Blog #3
Genuss mit allen Sinnen
Vor meiner Reise nach Jordanien habe ich gehört, dass viele ausschließlich essen gehen, weil es hier, vor allem auf lokale Speisen bezogen, einfach so günstig und gut ist. Deshalb habe ich mich auch sehr auf das Essen im Nahen Osten gefreut und wurde bisher nicht enttäuscht. In den ersten zwei Wochen habe ich mich durch viele arabische Speisen probiert, musste dann aber dennoch auch selbst mal zum Kochlöffel greifen, da das Essen hier doch auch sehr kohlenhydrat- und fetthaltig ist. Meine Hauptspeise waren in den ersten Tagen definitiv Falafel. Falafel werden vor allem als Bestandteil der Mezze oder als Sandwich mit unterschiedlichen Dips, wie Hummus oder Mutabbal, einer Auberginencreme, serviert. Super lecker sind auch die kleinen pizzaartigen Teigteilchen, Manakeesh genannt, die mit Unterschiedlichstem gefüllt oder belegt werden. Da beides direkt in meiner Straße erhältlich ist und die Lebensmittel selbst im Verhältnis leider nicht so günstig sind, erschwert die Motivation zum selbst Kochen natürlich erheblich. Mein Lieblingsdessert ist das traditionelle Kunafeh, eine Süßspeise aus Käse und süßem Gebäck. Darüber, dass es das beste Kunafeh der Stadt bei Habibah gibt, sind sich hier übrigens alle einig.
Dass das Essen bei den Jordanier*innen eine große Rolle spielt, durfte ich den vergangenen Freitag am eigenen Leib erfahren. Hathami, eine sehr liebe Französischlehrerin unseres Departments, hat uns Deutschlehrerinnen zu sich nach Hause zu einem sehr leckeren Mansaf-Essen eingeladen. Mansaf ist das Nationalgericht Jordaniens und besteht aus Lamm mit Reis. Die Hauptzutat ist das Jameesh, ein gegorener und getrockneter Joghurt aus Ziegenmilch, aus dem die Soße zubereitet wird und der sogar pur getrunken wird. Das Mansaf bekommt somit wirklich einen sehr besonderen Geschmack und ist sicher nicht für jeden etwas, mir hat es aber sehr gut geschmeckt und ich freue mich auf das Entdecken vieler weiterer mir unbekannter Gerichte.Meine beiden absoluten Lieblingsorte sind mittlerweile zum einen unser Rooftop, und zum anderen das gegensätzliche, quirlige Downtown geworden. Auf Ersterem kann man nach der Schule die Sonne genießen und die Seele baumeln lassen. In Downtown liebe ich es durch die vielen kleinen und bunten Geschäfte zu schlendern und dabei immer wieder etwas Neues zu entdecken. Aufgrund der Redseligkeit der Menschen hier, kommt man kaum zum Einkaufen, sondern wird in Gespräche verwickelt und sogar zum Kaffee eingeladen. Eine Downtown-Tour wird dann immer an einer der zahlreichen Stände mit einem super leckeren, frisch gepressten Saft abgeschlossen. Zum letzten Mal stattgefunden hat dieses Wochenende leider auch der Souk Jara an der Rainbow-Street. Das ist ein Handwerksmarkt mit vielen selbst gemachten Produkten.
Neben der Schule versuche ich mich, zusätzlich zum vielen Treppensteigen - Amman ist auf sieben Hügeln gebaut -, fit zu halten und besuche gerne Sportkurse. Da Fitnessstudios hier relativ teuer sind, gibt es ein gutes Angebot an sportlichen Aktivitäten. Da Luisa gerade für den Amman-Marathon trainiert, begleite ich sie ab und zur Sports City, um dort auf einem waldähnlichen Trail joggen zu gehen. Eines meiner Highlights ist auch das Yoga auf dem Rooftop des House of Dreamings, das parallel zum Sonnenuntergang stattfindet. Auch wenn ich es mir momentan aufgrund der Hitze kaum vorstellen kann, haben hier alle Angst vor den kalten und nassen Monaten. Auch in unserer Wohnung stehen überall Heizlüfter, da die Häuser hier sehr schlecht isoliert sind. Während ich in den ersten Nächten aufgrund der Hitze kaum schlafen konnte, empfinde ich es jedoch mittlerweile sogar etwas frisch am Abend. Der Spätsommer Ammans ist somit eingeleitet und ich hoffe, dass mich das kalte Wetter nicht mehr erwischt.