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Treppen

Mit dem Einzug in die Wohnung, in der ich 75% meiner Zeit in Rio de Janeiro wohnen sollte, verließ ich die privilegierte „Zona Sul“, die dank einiger international bekannter Sehenswürdigkeiten wie den bereits genannten Stränden oder dem Zuckerbrot [Begriffserklärung folgt] die Stadt zum Aushängeschild Brasiliens machen. Meine neue „Hood“ hieß Santa Teresa, und die Wohnung befand sich direkt an der Grenze zu Lapa, einem sehr lebendigen Ausgehviertel Rio de Janeiros. Bekannt ist hier auch die Treppe von Selarón.
 
Treppe mit Fließen

Treppe mit Fließen | @ Leo Poppe

Noch mehr Treppen

Das war aber nicht die einzige Treppe, die mein Leben hier bereichern sollte. Santa Teresa ist das Viertel der Treppen. Neben ein paar hippen Bars, vielen wunderschönen Graffitis und einer Bimmelbahn ist das Viertel auch deswegen empfehlenswert für einen Besuch, da es auf einem Berg liegt und man insbesondere vom Parque das Ruínas, einem Kulturzentrum mit öffentlichem Park sowie einer Kunstgalerie einen wunderbaren Ausblick auf das Zuckerbrot hat.
Die Treppen hier sind allerdings Treppen mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad. Wenn du von der Arbeit kommst, der Kreislauf nach einigen Espressi langsam herunterfährt und du bereit für den Mittagsschlaf bist, ist es sehr kontraproduktiv, wenn dann noch eine solche Treppe vor dir liegt und du danach erstmal kalt duschen musst:
 
Treppe mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad

Treppe mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad | @ Leo Poppe

Der Endboss

Treppen gibt es in Rio de Janeiro aber nicht nur in Santa Teresa. Die wohl anspruchsvollste Treppe ist der „Endboss“. Sie ist die letzte Etappe des Wanderweges auf den Berg Pico da Tijuca, eines mehrstündigen Trails durch den Wald, der die Stadt auch wunderbar grün macht. Meistert man diese Treppe, an der man sich phasenweise nirgendwo festhalten kann und die nicht nur steil, sondern auch irgendwie schief ist, wird einem ein wunderschöner 360° Ausblick versprochen. Das Versprechen wird gehalten, aber schaut man auf die Füße, sieht man, dass man auf einem riesigen Ameisenhaufen steht, der den Gipfel formt. Und es sind nicht irgendwelche Ameisen, sondern fast Daumengroße und tiefrote Feuerameisen, die sich, wenn du nach unten blickst, bereits zahlreich mit ihren unheimlich großen Zangen in deinen Schuhen festgebissen haben und langsam deine Socken ins Visier nehmen. Nach der Erfahrung bevorzugst du die Treppe, um den Ausblick zu genießen, und trittst anschließend den Rückweg mit leicht verrenktem Hals an, da du ja unbedingt den versprochenen 360° Blick haben wolltest, auch wenn du dich auf der Treppe kaum bewegen konntest, um das Gleichgewicht zu halten.
 
Endboss

Endboss | @ Leo Poppe

​​​​​​​ Über den Autor
Leonard Poppe studiert die Fächer Geschichte und Geographie an der Universität Hamburg und absolvierte vom 21.10.-16.12.2022 ein Schulwärts!-Praktikum an der Escola Intercultural Brasil-Alemanha in Vista Alegre, Rio de Janeiro.

 

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