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Blog #5
Ein typischer Tag

Um einen Einblick in meinen Alltag zu geben, möchte ich exemplarisch einen Dienstag vorstellen. Natürlich verläuft nicht jeder Tag genau gleich und es gibt immer unerwartete Situationen, die den Tagesablauf verändern. 

7:30 – 8:30 Uhr Morgenroutine  
Ein typischer Morgen sieht bei mir so aus, dass ich zuallererst mir einen Kaffee zubereite und mich dann für die Schule fertig mache. Im Anschluss frühstücke ich und gehe zur Straßenbahnhaltestelle. Sowohl die Schule als auch meine Wohnung sind jeweils nur fünf Minuten von der Haltestelle entfernt, sodass ich mit der fünfzehnminütigen Fahrt nur eine kurze Anreise zur Schule habe.

9:00 – 14:00 Uhr Schule
Dienstags bin ich für vier Schulstunden in der Schule und habe eine Freistunde, die ich gerne zum Einkaufen oder Vorbereiten von Unterrichtsstunden nutze. Meine Aufgaben in der Schule hängen immer vom aktuellen Bedarf ab und ändern sich von Stunde zu Stunde. Vor allem am Anfang habe ich viel hospitiert, in Gruppenarbeiten die Schüler*innen sprachlich unterstützt und ihnen eine Möglichkeit gegeben, auf Deutsch zu kommunizieren. Am Liceum gibt es drei Deutschlehrkräfte, wobei ich hauptsächlich bei Agnieszka im Unterricht bin. Wochenweise werde ich “ausgeliehen” und halte Stunden in den anderen Deutschklassen, sodass ich auch diese Schüler*innen kennenlernen darf. Dabei bekomme ich auch wertvolle Rückmeldungen von den Lehrkräften, die ich sehr zu schätzen weiß. Zusätzlich dazu hospitiere ich auch manchmal in meinen eigentlichen Unterrichtsfächern Mathe und Englisch.

Letztens durfte ich sogar für sieben Tage den Vertretungsunterricht übernehmen, da Agnieszka krank war. Das war für mich eine sehr besondere Erfahrung, da man in den Schulpraktika in Deutschland nur unter Beobachtung Unterricht halten konnte und es doch insgesamt nur wenige Stunden waren. Hier hatte ich erstmals die Gelegenheit, alleine eine Klasse zu führen und den Unterricht zu gestalten. Da das Deutschniveau der Schüler*innen relativ niedrig ist, fanden die Stunden auf einem Sprachenmix von Deutsch, Polnisch und Englisch statt, damit ich sicherstellen konnte, dass die Aufgaben richtig verstanden wurden. Von den Lernenden habe ich auch die Rückmeldung bekommen, dass sie diesen mehrsprachigen Aspekt sehr genossen haben, da sie sich der Sprache bedienen konnten, in der sie sich im Moment am besten ausdrücken konnten.
Niemiecki © Inken Heinz Natürlich gab es in diesen Stunden auch einige Dinge, die nicht optimal liefen, die ich dann im Nachhinein reflektiert habe. Beispielsweise habe ich in dieser Woche gelernt, wie wichtig es ist, die Unterrichtsphasen richtig anzuordnen, da nach einer sehr aktiven Phase oft Unruhe in der Klasse herrscht und eine konzentrierte Einzelarbeit direkt im Anschluss schwerer durchführbar ist.

15:00 – 16:30 Uhr Polnischunterricht 
Ich habe mich dazu entschieden, Polnischstunden an einer Sprachschule zu nehmen. Bereits vor meinem Aufenthalt habe ich die Grundlagen des Polnischen mit Hilfe von Apps und Internetseiten erlernt, jedoch ist das kein Vergleich zu dem, was man von einer Lehrkraft lernen kann. Aufgrund meiner fortgeschritteneren Sprachkenntnisse gab es von der Sprachschule aus nur die Option, Einzelstunden zu nehmen, was ich aber keinesfalls bereue. Da ich keine Sprachzertifikate erwerben muss, fokussieren meine Lehrerin und ich uns in den Stunden auf die sprachlichen Mittel, die man im Alltag braucht.

Auch ist es sehr interessant, wenn die Schüler*innen am Liceum oder an der Grundschule zufälligerweise auf Deutsch die selben Dinge lernen wie ich auf Polnisch, was beispielsweise beim Imperativ der Fall war. So kann ich besser verstehen, welche Probleme die Schüler*innen im Deutschunterricht haben könnten, da ich die Regeln in ihrer Muttersprache nachvollziehen kann. Auch den Alltag erleichtern Polnischkenntnisse sehr, da doch immer wieder Menschen kein oder kaum Englisch können und man sich so mit ihnen verständigen kann. 

17:00 – 19:30 Uhr Vorbereiten von Unterrichtsstunden / Freizeit
Nach der Schule nutze ich die Zeit oftmals für organisatorische Dinge, die noch so anstehen. Häufig beinhaltet das das Planen von Unterrichtsstunden oder das Nachbereiten meiner Polnischstunden. Auch helfe ich meiner Mentorin dabei, Aufgaben für eine für den Onlineunterricht geplante Aufgabensammlung zu entwickeln. Wenn ich mal nichts zu tun habe, nutze ich die Zeit, um zu entspannen, zu lesen oder Filme zu schauen.

20:00 – 21:00 Uhr Training
Zweimal in der Woche gehe ich abends ins Krav Maga, eine Sportart, die ich auch in Deutschland ausübe. Der Vorteil ist, dass ich einerseits fit bleibe und andererseits so auch neue Kontakte knüpfen kann. Da das Training komplett auf Polnisch ist, ist das auch immer eine Gelegenheit für mich, meinen Wortschatz zu erweitern und die sprachlichen Kenntnisse zu verbessern. Auch ist es eine schöne Abwechslung zum Schulalltag, bei dem man doch hauptsächlich an einem Tisch sitzt. 

21:30 – 23:00 Uhr Abendroutine 
Nach dem Training lasse ich den Abend gemütlich ausklingen. Manchmal treffe ich in der Küche beim Kochen meine Mitbewohner*innen, mit denen ich mich dann unterhalte. Ich wohne mit einer Polin, zwei Polen, einer Griechin und einem Griechen zusammen. So kann ich auch in der Freizeit sowohl mein gesprochenes Polnisch als auch mein gesprochenes Englisch verbessern. Nach dem Abendessen lese ich oft noch etwas und gehe dann gegen 23:00 Uhr schlafen. 

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