule ändern wird, meint eine Lehrerin nur: „Wir werden müde sein, aber die Kinder werden immer noch voller Energie sein.". Außerdem wird die Schulzeit verkürzt und jede Unterrichtsstunde dauert nur noch 35 Minuten. Somit beginnt die Schule morgens erst um 9 Uhr und endet bereits um 14 Uhr 05.Je nach Klassenstufe kann ich verstehen, was die Lehrerin damals meinte. Besonders in den jüngeren Klassen sind die Schüler*innen sehr energiegeladen. In den höheren Klassen habe ich hingegen das Gefühl, dass die Schüler*innen müder als sonst sind. Ein Deutschlehrer erzählt mir, dass die meisten Schüler*innen ab der siebten Klasse fasten. Aber auch in der ersten Klasse erzählen mir viele Schüler*innen, dass sie fasten - häufig aber "nur" tageweise.
Am ersten Tag sind alle Schüler*innen sehr aufgeregt und ich sehe viele Klassenzimmer, in denen auf YouTube zu Ramadan-Liedern mitgesungen wird. Alle wünschen sich gegenseitig „Ramadan Kareem“ (Großzügiger Ramadan) oder „Ramadan Mubarak“ (Gesegneter Ramadan). Außerdem laufen die Schüler*innen mit Trommeln durch die Schulgänge. Auch in den Tagen zuvor stelle ich fest, dass sich viele freuen und gespannt sind. Die Schule wird in allen Ecken und Klassenzimmern geschmückt und es gibt einen kleinen "Stand", an welchem mir beim Vorbeilaufen turkish coffee sowie ein kleines, rundes Gebäck mit Dattelfüllung (Semolina) angeboten wird.
In Amman
Es fühlt sich fast schon ein bisschen unheimlich an, als ich am ersten Ramadan-Tag durch die Straßen in meinem Viertel Weibdeh laufe. In fast allen Läden sind die Rollläden unten und man sieht kaum Menschen auf den Straßen. Normalerweise ist es hier sehr trubelig und die Menschen halten sich in den vielen Cafés, Restaurants oder auf den Straßen auf.Nachmittags haben Supermärkte, Einkaufsläden, Museen oder andere Touristenattraktionen zum Teil nur bis circa 16 Uhr geöffnet. Die Supermärkte öffnen häufig aber wieder nach Iftar am Abend.
Generell verschiebt sich das Leben auf den Abend und die Nacht, was insbesondere in der ersten Nacht zu hören ist. Abends empfinde ich die Stimmung auf den Straßen draußen aber als sehr schön. Alles erwacht langsam wieder zum Leben und die Menschen verabreden sich zum Essen. Manchmal bekommen wir beim Essengehen auch Datteln für das klassische Fastenbrechen geschenkt. Auch Tee wird häufig aufs Haus ausgeschenkt. Im Dunkeln kommt zudem die ganze Ramadan-Beleuchtung an den Häusern und in den Straßen besser zur Geltung, was mich sehr oft an Weihnachten erinnert.
Persönlich
In den letzten Tagen vor Ramadan habe ich oft über die Dinge nachgedacht, die ich wahrscheinlich zum letzten Mal mache – da ich Jordanien noch in der Ramadan-Zeit verlassen werde. Das letzte Mal draußen in der Sonne in diesem Café sitzen, das letzte Mal über den Markt laufen und vor Ort verschiedene Dinge probieren, das letzte Mal ein Eis mit Aussicht bei Tag essen.Umso gespannter bin ich, als ich mich am ersten Ramadan-Abend pünktlich zur Iftar-Zeit mit einer Freundin auf die Dachterrasse stelle und wir gespannt lauschen. Es fühlt sich fast ein bisschen wie an Silvester an, ich schaue auf die Uhr und wir zählen runter. Außerdem hören wir den Muezzin lange rufen. Ansonsten bleibt es ruhig.
Generell gestaltet sich mein Alltag entspannter zur Ramadan-Zeit und ich bin mehr zuhause. Ich versuche mich den Jordanier*innen anzupassen und unternehme eher abends etwas mit Freund*innen und verabrede mich zum Beispiel zum Essengehen.
Trotz Ramadan reise ich an den Wochenenden viel in Jordanien. Besonders an den touristischen Orten wie Petra oder Wadi Rum vergesse ich schnell, dass Ramadan ist. Essen und Trinken wird hier auch tagsüber toleriert und mehr Restaurants und Cafés haben geöffnet und bieten zum Teil sogar Sitzmöglichkeiten draußen an.
Alles in allem bin ich dankbar diese Zeit miterleben zu können und an dieser besonderen religiösen Tradition teilhaben zu können. Zwar sind viele Menschen müder als sonst, es ist aber auch die Zeit der guten Taten und Dinge wie Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft sind noch wichtiger.
Dabei denke ich besonders an einen Abend zurück. Ich bin mit einer Freundin die vielen Treppen hinauf zur Abu-Darwisch-Moschee gestiegen. Mit dem Näherrücken des Sonnenuntergangs beobachteten wir die Menschen auf den Platz – auf dem Weg nach Hause, noch die letzten Einkäufe tätigend, ja sogar einen Mann auf einem Esel entdecken wir. Kurz vor der Iftar-Zeit, verteilen Helfer*innen des angrenzenden Krankenhauses Wasserflaschen an die Menschen auf dem Platz. Pünktlich zur Iftar-Zeit lauschen wir dem langen Ruf des Muezzins.
Ramadan Mubarak!