Blog #4
Yallah!
Schulleben
Die letzten Tage habe ich einiges erlebt. Leider mussten wir uns von der lieben Yara verabschieden, da sie die Schule verlassen hat. Dafür ist Rami als neuer Deutschlehrer in unser Team eingetreten. Yaras Zeit an der Schule haben wir natürlich mit anderen Department-Lehrer*innen bei einem gemeinsamen Essen ausklingen lassen.
Abschied von Yara
| © Julia Becker
Des Weiteren habe ich an der Ahliyyah-Schule zusammen mit der Unterstützung von Luisa mit meinem Projekt angefangen. Ursprünglich wollte ich die Fächer Kunst und Deutsch verbinden und eine Druckwerkstatt durchführen. Da die Zusammenarbeit verschiedener Departments jedoch nur schwer möglich ist, habe ich mich jetzt dazu entschlossen mit Comics zu arbeiten und dadurch für mich einen guten Kompromiss gefunden. Die 10. Klasse soll unter dem Thema „Märchen-Comics“ ihr eigenes jordanisches Märchen als Comic gestalten. Eingestiegen wurde dazu in dieser Woche mit dem deutschen Märchen-Comic „Der Froschkönig“ als erste Grundlage. Es war interessant zu sehen, dass die meisten der Mädchen das Märchen bereits kannten und ich bin sehr gespannt, wie sich das Projekt entwickelt und welche Märchen sich die Schülerinnen aussuchen werden.
Einstiegsstunde zum Projekt „Märchen-Comics“
| © Julia Becker
Wadi Rum
Aufgrund einer Lehrerkonferenz hatten Aileen und ich dieses Wochenende den Samstag frei und nutzten dies für einen Ausflug nach Wadi Rum und Aqaba. Mit dem Jett-Bus ging es auf dem Wüsten-Highway in Richtung Süden. Es war spannend aus Amman herauszukommen und diese andere Seite des Landes kennen zu lernen. Auf der mehr als vierstündigen Fahrt passierten wir nur wenige Dörfer und das Landschaftsbild veränderte sich stetig.
In Rum-Village angekommen unternahmen die anderen unserer Gruppe zugleich eine 3-stündige Jeeptour. Ich entschloss mich diese Tour bei meinem zweiten Besuch zu machen und wurde deshalb vom Camp-Besitzer Khaled direkt in unser, vom Dorf zehn Kilometer entfernten, Beduinen-Camp gefahren. Auf der Fahrt erfuhr ich mehr über das heutige Leben als Beduine. Khaled ist in der Wüste aufgewachsen und hat dort die Schule in Rum-Village besucht. Heute versucht er einen Kompromiss zwischen Moderne und Tradition zu finden. Zum einen betreibt er sein traditionelles Beduinen-Camp für Touristen und zum anderen hält er sich oft in Amman auf, um dort auch anderen Arbeiten nachzugehen. Er erzählte mir auch, dass er davon träumt, ein Restaurant mit traditionellen beduinischen Speisen in Amman zu eröffnen.
Nach zwölf Kilometern kamen wir mitten in der Wüste an. Auch wenn es in Wadi-Rum gefühlt 100 Beduinen-Camps gibt und die Wüste als absolutes Touristen-Highlight gilt, hat man hier doch das Gefühl in einer surrealen Welt alleine zu sein. Die Stille und Einsamkeit bildet einen starken Kontrast zum lebendigen Amman und dem lauten Schulalltag. Ich könnte stundenlang auf den Felsen sitzen und mich an dem unglaublichen Panorama der Wüste einfach nicht satt sehen. Der Nachmittag wurde mit einem traditionell im Sand geschmorten Essen und einem offenen Feuer mit Tee perfekt abgeschlossen. Als es dunkel wurde, entschieden wir uns dazu auf dem Felsen draußen zu schlafen und hatten dabei einen Ausblick auf den Sternenhimmel, der sich in der Wüste natürlich von seiner besten Seite zeigt. Eine wirklich unglaublich schöne Erfahrung, die ich während meiner Zeit hier auf jeden Fall nochmal wiederholen werde!
Um das Wochenende voll auszunutzen verbrachten Aileen und ich unsere letzte Nacht in Aqaba am Roten Meer. Aqaba bildet den einzigen Meereszugang Jordaniens und gilt deshalb als beliebtes Touristenziel. Ehrlich gesagt hätte ich mir die Stadt an sich deshalb wesentlich touristischer vorgestellt, als ich sie schlussendlich empfand. Vermutlich befinden sich die meisten Tourist*innen in den großen Hotelresorts mit privatem Strandzugang. Es gibt hier wie in Amman ein Downtown, welches durch verschiedene Geschäfte geprägt wird, und wo lustigerweise bei 35 Grad auffällig viele dicke Decken verkauft werden. Der öffentliche Strand Al-Ghandour, welcher direkt an das Stadtzentrum anschließt, wird sowohl tagsüber, als auch nachts, rege von der lokalen Bevölkerung genutzt. Um im Bikini baden zu können, empfanden wir deshalb den South Beach, 10 Kilometer südlich vom Zentrum, als gute Alternative und wunderschönen Schnorchelspot, der unseren Wochenendausflug perfekt abrundete.