Blog #2
Neue Schulen, neue Einblicke
Seit einigen Wochen absolviere ich schon mein Praktikum am Publiczne Liceum Ogólnokształcące Politechniki Łódzkiej. Ein Liceum ist eine der verschiedenen Schulen, die die Schüler*innen nach der achtjährigen Grundschule besuchen können. An dieser Schule sind die Unterrichtszeiten an den universitären Ablauf angepasst, sodass jede Schulstunde zur vollen Stunde beginnt und um Viertel vor endet. Zwischen den Stunden sind also immer 15 Minuten Pause.
Publiczne Liceum Ogólnokształcące Politechniki Łódzkiej
| © Inken Heinz
Anfangs stand ich meiner betreuenden Lehrkraft Agnieszka hauptsächlich unterstützend beiseite und habe vor allem in mündlichen Kommunikationsübungen mit den Schüler*innen gearbeitet. Nach und nach konnte ich auch schon eigene Unterrichtsstunden durchführen, wobei es besonders spannend ist zu sehen, wie die gleiche Unterrichtsstunde von den verschiedenen Klassen unterschiedlich realisiert wird. Dabei ist zu erwähnen, dass in meiner Schule die Fremdsprachen in geteilten Klassen unterrichtet werden, sodass immer nur 10 bis 15 Lernende in einer Gruppe sind. Dies ermöglicht natürlich ein besseres Eingehen auf die einzelnen Bedürfnisse der Schüler*innen und ein individuelleres Arbeiten.
Außerdem habe ich die Möglichkeit, am Deutschunterricht der anderen Lehrkräfte und am Englischunterricht teilzunehmen. Diese Woche hatte ich auch das erste Mal die Gelegenheit, in den polnischen Matheunterricht reinzuschnuppern. Durch diese Vielfalt bekomme ich einerseits einen Einblick in verschiedene Lehrstile und Methoden und andererseits kann ich vor allem im Deutschunterricht so mehr Schüler*innen den Kontakt mit einer Muttersprachlerin beim Deutschlernen ermöglichen.
© Inken Heinz
Was mir direkt aufgefallen ist, ist, dass der Umgang der Lehrkräfte mit den Schüler*innen viel persönlicher ist, als man es klassischerweise aus Deutschland kennt. Ein kochani (meine Lieben) ist eine übliche Anrede, wenn man sich an alle Schüler*innen gleichzeitig wenden möchte und die Lehrkräfte werden entweder mit Vornamen oder etwas förmlicher mit pan/pani profesor angesprochen. Zumindest bei den Lehrkräften, bei denen ich dem Unterricht beiwohnen konnte, wird auch viel in Gruppen- und Partnerarbeit gearbeitet, sodass der Unterricht durch die verschiedenen Sozialformen etwas aufgelockert wird.
Mittwochs darf ich Agnieszka an die Anglojęzyczna Szkoła Podstawowa przy Szkole Europejskiej begleiten. Das ist eine Grundschule, die einen Fokus auf Sprachen legt und in der die Lernenden schon ab der fünften Klasse den Deutschunterricht besuchen können. Da es sich hier um eine Privatschule handelt, sind die Deutschkurse sehr klein. In den Klassen, in denen ich dabei war, war die Teilnehmendenzahl zwischen fünf und elf Lernenden, was natürlich auch hier ein viel fokussierteres Lernen ermöglicht.
In beiden Schulen tragen die Schüler*innen eine Schuluniform, was aber in Polen kein Standard ist. Diese ist aber, im Gegensatz zu den Uniformen, die man aus England kennt, etwas legerer, da beispielsweise das Tragen des Schulpullis im alltäglichen Unterricht ausreicht.
Insgesamt wurde ich in an den Schulen sehr gut aufgenommen und ich freue mich über jeden Tag, an dem ich am Unterricht teilnehmen kann. Durch das SCHULWÄRTS!-Praktikum habe ich das erste Mal die Gelegenheit, länger als drei Wochen an einer Schule zu sein und so die verschiedenen Abläufe und die Schüler*innen besser kennenzulernen. Auch habe ich das Gefühl, dass meine Anwesenheit im Unterricht die Schüler*innen motiviert, da sie so ihre Sprachkenntnisse anwenden und sich ein authentisches Deutschlandbild aufbauen können.