Blog #4
Projekte über Projekte
Seit die Herbstferien vergangen sind, findet der Unterricht wieder in Präsenz statt, was ich sehr genieße. Da mein ursprünglich geplantes Projekt „Schwätze wie die Schwoba“ (für alle nicht-Schwäb*innen: „Sprechen wie die Schwaben“) aufgrund des Sprachniveaus und Interesses der Lernenden eher wenig sinnvoll erschien, entschied ich mich dazu, stattdessen einige andere Ideen umzusetzen.
„Zuhause“ – Was bedeutet das?
So kam es mir sehr gelegen, dass meine Freundin (und Poetry-Slammerin) Laura Gommel aus Deutschland zu Besuch war. Ich durfte sie in zwei Klassen einladen, in denen wir eine Stunde zum Thema Poetry Slam hielten – natürlich mit abschließender Vorführung! Mit ihrem Text „Für meinen Opa“ konnte ich Lauras Besuch wunderbar in mein kleines Projekt „‚Zuhause‘ – Was bedeutet das?“ in der 11. Klasse (Niveau B1) einbinden.
Das Projekt zog sich über vier Unterrichtsstunden á 45 Minuten. Zur anfänglichen Erarbeitung des Begriffs „Zuhause“ verwendeten die Schüler*innen unter anderem das Lied „Oft gefragt“ der Kölner Band AnnenMayKantereit und verschiedene Zitate aus deutschsprachigen Liedern und Gedichten. In der darauffolgenden Unterrichtsstunde wurden anhand des Videos „Zuhause“ der Band Feine Sahne Fischfilet weitere Perspektiven auf das Thema beleuchtet. So befassten sich die Schüler*innen mithilfe von Info-Stationen mit Themen wie Flucht und Obdachlosigkeit.
Als Hausaufgabe befragten sie drei Personen aus ihrem Umfeld dazu, was „Zuhause“ für sie bedeute. Die entstandenen Interviews wurden in der dritten Stunde gemeinsam ausgewertet und die Mind-Map der „Zuhause“-Definitionen um einige Beispiele ergänzt. Zudem gab es Input in Form der Poetry Slam-Stunde, in die Schüler*innen gemeinsam den Text „Für meinen Opa“ analysierten. In der abschließenden Stunde schrieben die Schüler*innen selbst einen Text zum Thema – mit großartigen Ergebnissen!
Abgesehen von dem „Zuhause“-Projekt durfte ich in der 12. Klasse eine kleine Infoveranstaltung zum Thema „Studium in Deutschland“ vorbereiten, in der es um grundsätzliche Fragen zum Studium, aber auch um Finanzierungsmöglichkeiten ging. Nachdem die Schüler*innen verschiedenste Informationen gesammelt hatten, durften sie selbst ein kleines Gedankenexperiment wagen: Jede*r Schüler*in wählte seine*ihre „Traumstadt“ für ein Studium aus, sammelte Informationen zur Uni und zum Leben in der Stadt und kreierte einen Flyer zum Studienort ihrer Wahl. Dabei erstreckte sich die Auswahl der Städte von Aalen bis hin zu Berlin – zu meiner großen Verwunderung hatte sich jedoch niemand für meinen Studienort Tübingen entschieden!
Hier möchten meine Zwölftklässler*innen gern studieren | © Eliane Leberer Neben Projekten und dem Unterricht ging ich natürlich weiterhin meiner neuen großen Leidenschaft nach: Mit Bus und Bahn Rumänien erkunden. Auch wenn sich das häufig als abenteuerlich erweist, bin ich bisher immer an meinem Ziel angekommen. Aufregend sind die Busreisen auch deshalb, weil ich trotz Rumänisch-Unterricht bei Weitem noch nicht alles verstehe, was die Busfahrer*innen oder Ticketverkäufer*innen mir in der Eile zurufen. So saß ich nicht selten auf dem falschen Sitzplatz oder stand an einer Bushaltestelle, während der Bus am anderen Ende der Stadt losfuhr.
Zukünftigen Rumänien-Reisenden ohne Auto kann ich dennoch ans Herz legen, nach Möglichkeit mit dem Bus zu fahren. Im Vergleich zum Zug ist man mit dem Bus meist doppelt so schnell, da die Züge ziemlich langsam unterwegs sind und oft in den kleinsten Ortschaften halten. Das Zugfahren hat hingegen den Vorteil, dass es meist günstiger ist und man viel von der Landschaft sieht. Viele Regionalzüge sehen genauso aus wie die Regionalbahn in Deutschland – die Regionalexpresse sind jedoch teilweise schon etwas betagter. Da das Zugfahren (zumindest laut Aussagen der Menschen aus meinem Umfeld in Sebeș) unter den Rumäni*innen nicht sehr beliebt ist, hat man häufig ein 6er Abteil für sich – Hogwarts-Express-Romantik pur!