Blog #4
„WIR SIND AB MORGEN ONLINE“
Das war die Nachricht, die der Freude darüber, dass ich mein Praktikum um zwei Wochen verlängern konnte, einen kleinen Dämpfer verpasste. Insbesondere für den Sprachenunterricht habe ich das Online-Format in der Vergangenheit immer als eher schwierig wahrgenommen. Aber ganz egal, es ließ sich nun sowieso nicht mehr ändern und also ging es vor nunmehr fast vier Wochen los. Zuerst gab es ein paar organisatorische Dinge zu klären, da ich zuerst einmal in alle Online-Klassenräume hinzugefügt werden musste. Danach verliefen die ersten Tage dann tatsächlich sehr „normal“. Das liegt vor allem daran, dass im Deutschunterricht an meiner Schule teilweise sehr eng am Buch gearbeitet wird und es von diesem Buch auch eine digitale Version gibt. Alle waren engagiert dabei und alles lief reibungslos. Sehr optimistisch, dass es auch unter diesen Bedingungen funktionieren kann, ging ich in das erste Wochenende.
Je länger der Online-Unterricht jedoch andauert, desto mehr wächst das Gefühl, Schüler*innen zu „verlieren“. Dadurch, dass der Unterricht in der Regel mit abgeschalteter Kamera stattfindet, ist es sehr schwer nachzuvollziehen, wer tatsächlich aufpasst und das Maß an Mitarbeit ist durchaus wechselhaft. Deshalb bin ich sehr gespannt, ob sich die Vermutung am Ende bewahrheitet, dass es manchen Schüler*innen sehr viel schwerer fällt, im Online-Format zu lernen. Allen, auch den Lehrkräften, ist anzumerken, dass sie sich den Präsenzunterricht zurück wünschen. Instabile Internetverbindungen oder fehlende Mikrofone machen die Arbeit nicht unbedingt einfacher.
Die Berge in der Nachbarschaft
Am Wochenende war ich mit Freund*innen und einem befreundeten Kollegen aus der Schule wandern. Da das Gebirge direkt vor der Haustür liegt, kommt man sehr einfach mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu allen möglichen Wanderrouten. Er hat uns einen Ort gezeigt, der für ihn ein ganz besonderer Ort ist, weil man das Gefühl hat, dass man von dort aus über ganz Bulgarien blicken kann. Und er hatte nicht zu viel versprochen: Die Aussicht war wirklich unfassbar toll! Mit über 50.000 Schritten waren wir jedoch bei unserer Rückkehr am Abend ziemlich erledigt. Aber auch insgesamt ist der Herbst hier in Sofia zu einer meiner Lieblingsjahreszeiten geworden, weil er einfach unfassbar strahlend und bunt ist! Sehr zu empfehlen am Sonntag: Die Schachspieler*innen im City Park!
Gemeinsam mit zwei Freund*innen, die auch Lehrkräfte in Sofia sind, habe ich das Online-Format genutzt, um das „Home-Office“ für ein paar Tage in eine weiter entfernte Umgebung zu verlegen. Das ermöglichte uns unter anderem einen Sprung in das eiskalte Schwarze Meer nach dem Unterricht, eine Fahrt über den Bosporus und einen winkenden Gruß über die Donau rüber zur lieben Eliane in Rumänien (die das im viele Kilometer entfernten Sebes natürlich nicht wirklich sehen konnte). Endlich wieder echte Menschen!
Nach vier Wochen ausschließlichem Online-Unterricht sind mittlerweile die ersten bis vierten Klasse, sowie die Vorschule wieder zurück im Präsenzunterricht. Es war so ein schönes Gefühl endlich wieder mit echten Menschen zu arbeiten. Zudem sind die Kleinen unfassbar goldig und ich habe seit dem ersten Tag alle in mein Herz geschlossen. Letzte Woche kam eine Mutter zu mir und hat mich gefragt, ob ich nicht einfach länger bleiben könne, weil ihre Tochter seit ich da bin sogar zuhause Deutsch üben möchte und doppelt motiviert ist, da sie merkt, dass „echte Deutsche“ (Zitat!) sie verstehen.
Online Freundschaften in Deutschland
Bereits vor ein paar Wochen habe ich in den älteren Klassen herum gefragt, ob Interesse an einer Email-Freundschaft nach Deutschland besteht und es haben sich tatsächlich zehn Schüler*innen bei mir gemeldet und schreiben nun bereits das zweite Mal Emails mit einer Klasse aus Deutschland. Beide Seiten sind super glücklich mit der Erfahrung und finden es total aufregend, dass sie mit Menschen aus einem anderen Land kommunizieren können. Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt.