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Blog #6
Interview: Wie lernen die in Rumänien eigentlich Deutsch?

In dieser Woche habe ich mit einem Schüler begonnen, das neue Schulmagazin ins Internet zu verfrachten. Im Prüfungs- und Lernstress braucht das natürlich seine Zeit. Hier findet ihr schon mal ein Interview, das ein paar Schülerinnen mit mir geführt haben.
Im Klassenzimmer © Carmen Dumitrescu Gustav Beyer wollte mit uns seine Erfahrungen teilen, die er gerade an unserer Schule und am Goethe-Institut Bukarest macht. Deshalb hat er unsere Fragen beantwortet.

Wo und was hast du studiert?

Ich habe in Leipzig studiert und zwar Philosophie. Bald kann ich in der Grundschule als Lehrer arbeiten. Dort bringe ich Kindern im Alter von ca. 6 bis 11 Jahren Deutsch, Mathematik oder auch Philosophie/Ethik bei. Parallel arbeite ich als Journalist.

Welche sind deine Hobbys?
Ich gehe bouldern und tanze sehr gerne: Contact Improvisation. Da bist du mit anderen Menschen permanent in Kontakt. Wir fallen über- und durcheinander, manchmal mit und manchmal ohne Musik.

Was hat dich motiviert, nach Rumänien zu kommen?
An der Uni lernen wir, dass die Schulsysteme von Land zu Land und Region zu Region ganz anders sind. In Skandinavien soll alles perfekt sein, in manchen asiatischen Ländern das System nicht gut entwickelt. Ich möchte wissen, was dahintersteckt und woran sich Entwicklungsstufen festmachen lassen. Deshalb bin ich mit einem Programm des Goethe-Instituts hier, das sich an Lehramtsstudierende und Lehrer richtet. Ich möchte schauen, was eure „Probleme“ sind im Deutsch-als-Fremdsprache-Unterricht. Ich kann ja schließlich schon Deutsch sprechen und deswegen ist es sehr interessant, worüber ihr gelegentlich stolpert und wie ihr diese Probleme löst.

Was sind Unterschiede zwischen dem rumänischen und dem deutschen Bildungssystem?
In Deutschland gehen die Kinder vier oder sechs Jahre lang in die Grundschule und dann splittet sich das: In einigen Bundesländern gibt es die Hauptschule, die Realschulen und Gymnasien. Manchmal auch Oberschulen und Gymnasien – das ist wirklich nicht gerade einheitlich bei uns. Mich hat überrascht, dass ihr keine klassischen „Ausbildungen“ habt wie wir.

Wie feiert man in Deutschland Weihnachten und Ostern?
Es ist sehr ähnlich wie bei euch, da in Deutschland auch viele Christen leben. Ich habe aber noch niemanden gesehen, der mit seinen Eiern angestoßen hat. Wir sagen nicht „Hristos a inviat”. Aber wir haben den Osterhasen (oder die Eltern, pssst…), der Eier für die Kinder versteckt.
Am 24. Dezember feiern bei uns viele Heiligabend. Da kommt das Christkind oder der Weihnachtsmann und es gibt Geschenke! Darauf folgen die Weihnachtsfeiertage. Familien treffen sich und verbringen Zeit miteinander. Im Gegensatz zu Rumänien gibt es bei uns in der Adventszeit davor den Adventskalender. Jeden Tag bis zum 24. Dezember wird ein Türchen geöffnet, dahinter befinden sich meistens Bilder oder Schokolade. Dass sie das bei euch noch nicht eingeführt haben – bei uns bringt das kommerziell echt viel ein!


Was liebst du am meisten an Rumänien?
Ich bin hier jetzt schon seit zwei Monaten. Besonders super finde ich, dass die meisten Menschen hier sehr offen sind. Ich wurde bestens empfangen, weil die Menschen mir sehr herzlich und neugierig und hilfsbereit begegnet sind. Außerdem liebe ich die Natur hier und war schon viel unterwegs. Aber da geht natürlich noch was!

Was ist dein Eindruck von der Cosbuc-Schule?
Witzig: Weil viele Schüler zur Schule gehen und das Gebäude verhältnismäßig klein ist, findet der Unterricht in Vor- und Nachmittagsschichten statt. Das kannte ich so aus Deutschland nicht. Im Lehrerzimmer spreche ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen vier Sprachen: Englisch, Französisch, Deutsch… und ich probiere natürlich auch Rumänisch.

Welchen Rat würdest du dir selbst geben, wenn du noch einmal so alt wärst wie wir jetzt?
Im Rückblick hat es mir oft geholfen, mich positiv und risikobereit an neue Situationen zu wagen. Auch, wenn ich nicht wusste, wie es am Ende wird.

Interview: Ioana Iulya

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